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The Road of the Dead

The Road of the Dead

Titel: The Road of the Dead
Autoren: Kevin Brooks
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Verstehst du   … sie hatte so was an sich.«
    »Wie Rachel?«
    »Ja   … wenn ich drüber nachdenke, ist sie Rachel auch sonst ziemlich ähnlich. Gleiche Größe, gleiche Figur, gleiche Haarfarbe, gleiche Gesichtsform. Sie hätten Schwestern sein können.«
    Cole fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. »Wieso ist sie in Dartmoor gelandet?«
    »Ihre Mutter hat da gelebt. Abbie ist bei einer Tante aufgewachsen oder so. Keine Ahnung, warum. Vor ein paar Jahren bekam ihre Mum Krebs und Abbie ging aus London weg und nach Dartmoor, um für sie zu sorgen. Sie muss damals sechzehn oder siebzehn gewesen sein, glaub ich. Dann hat sie diesen Jungen aus dem Dorf kennengelernt – keine Ahnung, wie er heißt. Als ihre Mutter starb, ist er bei ihr eingezogen und ein paar Monate später haben sie dann geheiratet. Rachel ist zur Hochzeit hingefahren – erinnerst du dich nicht?«
    Cole schüttelte wieder den Kopf.
    »Doch, bestimmt«, sagte ich. »Sie hatte dieses cremefarbene |38| Kleid an, einen riesigen Hut auf und so weiter – daran
musst
du dich doch erinnern. Als sie zurückkam, hat sie uns die ganzen Fotos gezeigt und das Video   …« Plötzlich merkte ich, wie Cole sich über sich selbst ärgerte, dass er sich nicht erinnerte, also wechselte ich das Thema. »Guck, gleich sind wir da.« Ich deutete durch das Fenster hinaus auf die Ausläufer einer grauen Stadt. Cole tat so, als würde er gucken, aber ich wusste, es interessierte ihn nicht. Sein Gesicht war wieder tot. Nicht dass ihn das cremefarbene Kleid oder Rachels riesiger Hut, die Hochzeitsfotos oder das Video kümmerten – er war nur traurig, dass er einen Moment vergessen hatte, in dem sie glücklich gewesen war. Er war dabei gewesen und hatte ihn doch verpasst.
    Der Moment war für ihn verloren.
     
    Wir stiegen aus dem Zug und gingen durch den Bahnhof zum Taxistand. Es gab eine lange Schlange, aber kein Taxi. Ich folgte Cole zum Ende der Schlange und sah ihm zu, wie er sich eine Zigarette anzündete.
    »Du solltest damit aufhören«, sagte ich.
    »Ich sollte vieles«, antwortete er, stieß den Rauch aus und warf mir einen Blick zu.
    Ein Taxi rollte an uns vorbei und hielt am Anfang der Schlange. Eine Frau mit einem Gepäckwagen voller Koffer belud das Taxi und stieg ein. Der Wagen fuhr los und die Schlange schob sich vorwärts.
    »Dann schickst du mich also nicht zurück?«, sagte ich zu Cole.
    »Ich tu’s, wenn du nicht aufhörst zu quasseln.«
    Das war zwar nicht unbedingt eine Einladung, aber da der Satz von Cole kam, war er so ziemlich das Beste, was ich erwarten |39| konnte. Cole war noch immer nicht begeistert, doch anscheinend hatte er kapiert, dass er nicht viel gegen mich unternehmen konnte, solange ich fest entschlossen war, bei ihm zu bleiben. Und außerdem mochte er es ja auch, mit mir zusammen zu sein. Das war schon immer so gewesen. Er würde es zwar nie zugeben, aber ich spürte es – tief in seinem Innern vergraben.
    Er hatte auch noch jede Menge anderes vergraben – aber das meiste saß so tief, dass keiner von uns wusste, was es eigentlich war.
    Damit hatte ich kein Problem.
    Solange wir zusammen waren, reichte mir das.
    Ich hielt den Mund und meine Gedanken bei mir.
     
    Eine halbe Stunde später saßen wir endlich im Heck eines schwarzen Taxis und der Fahrer fragte uns, wo wir hinwollten. Ich sah Cole an und überlegte, ob er darüber wohl nachgedacht hatte.
    »Polizeirevier«, antwortete er dem Fahrer.
    »Welches?«
    »Was?«
    »Zu welchem Polizeirevier wollen Sie?«
    Cole zögerte. Er hatte
nicht
darüber nachgedacht.
    »Breton Cross«, erklärte ich dem Fahrer.
    Er nickte mir zu und fuhr los, während ich mich zurücklehnte und aus dem Fenster sah. Cole sagte ungefähr eine Minute lang nichts.
    Schließlich meinte er: »Wahrscheinlich glaubst du jetzt, das beweist irgendwas, oder?«
    »Was denn?«, fragte ich unschuldig.
    »Du brauchst gar nicht so selbstzufrieden zu gucken. Irgendwann |40| wäre ich auch hingekommen. Es hätte eben ein bisschen länger gedauert, das ist alles.«
    »Stimmt«, sagte ich.
    »Woher weißt du überhaupt, zu welchem Polizeirevier wir wollen?«
    »Ich hab im Internet nachgeguckt. Breton Cross ist das Hauptrevier. Da sitzt der Beamte, der für Rachels Fall zuständig ist. Und zu dem wollen wir doch, oder?«
    Cole sah mich an. »Wie heißt er?«
    »Pomeroy. Er ist Detective Chief Inspector.«
    Cole nickte. Fast hätte er Danke gesagt, aber dann erinnerte er sich, wer er war, und nickte nur einfach. Ich
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