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The Road of the Dead

The Road of the Dead

Titel: The Road of the Dead
Autoren: Kevin Brooks
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vorhat?«
    »Nein.«
    Ich sah mich in der Küche um. Sie war schon immer mein Lieblingsraum. Sie ist groß und alt und warm und es gibt viel anzuschauen. Alte Fotos und Postkarten, Bilder, die wir gemalt haben, als wir klein waren, Porzellanenten, mit Blumenmustern bemalte Teller, Vasen und Krüge, Hängepflanzen in einem großen Erkerfenster   …
    Ich betrachtete das hereinströmende Sonnenlicht.
    Ich wünschte mir, es würde nicht so hereinströmen.
    »Willst du, dass ich mitgehe?«, fragte ich Mum.
    »Das wird er nicht wollen.«
    |25| »Ich weiß.«
    Sie lächelte mich an. »Wohler wäre mir schon, wenn du mit ihm fährst.«
    »Und wie steht’s mit dir?«, fragte ich. »Kommst du allein hier zurecht?«
    Sie nickte. »Im Moment ist das Geschäft ja ziemlich ruhig. Und Onkel Joe kommt bestimmt mal für ein paar Tage her und kümmert sich um alles.«
    »Das Geschäft habe ich nicht gemeint.«
    »Ich weiß.« Sie berührte meinen Arm. »Ich werd es schon schaffen. Wird mir vielleicht sogar guttun, mal eine Weile allein zu sein.«
    »Bist du sicher?«
    Sie nickte wieder. »Melde dich aber – okay? Und halt ein Auge auf Cole. Pass auf, dass er keine Dummheiten macht.« Sie sah mich an. »Er hört auf dich, Ruben. Er vertraut dir. Ich weiß, er zeigt es nicht, aber er tut es trotzdem.«
    »Ich werd auf ihn aufpassen.«
    »Und sieh zu, dass er dich freiwillig mitnimmt. Das würde alles viel einfacher machen für euch beide.«
     
    Ich wusste, das würde ich nicht hinkriegen, aber ich versuchte es trotzdem.
     
    Als ich sein Zimmer betrat, saß er auf dem Bett und rauchte eine Zigarette. Er trug ein T-Shirt und Jeans und seine dunkle Jacke lag über seinem kleinen Lederrucksack auf dem Boden.
    »Hi«, sagte ich.
    Er nickte mir zu.
    |26| Ich warf einen Blick auf seinen Rucksack. »Willst du wohin?«
    Er sagte: »Die Antwort lautet Nein.«
    »Nein was?«
    »Nein, du kannst nicht mitkommen.«
    Ich ging hinüber und setzte mich neben ihn. Er schnippte Zigarettenglut in den Aschenbecher auf dem Nachttisch. Ich lächelte ihn an.
    »Es bringt nichts, mich so anzusehen«, sagte er. »Ich werde meine Meinung nicht ändern.«
    »Ich hab dich bis jetzt doch noch gar nichts gefragt.«
    »Glaubst du, du bist der Einzige, der Gedanken von anderen Leuten lesen kann?«
    »Du kannst keine Gedanken lesen«, antwortete ich. »Du kannst ja noch nicht mal die Zeitung lesen.«
    Er warf mir einen Blick zu, dann rauchte er weiter seine Zigarette. Ich betrachtete sein Gesicht. Das mache ich gern. Sein Gesicht ist gut anzuschauen – siebzehn Jahre alt, dunkle Augen, entschlossen und klar. Es ist ein Gesicht, das tut, was es sagt. Das Gesicht von einem Teufelsengel.
    »Du wirst mich brauchen«, sagte ich zu ihm.
    »Was?«
    »Du brauchst jemanden, der auf dich aufpasst in Dartmoor.«
    »
Mum
braucht jemanden, der auf sie aufpasst.«
    »Und warum gehst du dann weg?«
    »Ich hole Rachel zurück. Das ist meine Art, auf Mum aufzupassen. Deine ist es, hierzubleiben.« Er sah mich an. »Ich kann nicht mit ihr reden, Rube. Ich weiß einfach nicht, was ich sagen soll. Ich muss irgendwas
tun

    Ein Funke von Gefühl zeigte sich kurz auf seinem Gesicht und |27| einen Augenblick empfand ich auch etwas, doch ehe ich wusste, was es war, hatte er sich schon wieder im Griff. Er war gut darin, solche Dinge beiseitezuschieben. Ich sah zu, wie er seine Zigarette ausmachte und vom Bett aufstand.
    »Wie willst du es machen?«, fragte ich.
    »Was machen?«
    »Rausfinden, was passiert ist.«
    »Weiß ich noch nicht   … mir fällt schon was ein.«
    »Wo willst du übernachten?«
    Er zuckte die Schultern. »Irgendwas findet sich immer.«
    »Wie willst du hinkommen?«
    »Mit dem Zug.«
    »Wann fährst du?«
    »Wenn ich fertig bin. Noch was?«
    »Ja. Warum willst du nicht, dass ich mitkomme?«
    »Ich hab dir doch schon gesagt   –«
    »Ich bin nicht blöde, Cole. Ich weiß, wann du lügst. Du weißt so gut wie ich, dass Mum niemanden braucht, der bei ihr bleibt. Was ist der
wahre
Grund, dass du mich nicht dabeihaben willst?«
    Er ging hinüber zu einem Tisch am Fenster, schnappte sich ein paar Sachen und verstaute sie in seinem Rucksack. Eine Weile fummelte er noch dran rum – zubinden, aufbinden, wieder zubinden   –, dann starrte er den Fußboden an, doch schließlich drehte er sich um und sah mich an. Ich weiß nicht, ob er irgendwas sagen wollte oder nicht, denn ehe er es tun konnte, klingelte unten das Telefon.
    Wir wandten uns beide zur Tür um und
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