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The Road of the Dead

The Road of the Dead

Titel: The Road of the Dead
Autoren: Kevin Brooks
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Ordnung?«
    »Ja«, sagte ich. »Was ist mit dir?«
    »Ich bin okay.« Er blinzelte wieder. »Was läuft hier?«
    »Wir sollten verschwinden«, erklärte ich ihm.
    Einen Moment rührte er sich nicht, sondern saß nur da und starrte mich an. Dann plötzlich schien sich etwas von seinem Gesicht zu heben, etwas wie ein unsichtbarer Schleier, und er nickte nur, stand auf und entfernte sich von Red, ohne noch einen einzigen |322| Blick auf ihn zu werfen.
    Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte, und es war mir egal. Cole lebte. Er war da. Er kam durch die Scheune auf mich zu. Nichts anderes war wichtig.
    »Hier«, sagte Jess, stupste mich am Arm und reichte mir ein weißes Halstuch. »Du blutest.«
    Ich sah sie an. Sie hielt Sim mit ihrer abgesägten Flinte in Schach. Ich schaute hinab auf meine Hände. Meine Handgelenke waren blutig rot von Sims ungeschicktem Herumhacken.
    »Danke«, sagte ich und nahm das Tuch.
    Als ich anfing, mir das Blut von den Handgelenken zu wischen, kam Cole auf mich zu und blieb vor mir stehen. Wir sahen uns einen Moment an und vergewisserten uns, dass wir wirklich beide noch lebten, dann streckte Cole seine blutbefleckte Hand aus und wiegte darin vorsichtig meinen Kopf.
    »Verdammt, Ruben«, flüsterte er, »schau dich bloß an   …«
    Ich spürte, wie die Tränen in meinen Augen brannten.
    »Du siehst aber auch nicht gerade toll aus«, antwortete ich und versuchte Coles lädiertes Gesicht anzulächeln.
    »Das hätte nicht passieren dürfen«, murmelte er traurig. »Nicht dir. Das hätte nicht passieren dürfen   …«
    Ich konnte nichts sagen. Ich sah ihn einfach nur an – meinen Bruder.
    Er war mein
Bruder
.
     
    Ich glaube, wir hätten für immer dort stehen bleiben können, einfach nur wir beide, ohne Worte, doch als das Schweigen plötzlich von dem Geräusch eines Ford Transit unterbrochen wurde, der im Hof wendete, kamen wir zwei wieder zur Besinnung und |323| kehrten in die Welt zurück.
    »Das ist Vince«, sagte ich schnell und schaute durch das Loch in der Scheunenwand, wo der Tankwagen durch das Tor gekracht war, nach draußen. »Den hatte ich ganz vergessen. Der sitzt in dem Lieferwagen.« Der Ford Transit raste jetzt vom Hof und jagte auf den Weg zu. Ich wandte mich zu Cole um und erwartete, dass er etwas tun würde, aber es schien ihm egal. Er sah nur zu, wie der Lieferwagen mit durchdrehenden Rädern den Weg hinauffuhr und knirschend durch die Gänge geheizt wurde, dann sah er mich an und lächelte.
    »Bist du so weit?«, fragte er.
    »Was ist mit Vince?«
    »Was soll mit ihm sein?«
    »Der haut ab   …«
    »Lass ihn doch   …« Cole zuckte die Schultern. »Er ist nichts.« Dann drehte er sich zu Jess um. »Bist du okay?«
    Sie lächelte ihn an. Er lächelte zurück, dann warf er einen Blick über die Schulter zu Sim. Der stand immer noch mit den Händen auf dem Kopf an der Wand, doch er hatte den Hals leicht gedreht, um zu sehen, was geschah. Als er merkte, dass Cole ihn ansah, drehte er sich schnell wieder zur Wand.
    Cole sagte zu Jess: »Lass den Tankwagen an.«
    Sie nickte ihm zu und kam zu mir, fasste mich am Arm und führte mich hinüber zu dem Tanklaster. Cole trat von hinten auf Sim zu. Ich hörte, wie Sim mit ihm sprach, seine Stimme klang panisch, aber Cole hörte nicht zu. Er baute sich hinter ihm auf, stieß ihm die flache Hand voll gegen den Kopf und rammte ihn in die Wand. Das Holz krachte und Sim ging ohne einen weiteren Ton zu Boden wie ein Sack Zement. Cole blickte kurz auf ihn nieder, |324| dann ging er hinüber zu Red.
    Red hatte sich nicht gerührt. Er lag immer noch ausgestreckt auf dem Boden, der Körper schlaff, der Mund hing offen, die Augen waren zugeschwollen. Es sah nicht so aus, als ob er sich bald wieder rühren würde. Ich erwartete halb, dass Cole ihm noch einen letzten Schlag gegen den Kopf versetzen würde, aber das tat er nicht. Er sah ihn nur einen Augenblick mit ausdruckslosem Gesicht an, dann wandte er sich um und folgte Jess und mir durch die Scheune zu dem Tanklaster.
    Jess hatte inzwischen meinen Arm losgelassen. Wir hatten den Tankwagen erreicht und sie kletterte zur Kabine hoch, um die Tür auf der Fahrerseite zu öffnen. Dampf stieg von dem heißen Motor auf und die Luft war schwer von dem Treibstoffgeruch. Ich roch auch wieder den üblen Matschgestank – nur dass er jetzt stärker zu sein schien. Wie der Geruch eines toten Tiers. Ich schaute an dem Tankwagen hoch. Er war ein Wrack: alt, verrostet, zerkratzt und verbeult,
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