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The Lost

Titel: The Lost
Autoren: Jack Ketchum
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Spritze zu teilen, vermisste die Nähe und Kameradschaft.
    Okay. Und jetzt die Sachen, auf die er nicht verzichten musste.
    Als Ersatz für Schnee gab es hier Unmengen von Opium, Benzedrin, Quaaludes, Gras und Hasch. Alles, was einen hoch- oder runterbrachte, ganz wie man wollte. Er vermisste das berauschende Gefühl nach einem frisch gesetzten Schuss zwar trotzdem, konnte aber darauf verzichten, bis er eine vertrauenswürdige Quelle fand. Er bekam drei Mahlzeiten am Tag und musste nicht dafür arbeiten. Er hatte jede Menge Camels. Im Tagesraum gab es einen Farbfernseher mit Siebzig-Zentimeter-Bildschirm.
    Er war ein großer böser Nigger und saß wegen vorsätzlichen Mordes, deshalb wurde er respektiert und brauchte beim Hofgang nicht um seine Sicherheit zu fürchten. Und er hatte eine Braut.
    Er erinnerte sich noch genau, wie sie bei ihm reinstolziert kam. Ein kleines eingebildetes Bürschchen. Sein Gesicht war ziemlich lädiert, aber immer noch hübsch. Die Brüder hatten gejohlt und gepfiffen. Aber das schien ihn kein bisschen zu stören. Er kam in seine Zelle marschiert, als wäre sie sein Zuhause, was, wie Jumma später herausfand, auch so war. Der Bursche würde nie wieder rauskommen. Verurteilt wegen siebenfachen Mordes. Darum war der Kleine so eingebildet. Er hatte gehört, man wäre als Mörder im Knast eine große Nummer. Wenn man jemanden kaltgemacht hatte, hätte man seine Ruhe. Was er aber noch nicht kapiert hatte: dass sich unter den Insassen herumsprach, wen man umgebracht hatte. Und im Fall des Kleinen waren das vier süße junge Mädchen und eine schwangere Frau, zwei erwachsene Männer, einer davon ein Greis, und, oh Mann, seine Mutter. Dieses verrückte Arschloch hatte seine eigene Mutter erschossen!
    Außerdem war der Bursche ziemlich zierlich. Allerzartestes Frischfleisch. Ziemlich gut in Form für einen Weißen.
    Weiche Haut. Halbwegs nettes Gesicht.
    Er war Güteklasse A.
    Er hatte Jumma nicht lange Schwierigkeiten gemacht. Ein paar kleinere Abreibungen hatten ihn bis zu den Grundfesten seiner Seele erschüttert.
    Anfangs hatte es noch etwas geblutet.
    Aber inzwischen war sein Arschloch hübsch geweitet und stets aufnahmebereit.
    Deshalb war das Leben im Rahway Prison gar nicht so übel. Das Einzige, was ihn störte, war, dass er momentan nicht hundertprozentig fit war. Eine Scheißgrippe oder so was. Wahrscheinlich hatte er sich auf dem Hof angesteckt, aber der Scheiß wollte einfach nicht weggehen. Die Antibiotika, die der Doc ihm gegeben hatte, wirkten nicht. Jumma war ständig müde, hatte oft ein flaues Gefühl im Magen und immer wieder Dünnschiss, nächtliche Schweißausbrüche, geschwollene Drüsen – links und rechts am Hals –, das volle Programm. Außerdem verlor er Gewicht.
    Der Kleine hatte gesagt, dass er sich Sorgen mache. Er wolle sich keine Grippe einfangen.
    Scheiß auf ihn. Wenn er sich angesteckt hatte, sollte sich seine Braut auch anstecken.
    Und dann, vor drei Tagen, hatte er unter der Dusche diese komischen Flecken bemerkt, bläulich-violett, einer überm linken Knie, der andere rechts neben dem linken Nippel. Es tat zwar nicht weh oder so, aber, Mann, die Flecken beunruhigten ihn. Sie ruinierten seine ansonsten makellose Schönheit. Dem Kleinen waren die Flecken noch nicht aufgefallen. Er war zu sehr damit beschäftigt, auf seinem Schwanz zu reiten.
    Der Kleine hockte immer andersherum auf ihm.
    Er fragte sich, ob die komischen Flecken etwas mit seiner Grippe zu tun hatten, warf eine Benzedrin und eine Tetrazyklin ein und nahm sich vor, den Arzt zu fragen.

    Es war Ende April 1970, als Ed Anderson für das Haus den gewünschten Preis erzielte und mit dem Packen begann. Er durchstöberte den Dachboden, den Keller und die Garage, all die Erinnerungsstücke aus seiner Zeit mit Evelyn. Es war ein mitunter schmerzvoller, jedoch notwendiger Prozess, denn das Haus in Tom’s River war um einiges kleiner. Außerdem war jetzt der richtige Zeitpunkt für derlei Aktivitäten; zu unterschieden, was ihm wirklich wichtig war und was er nur aus nostalgischen Gründen aufgehoben hatte, zu unterscheiden zwischen dem, woran er sich tatsächlich noch erinnerte, und dem, was er fast schon vergessen hatte.
    Auf dem Dachboden entdeckte er Evelyns Highschool-Abschlusszeugnis und darunter die anderen Zeugnisse, alles aufgestapelt und mit einer Kordel zusammengebunden. Er las sie wahrscheinlich überhaupt zum ersten Mal durch und war nicht überrascht, dass sie eine gute Schülerin gewesen
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