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The Road of the Dead

The Road of the Dead

Titel: The Road of the Dead
Autoren: Kevin Brooks
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wieder   … folgte den Lichtern, folgte dem Dröhnen   … folgte meinem Herzen, als es mich hinaus in die kalte schwarze Nacht trug. Und jetzt sah ich alles. Ich sah den Ford vor dem Haus stehen, dunkel und still. Ich sah die Lichter des Tankwagens den Weg hinabrasen und auf den Hof donnern. Und ich sah den Teufelsengel in der Windschutzscheibe – sein tötender Blick, sein wild entschlossenes Herz, seine schwarzen Augen, die in der Dunkelheit glühten.
    Ich öffnete die Augen und lächelte   …
    Das Dröhnen krachte, das Scheunentor barst und der Tankwagen kam in einem Meer kreischenden Metalls und dampfenden weißen Lichts hereingedonnert.

|319| Zwanzig
    D er Tankwagen bewegte sich noch, als Cole die Tür aufriss und aus der Kabine sprang. Die Räder kamen kreischend zum Stillstand, die Bremsen zischten und ich sah, wie Jess sich vom Beifahrersitz herüberbeugte und in das Lenkrad griff, um den Tankwagen von Cole wegzulenken, als der durch die Luft flog, mit Red zusammenkrachte und ihn zu Boden warf. Reds Hinterkopf knallte dumpf in den Staub, die Pleuelstange flog ihm aus der Hand, dann prügelte Cole los und donnerte ihm seine Faust ins Gesicht – bum, bum, bum – wie ein Besessener.
    Sim hielt mich noch immer aufrecht, viel zu geschockt, um mich loszulassen. Er starrte Cole mit weit aufgerissenen Augen an, sah zu, wie er Red die Eingeweide aus dem Leib schlug, und ich wusste, damit wollte er nichts zu tun haben. Er wollte weglaufen. Ich spürte, wie es in ihm zuckte. Wie er sich entschloss abzuhauen, doch dann merkte er, dass ich sein einziger Schutz war. Wenn er mich losließ und einfach weglief, würde Cole ihn vielleicht verfolgen. Aber wenn er mich mitnahm   …
    Er riss mich von der Wand fort, versuchte zum Scheunentor zurückzuweichen und hielt mich dabei als Schutzschild vor sich. Ich versuchte ihn zurückzuhalten, versuchte mich zu befreien. Und er |320| verfluchte mich, zerrte an mir, verdrehte mir die Arme auf dem Rücken und dann – WUMMS! – knallte ein Schuss aus einer Flinte und wir beide erstarrten zu Tode. Ich schaute hinüber und sah Jess mit einer abgesägten Flinte in den Händen auf uns zukommen.
    »Lass ihn los«, sagte sie zu Sim.
    Er sah sie einen Moment an, doch dann löste er die Hände von mir.
    »Zurück«, befahl sie ihm und gestikulierte mit dem Gewehr. »Da rüber. Dreh dich zur Wand.«
    »Ich hab nichts   –«, begann er zu sagen.
    »Halt die Klappe. Beweg dich.«
    Er ging hinüber zur Wand und drehte sich langsam um.
    »Hände auf den Kopf«, erklärte Jess.
    Sie sah zu, wie er die Hände hob und sie sich auf den Kopf legte, dann zog sie ein Messer aus der Tasche und kam zu mir herüber. Ich drehte mich um und streckte ihr die Hände entgegen. Vorsichtig schnitt sie die Handschellen an meinen Gelenken auf und stützte mich, als ich mich zu ihr umdrehte.
    Ich nickte.
    Wir beide sahen hinüber zu Cole. Der plötzliche Schuss aus der Flinte war in seine Leere eingedrungen, er saß jetzt nur da – kauerte schwer atmend über Red und starrte in das zerschlagene Gesicht. Red rührte sich nicht. Seine Augen waren geschlossen und sein Gesicht sah grässlich aus. Ich hielt den Blick auf ihn gerichtet, bis ich sah, wie sein Brustkorb sich hob und senkte, erst da wandte ich mich Cole zu. Seine verbundene Hand war ganz rot von Blut und sein Inneres war schwarz und leer. Ich empfand nichts. Er war fort, irgendwo anders, jenseits aller Empfindung.
    |321| »Cole?«, sagte ich leise.
    Sein Kopf drehte sich zu mir, doch er schien mich nicht zu erkennen. Seine glasigen Augen waren auf die Waffe in Jess’ Hand fixiert.
    »Gib sie mir«, sagte er mit eiskalter Stimme flüsternd. »Gib mir die Waffe.«
    Jess sah mich zögernd an. Für den Bruchteil einer Sekunde war ich versucht, ihr zu sagen, sie solle ihm die Waffe geben. Wieso nicht?, dachte ich. Knall das Arschloch doch ab. Erlös ihn aus seinem Elend.
    Wieso nicht?
    Ich starrte Jess einen Augenblick an, dann sah ich zurück zu Cole. Er schaute jetzt wieder auf Red, starrte blind in das blutige Gesicht – die Augen so leer wie zwei schwarze Löcher.
    Wieso nicht? Ich hatte keine
Ahnung
, wieso nicht. Das Einzige, was ich wusste, war das, was ich fühlte.
    »Komm, Cole«, sagte ich ruhig. »Lass uns verschwinden.«
    Sein Kopf wandte sich wieder um und diesmal sah er mich.
    »Ruben?«, sagte er.
    Ich lächelte ihn an. Er warf einen Blick hinüber zu Jess, blinzelte müde, dann sah er mich von Neuem an. »Bist du in
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