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The New Dead: Die Zombie-Anthologie

The New Dead: Die Zombie-Anthologie

Titel: The New Dead: Die Zombie-Anthologie
Autoren: Max Brooks , Joe Hill , Tad Williams
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kurze, aber auch lange, ausführliche Geschichten finden. Darunter ist auch eine Story – dem unnachahmlichen Joe Lansdale sei Dank –, die meine Fragen zum Tod und zur Auferstehung auf eine ganz eigene Art und Weise beantwortet, wobei sie auf das Element der Auferstehung völlig verzichtet. Lansdale widmet sich der gegenwärtigen Zombiefaszination, indem er uns beharrlich daran erinnert, dass tot nun einmal tot ist. Und genau das bringt uns interessanterweise wieder zur ursprünglichen Frage und sogar zu den Vampiren zurück:
    Warum üben Zombies eine so faszinierende Wirkung auf uns aus? Vielleicht, weil nichts so furchteinflößend ist wie die Begegnung mit dem Tod, in welcher Form auch immer.
    Hier sind sie also: Die neuen Toten.
    Christopher Golden
Bradford, Massachusetts
18. Mai 2009
    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012

LAZARUS
    V O N   J O H N   C O N N O L L Y
    I.
    Er erwacht in der Dunkelheit, von Binden zusammengeschnürt. Er liegt auf steinigem Boden und die Luft, die er atmet, stinkt widerlich und regt sich nicht. Er meint sich daran zu erinnern, eine Stimme gehört zu haben, die seinen Namen rief, doch diese Stimme ruft ihn nicht mehr. Er versucht aufzustehen, doch die Binden um seinen Körper lassen keine Bewegung zu. Er hat kein Gefühl in den Beinen, kann nichts sehen und versucht durch den Stoff auf seinem Gesicht zu atmen. Panik steigt in ihm auf.
    Insekten umschwirren ihn. Irgendetwas regt sich am ganzen Körper, so als ob sich kleine Dinge in sein Fleisch bohren, Schmerzen empfindet er jedoch nicht. Gase und Flüssigkeiten haben seinen Körper aufgetrieben, ihm die Körpersäfte aus den Zellen in den Bauchraum gepresst.
    Ein Geräusch ist zu hören, Stein auf Stein. Licht fällt ein, und als es durch den Stoff dringt, muss er die Augen schließen. Plötzlich spürt er die Berührung von Händen, und ihm wird aufgeholfen. Finger entfernen sanft die Umhüllungen. Er spürt Tränen auf seinen Wangen, doch sie stammen nicht von ihm. Seine Schwestern küssen ihn und nennen seinen Namen.
    „Lazarus! Lazarus!“
    Ja, das ist sein Name.
    Nein, das ist nicht sein Name.
    Einst war er es, doch Lazarus ist nicht mehr oder sollte nicht mehr sein. Und dennoch ist er da.
    Ein Mann steht vor ihm. Er trägt einen Bart, und sein Gewand ist vom Staub einer langen Reise bedeckt. Lazarus erkennt ihn, den von seinen Schwestern Geliebten, von ihm selbst Geliebten, doch er ist nicht in der Lage, seinen Namen auszusprechen. Seine Stimmbänder sind in der Grabstätte verkümmert.
    Die Grabstätte. Er starrt zu Boden, als man ihm die letzten Binden abnimmt und seinen nackten Körper mit einem Tuch verhüllt. Er blickt zurück auf den Stein, der vom Eingang der Höhle weggerollt worden ist.
    Siechtum. Er war krank gewesen. Seine Schwestern tupften ihm die Stirn ab und die Ärzte schüttelten den Kopf. Nach einiger Zeit hielten sie ihn für tot, also wickelten sie ihn behutsam in Stoffstreifen und legten ihn in die Höhle. Ja, man hatte einen Fehler begangen, aber er wurde wiedergutgemacht.
    Doch das ist eine Lüge. Er weiß es, noch bevor der Gedanke Gestalt annimmt. Etwas Schreckliches ist geschehen. Im Namen der Barmherzigkeit und der Liebe wurde ein schwerer Fehler begangen. Der Mann, den er wiedererkannt hat, der so sehr geliebte, berührt ihn und ruft sanft seinen Namen. Lazarus’ Lippen bewegen sich, doch kein Laut ist zu hören.
    Was hast du getan?, versucht er zu sagen. Was hast du mir entrissen?
    II.
    Im Haus seiner Schwestern sitzt Lazarus am Fenster, vor sich eine Schale mit Obst, das er nicht angerührt hat. Er verspürt keinen Appetit, schmeckt ohnehin keine der Speisen, die ihm in den Tagen nach seiner Rückkehr angeboten wurden. Man hat ihm die Maden aus dem Fleisch entfernt, und seine Wunden schließen sich zusehends. Das Gehen bereitet ihm noch immer Mühe, selbst mit Hilfe von Stöcken, doch wohin sollte er auch gehen? Diese Welt hält nichts Schönes mehr für ihn bereit, nicht, nachdem er soeben vom Tode erweckt wurde.
    Lazarus kann sich nicht mehr erinnern, was geschehen ist, nachdem er die Augen zum letzten Mal geschlossen hatte. Er weiß nur, dass er sich nicht mehr entsinnen kann und dass da etwas sehr Wichtiges, Schönes, Schreckliches war. Es scheint, als hätte sich ein Raum voller Erinnerungen vor ihm verschlossen und als wäre das,was er einst wusste, nun unerreichbar. Vielleicht aber ist alles auch nur eine Illusion, gerade so, als ob ein
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