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The Lost

Titel: The Lost
Autoren: Jack Ketchum
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und Jennifer im Schatten hockten, Marlboros rauchten und Starkbier tranken. Er hatte sich auch eine Dose aufgemacht, die schlanke Remington Kaliber .22 mit Walnussgriff aufgehoben und sich auf das Gewehr gestützt wie auf einen Gehstock, während er ihnen von den Mädchen berichtete. In seiner Schilderung hatte er die beiden hübscher gemacht als sie wirklich waren, hatte ein wenig übertrieben, besonders bei der Rothaarigen, deren Gesicht er überhaupt nicht gesehen hatte. In erster Linie, um Jennifer zu ärgern, sie eifersüchtig zu machen, das alte Feuer nicht verlöschen zu lassen.
    Aber irgendwie war es enttäuschend, nun mit Tim und Jen untätig hinter den Büschen in der Dunkelheit zu kauern; es machte ihn fast wütend auf die beiden Mädchen. Wer war schon eifersüchtig auf zwei gottverdammte Lesben, die sich im Wald küssten? Jennifer bestimmt nicht. Vorhin war er noch so scharf gewesen, dass er die Brünette am liebsten übel durchgefickt hätte. Aber daran war nun nicht mehr zu denken.
    Denn die beiden jetzt angezogen vor ihrem schicken Zelt sitzen zu sehen, bestätigte seinen ersten Eindruck: Die beiden waren die Kinder reicher Eltern. Er wäre sowieso nie im Leben an sie rangekommen. Mit der Sorte von Mädchen kannte er sich aus. Sie gingen in nigelnagelneuen Jeans zum Campen, verdammt nochmal. Waren mit teurem Equipment ausstaffiert: hochwertiges Isolierzelt, wahrscheinlich von L. L. Bean, glänzender tragbarer Butankocher, große, nagelneue Coleman-Laterne.
    Zwei verwöhnte Ziegen mit reichen Daddys. Wahrscheinlich waren sie aus der Stadt hier raufgekommen.
    Verwöhnte Lesben noch dazu.
    Er hasste Schwule und Lesben. In der elften Klasse hatte es im Englischunterricht einen Homo namens Billy Dultz gegeben. Der Kerl hatte jedem, der ihm fünf Dollar zahlte oder die Fresse polierte, den Schwanz gelutscht. Er kannte Typen, die hatten Dultz auf beide Arten entlohnt, manchmal direkt nacheinander. Zuerst hatten sie ihm den Fünfer in die Hand gedrückt, und hinterher hatten sie ihm eine reingehauen. Aber nicht er. Nicht Ray. Nie im Leben würde er sich von einem Typen einen runterholen oder blasen lassen oder sich in den Arsch ficken lassen – das war krank –, und seiner Meinung nach galt für Lesben dasselbe. Jedes Mädchen, das lieber an einer Muschi als an einem Schwanz lutschte, hatte es verdient, auf der Stelle tot umzufallen.
    Das ist das Allerletzte, dachte er.
    Er ließ den Busch los, den er herabgedrückt hatte, um besser sehen zu können. Wer wollte schon zwei reichen Weibern beim Würstchenfressen zugucken?
    Aber die Würste rochen gut. Und er hatte Kohldampf.
    Er hob die Remington auf.
    »Weißt du, was, Timmy?«, sagte er. »Lass sie uns abknallen!«
    »Was?« Er hörte an ihrer Stimme, dass er Jennifer erschreckt hatte. Das freute ihn. Er musste grinsen. Es war dieses breite, leicht spöttische Elvis-Grinsen, das er den beiden jetzt zuwarf. Jennifer zu erschrecken machte ihm noch mehr Spaß, als sie eifersüchtig zu machen. Er wusste nicht, warum es so war. Aber so war es eben. Tim sagte nichts, aber das lag daran, dass Tim ein beschissener Feigling war. Genau betrachtet, waren die beiden doch fast noch Kinder. Er beschloss, sie noch ein bisschen zu ärgern.
    »Wir sollten sie abknallen«, flüsterte er. »Hey, Tim und ich haben schon öfter darüber gesprochen, stimmt’s, Tim? Wie es wäre, jemanden abzuknallen. Du warst nie jagen, Jen, deshalb kannst du das nicht verstehen. Du hast nie einen Hasen abgeschossen. Tim und ich schon. Man sieht es in ihren Augen. In einem Moment ist alles okay, nach dem Motto: Hey, wir hoppeln den Karnickelpfad runter! Und im nächsten Moment sind sie in der Karnickelhölle. Man hat das völlig in der Hand. Man selbst hat den Hasen auf Nimmerwiedersehen ins Jenseits befördert. Deshalb beginnt man, sich irgendwann zu fragen, wie es wohl wäre, mal einen Menschen zu erschießen. Und verfickte Lesben wie die beiden da unten kann man doch sowieso kaum als vollwertige Menschen bezeichnen. Sie werden niemals Kinder kriegen, stimmt’s? Wer wird sie schon groß vermissen?«
    »Ray, um Himmels willen, du kannst doch gar nicht wissen, ob sie wirklich lesbisch sind, nur weil sie sich geküsst und nackt gesonnt haben.«
    Er konnte die Furcht in Tims Stimme hören. Auch das machte ihm Spaß. Aber langsam wurde es ihm ein bisschen zu viel.
    »Verdammt, schrei nicht so rum, Tim.«
    »Okay. Ist ja gut. Aber du kannst wirklich nicht wissen, ob sie lesbisch sind. Ich hab
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