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Throne of Glass – Die Erwählte

Throne of Glass – Die Erwählte

Titel: Throne of Glass – Die Erwählte
Autoren: Sarah Maas
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beobachteten die beiden mit der Hand am Schwert. Und das war auch gut so. In weniger als einer Sekunde konnte sie die Arme über den Kopf des Prinzen werfen und ihm mit der Kette die Luftröhre zerquetschen. Allein schon um Chaols Gesichtsausdruck zu sehen, würde es sich lohnen. Aber der Prinz sprach weiter, als wäre er sich der gefährlichen Nähe zu ihr nicht bewusst. Vielleicht sollte sie deswegen beleidigt sein. »Soweit ich sehen kann«, sagte er, »sind da drei lange Narben und vielleicht ein paar kleinere. Nicht so schlimm, wie ich erwartet hatte, aber … Nun, die Kleider werden das abdecken, nehme ich an.«
    »Kleider?« Er stand so nah bei ihr, dass sie das feine Gewebe seines Umhangs sehen konnte. Und er roch nicht nach Parfüm, sondern nach Pferden und Eisen.
    Dorian grinste. »Was für außergewöhnliche Augen Ihr habt. Und wie wütend Ihr seid!«
    Als der Kronprinz von Adarlan, der Sohn des Mannes, der sie zu einem langsamen, qualvollen Tod verurteilt hatte, jetzt nur noch eine Armlänge von ihr entfernt stand, balancierte ihre Selbstkontrolle auf einem sehr schmalen Grat – direkt über dem Abgrund.
    »Ich verlange zu wissen …«, begann sie, aber der Captain der Garde zog sie so heftig vom Prinzen weg, dass ihre Knochen knackten. »Ich wollte ihn nicht töten, du Affe.«
    »Passt auf, was Ihr sagt, sonst lasse ich Euch zurück in die Minen werfen«, sagte der Captain.
    »Oh, das werdet Ihr wohl eher nicht tun.«
    »Und warum nicht?«, gab Chaol zurück.
    Dorian schlenderte zu seinem Thron und setzte sich. Seine saphirblauen Augen funkelten.
    Celaena sah vom einen zum anderen und richtete sich auf. »Weil Ihr irgendetwas von mir wollt, und es ist so wichtig, dass Ihr sogar persönlich hergekommen seid. Ich bin nicht blöd, auch wenn ich dumm genug war, mich schnappen zu lassen. Es muss um irgendeine geheime Sache gehen. Warum sonst solltet Ihr Euch so weit aus der Hauptstadt herauswagen? Seit ich in diesem Gebäude bin, habt Ihr mich geprüft, ob ich körperlich und geistig gesund bin. Nun, ich weiß, dass ich noch immer bei Verstand und nicht gebrochen bin, trotz des Vorfalls an der Mauer. Deshalb verlange ich zu erfahren, warum Ihr hier seid und welche Dienste Ihr von mir erwartet, wenn ich nicht an den Galgen komme.«
    Die Männer tauschten einen Blick. Dorian legte die Fingerspitzen aneinander. »Ich möchte Euch ein Angebot machen.«
    Ihre Brust zog sich zusammen. Niemals, nicht einmal in ihren kühnsten Träumen, hatte sie sich vorgestellt, einmal mit Dorian Havilliard zu sprechen. Es wäre so leicht, ihn zu töten, dieses Grinsen aus seinem Gesicht zu wischen. Sie könnte das Leben des Königs genauso zerstören, wie er ihres zerstört hatte …
    Aber vielleicht konnte dieses Angebot ihr zur Flucht verhelfen. Wenn sie auf die andere Seite der Mauer gelangte, konnte sie es schaffen. Einfach immer weiterrennen, in den Bergen verschwinden und dort im dunklen Grün der Wildnis in Einsamkeit leben, unter sich einen Teppich aus Kiefernnadeln und über sich eine Decke aus Sternen. Sie konnte es schaffen. Sie müsste nur über die Mauer kommen. Sie war schon so nah dran gewesen …
    »Ich höre«, sagte sie nur.

3
    D ie Augen des Prinzen funkelten amüsiert über ihre Dreistigkeit, verharrten aber etwas zu lange auf ihrem Körper. Sie hätte ihm dafür das Gesicht zerkratzen können. Andererseits – dass er sie trotz ihres furchtbaren Zustands überhaupt ansah … Langsam breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus.
    Der Prinz schlug die langen Beine übereinander. »Lasst uns allein«, befahl er den Wachen. »Chaol, du bleibst, wo du bist.«
    Celaena trat näher, als die Wachen hinausgingen und die Tür schlossen. Großer, großer Fehler. Aber Chaols Gesicht blieb undurchdringlich. Er glaubte doch nicht im Ernst, er könnte sie aufhalten, wenn sie versuchte zu fliehen! Sie streckte den Rücken. Was planten die beiden, dass sie so leichtsinnig waren?
    Der Prinz lachte in sich hinein. »Findet Ihr Eure Unverschämtheit nicht etwas gewagt, wo schließlich Eure Freiheit auf dem Spiel steht?«
    Von allen Dingen hatte sie das am wenigsten erwartet. »Meine Freiheit?« Beim Klang des Wortes sah sie ein Land, in dem es Kiefern und Schnee gab, von der Sonne gebleichte Klippen und stürmische Meere, ein Land, wo das Licht sich im samtigen Grün der Anhöhen und Täler verlor – ein Land, das sie vergessen hatte.
    »Ja, Eure Freiheit. Ich schlage also dringend vor, Miss Sardothien, dass Ihr Eure
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