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The New Dead: Die Zombie-Anthologie

The New Dead: Die Zombie-Anthologie

Titel: The New Dead: Die Zombie-Anthologie
Autoren: Max Brooks , Joe Hill , Tad Williams
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hing blass und aufgedunsen am Schädel und war merkwürdigerweise noch immer hübsch. Sie hatte langes, lockig herabfallendes, rotblondes Haar und hellblaue Augen, die einst ganz sicher sehr attraktiv gewesen waren und jetzt im Untode teilnahmslos und trübe wirkten.
    Etwa einmal die Woche besuchte ich Maisie. Natürlich hätte ich das nicht gemusst. Ich hätte sie monatelang allein lassen können, dochwusste ich, dass es Reanimierten guttat, bewegt zu werden … damit sie nicht verklebten. Abgesehen davon wollte ich mich vergewissern, dass sie nichts anstellte. Bei Reanimierten ging man nicht davon aus, dass sie diese Veranlagung in sich trugen, doch wäre Maisie nicht Maisie gewesen, hätte sie sich nicht so benommen, wie sie sich benahm, wäre sie nicht in dieser Wohnung gelandet, um wieder zum Ausgangspunkt zurückzukommen.
    „Wie ist es dir ergangen, Maisie?“
    Selbstverständlich bekam ich keine Antwort. Das, was von ihrem Gehirn noch da war, besaß nicht die Fähigkeit, eine solch abstrakte Frage zu verarbeiten. Das jedenfalls hatte Ryan gesagt, und der musste ja wissen, wovon er sprach.
    „Maisie, hol mir ein Bier aus dem Kühlschrank!“
    Natürlich hätte ich mir das Bier selbst holen können, aber ich musste sie dazu veranlassen, sich zu bewegen. Den Kühlschrank musste ich namentlich erwähnen, andernfalls hätte sie mir ein warmes Bier aus der Speisekammer geholt oder am Ende gar den Medizinschrank durchsucht.
    Maisie setzte sich in Richtung Küche in Bewegung. Ich folgte ihr, jedoch nur um etwas zu tun zu haben. Mir war stets langweilig und unbehaglich zumute, wenn ich mich in der Wohnung aufhielt. Mich beschlich ein merkwürdiges Gefühl, als würde ich vor einem unsichtbaren Publikum auftreten, als wäre ich ein Erwachsener, der heimlich versuchte, die Magie eines Kinderspielzeugs wieder zum Leben zu erwecken. Nichts von alledem, was ich zu ihr sagte oder mit ihr machte, fühlte sich wie selbstverständlich an. Verdammt noch mal, ich hätte mit einem Hund reden können und dabei weniger das Gefühl gehabt, Selbstgespräche zu führen. Aus diesem Grund blieb ich nie lange. Ich trank jedes Mal ein Bier, ließ sie irgendetwas putzen und verschwand wieder.
    Ich dachte gerade, wie gerne ich gehen würde, wie gerne ich wieder bei meiner Frau wäre, als ich in die Küche kam und die frisch geschnittenen Blumen auf dem Küchentisch entdeckte. Es war eine bunte Mischung billiger, eingefärbter Margeriten. Sie waren offensichtlich ganz frisch. Man hatte sie nachlässig arrangiert, und um die Vase herum bemerkte ich einige Wasserflecken. Nun kam der entscheidende Punkt: Ich hatte die Blumen nicht dahin gestellt.
    Nur ich hatte einen Schlüssel zu der Wohnung – und der Verwalter des Gebäudes und der Hausmeister. Keiner der beiden hatte in meiner Wohnung zu tun gehabt. Hätten sie etwas Wichtiges erledigen müssen, hätten sie mich vorher angerufen. (Sie hatten meine Handynummer, weil ich unter allen Umständen verhindern wollte, dass meine Frau etwas von dieser Wohnung erfuhr, und erst recht von einer Wohnung, in der ich eine illegale Reanimierte untergebracht hatte.) Selbst wenn sie mich nicht angerufen hätten, wäre es weder dem Verwalter noch dem Hausmeister je eingefallen, einen Strauß Blumen auf dem Küchentisch zu hinterlassen.
    Maisie schloss gerade den Kühlschrank und reichte mir das Bier. Sie hatte die Flasche nicht geöffnet, weil ich sie nicht darum gebeten hatte. So funktionierten sie nun mal. Sie machten nichts anderes als das, wozu sie aufgefordert wurden. Woher also kamen diese Blumen?
    Ich machte die Flasche auf und sah Maisie an, die sich nicht rührte, da sie keinen weiteren Befehl erhalten hatte. „Maisie, woher kommen diese Blumen?“
    Sie starrte mich an. Für eine Reanimierte war dies eine schwere Frage, was mir klar wurde, noch ehe ich sie ganz ausgesprochen hatte. Zu abstrakt. Ich versuchte es noch einmal.
    „Maisie, hast du die Blumen dort hingestellt?“
    Diese Frage war mit einem Ja oder Nein zu beantworten, und sie hätte durchaus eine Antwort geben können, doch sie schwieg.
    „Maisie, beantworte die Frage. Hast du diese Blumen da hingestellt?“
    Immer noch Schweigen. Düsteres, bedrohliches, ungerührtes Schweigen. Als hätte ich einem ausgestopften Tier eine Antwort abverlangt. Nein. Unsere genetische, animistische Triebkraft ließ es noch irgendwie logisch erscheinen, mit einem ausgestopften Tier zu sprechen. Doch jetzt schien ich eine Antwort von einer Schüssel Reis
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