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The Road of the Dead

The Road of the Dead

Titel: The Road of the Dead
Autoren: Kevin Brooks
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horchten angestrengt. Das Klingeln endete und wir hörten das leise Gemurmel von Mums Stimme.
    |28| »Ist das Dad, mit dem sie spricht?«, fragte Cole.
    »Klingt so.«
    »Ich muss mit ihm reden, bevor ich verschwinde.«
    Er nahm seinen Rucksack und steuerte auf die Tür zu.
    »Dann bis später«, sagte ich.
    »Ja.«
    Er ging hinaus, ohne sich noch mal umzudrehen.
     
    Ich machte mir keine Sorgen. Ich wusste, was er tun würde.
     
    Während Cole am Telefon mit Dad sprach, checkte ich ein paar Dinge im Internet und packte schnell einige Sachen zum Anziehen in eine Tasche. Dann stellte ich mich ans Fenster und wartete.
    Nach einer Weile kam Cole aus dem Haus und lief über den Autofriedhof zu einem gestapelten Turm alter Fahrzeuge. Er hatte seine Jacke an und trug den Rucksack bei sich. Er zog einen Schlüssel aus seiner Tasche und öffnete den Kofferraum von einem ausgebrannten Volvo, der ganz unten in dem Turm steckte. Nach einem kurzen Blick über die Schulter beugte er sich vor und kramte in der hintersten Ecke des Kofferraums. Er brauchte nicht lange, bis er gefunden hatte, wonach er suchte. Irgendwas steckte er in seinen Rucksack, etwas anderes in seine Jackentasche, danach reckte er sich, schloss den Kofferraum, verließ den Hof und machte sich auf den Weg, die Straße hinunter.
    Ich wartete, bis er außer Sicht war, dann schnappte ich mir meine Tasche und ging nach unten in die Küche. Mum wartete schon auf mich.
    »Hier«, sagte sie und gab mir 200   Pfund aus ihrem Portemonnaie. » |29| Das ist alles an Bargeld, was ich im Augenblick habe. Meinst du, das reicht?«
    »Cole hat doch jede Menge«, erklärte ich ihr.
    »Gut. Weißt du, welchen Zug er nimmt?«
    »Er hat’s nicht gesagt, aber der nächste nach Plymouth fährt um 11.35   Uhr, also wird er wohl den nehmen.« Ich steckte die Geldscheine in meine Tasche. »Wie geht’s Dad?«
    »Ganz okay. Er lässt dich grüßen.« Sie schaute nach der Uhr. Es war Viertel vor elf. Sie kam herüber und nahm mich in den Arm. »Besser, du gehst jetzt.«
    »Bist du sicher, dass du zurechtkommst?«
    Sie wuschelte mir durchs Haar. »Mach dir um mich keine Sorgen. Versuch einfach, Cole aus dem schlimmsten Ärger herauszuhalten. Und sieh zu, dass ihr beiden wieder heil zurückkommt – okay?«
    »Ich tu, was ich kann.«
    Die Sonne schien noch, als ich den Autofriedhof verließ und die Straße hinunterlief. Ich überlegte, wie wohl das Wetter in Dartmoor sein würde. Ich überlegte, wie
alles
in Dartmoor sein würde.
    Ein schwarzes Taxi hielt am Ende der Straße. Ich wartete, bis der Fahrgast ausstieg, dann stieg ich hinten ein und bat den Fahrer, mich zur Paddington Station zu bringen.

|30| Drei
    D ie Straßen um Paddington Station herum waren total verstopft. Bis ich aus dem Taxi gestiegen war, eine Fahrkarte gekauft und mich auf der Suche nach dem richtigen Bahnsteig durch die Bahnhofshalle geschlängelt hatte, war es fast fünf nach halb zwölf. Ich stieg ein, als der Schaffner gerade sämtliche Türen schloss. Der Zug war gut besetzt, aber nicht überfüllt. Ich wartete, während sich die anderen Fahrgäste sortierten – sich Plätze suchten, ihr Gepäck verstauten, ziellos auf und ab liefen   –, und als der Zug den Bahnsteig verlassen hatte, fing ich an, nach Cole zu suchen.
    Der Zug war lang, und während ich gemächlich durch die Waggons lief, begann ich plötzlich über Dad nachzudenken.
     
    Einmal hatte er mir erzählt, das Erste, woran er sich erinnern könne, sei, wie er neben einem Wassertrog stand und einem Pferd beim Trinken zuschaute. Das war es. Das war seine allererste Erinnerung – wie er auf eigenen Füßen im hohen Gras einer Wiese stand und einem Pferd beim Trinken aus einem Trog zusah. Das hat mir immer gefallen. Ich dachte, es muss wirklich schön sein, so was im Kopf zu haben.
    |31| Dad hat uns immer gern Geschichten aus seiner Kindheit erzählt. Ich glaube, mit dem Erzählen kamen für ihn die guten Erinnerungen zurück. Er war geboren und aufgewachsen in einem Wohnwagen aus Aluminium – oder Caravan, wie er ihn nannte   –, in dem er mit seinen Eltern und zwei größeren Brüdern wohnte. »Es war der schönste Caravan auf dem ganzen Platz«, erzählte er uns stolz. »Schicke kleine Kotflügel, eine dreifach verstärkte Tür, ein Schornstein aus Chrom mit so einer Kappe obendrauf   …« Jedes Mal fing er dann an zu lachen und erinnerte sich an immer mehr Details – die Paraffinlampe, die an der Decke hing, den bemalten Herd, den
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