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The Lost

Titel: The Lost
Autoren: Jack Ketchum
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Ray das gewusst? Hat er gewusst, dass Sie die beiden mögen?«
    »Ich … ich weiß nicht. Ich schätze schon. Ich schätze, er hat es gewusst.«
    »Aber trotzdem hat er den Mann erschossen und die Frau schwer verletzt.«
    »Ja.«
    »Und er hat es vor Ihren Augen getan.«
    »Ja.«
    »Würden Sie sagen, er hat es getan, um es Ihnen heimzuzahlen?«
    »Einspruch. Die Zeugin kann die Beweggründe des Angeklagten nicht kennen, Euer Ehren.«
    »Einspruch stattgegeben.«
    Und noch später:
    »Diese Affäre, die Sie mit Tim Bess hatten …«
    »Es war keine Affäre. Wir haben einmal miteinander geschlafen. Das war alles.«
    »In Ordnung, also nur dieses eine Mal. Aber Ray hat es herausgefunden, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Und Tim war Rays bester Freund.«
    »Hm.«
    »Wie bitte?«
    »Ja. Tim war Rays bester Freund.«
    »Warum haben Sie mit Rays bestem Freund geschlafen, Ms. Fitch? Um es Ray heimzuzahlen?«
    »Ich glaub schon.«
    »Sie waren mal wieder wütend auf ihn, habe ich Recht?«
    »Ja.«
    »Und Tim war seit Jahren Rays bester Freund, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Wie hätte Ray denn Ihrer Meinung nach darauf reagieren sollen, dass Sie mit Tim geschlafen haben?«
    »Ich glaube, er hätte es verstehen sollen. Ich meine, er hätte verstehen sollen, wie mies ich mich zu der Zeit gefühlt habe.«
    »Er hätte es verstehen sollen? Und nicht wütend werden?«
    »Ja.«
    »Aber Sie sind doch auch wütend geworden, als er mit Katherine Wallace geschlafen hat, oder?«
    »Ja, aber nicht so wütend, dass ich deswegen jemand umgebracht hätte, Mr. Farley.«
    »Aber Sie sind ja auch nicht Raymond Pye, oder?«
    »Einspruch.«
    »Ich habe keine weiteren Fragen an die Zeugin, Euer Ehren.«
    Sie wusste, was Patrick Farley vorhatte. Er wollte auf verminderte Zurechnungsfähigkeit plädieren. Darauf, dass Rays Wut ihn an jenem Abend vorübergehend in den Wahnsinn getrieben hätte. Nun, vielleicht stimmte das sogar, vielleicht auch nicht, aber damit hatte sie nichts zu tun. Es war nicht fair, ihr die Schuld dafür in die Schuhe zu schieben, nicht wahr? Oder Tim oder irgendjemand anders. Im vollbesetzten Gerichtssaal versuchte er ihr den Schwarzen Peter zuzuschieben. Es war einfach nicht fair.
    Sie war heilfroh, als der Richter erklärte, dass ihre Rolle bei den Morden an Lisa Steiner und Elise Hanlon für diesen zweiten Prozess unerheblich sei. Das sei dem Verfahren abträglich, wie er sagte. Farley war stinksauer. Trotzdem war sie erleichtert.
    Sie konnte gut darauf verzichten, dass diese Geschichte nochmal ans Licht gezerrt wurde.
    Schließlich musste sie weiterhin in dieser Stadt wohnen. Zumindest für eine Weile.
    Mrs. Griffith wusste es noch nicht, aber sie hatte sich mit einer Staatsklinik in Verbindung gesetzt, und dort hatte man ihr gesagt, sie würden Mrs. Griffith aufnehmen, sobald ein Platz frei werde. Es tat ihr leid, ihre Pflegemutter in eine Einrichtung abzuschieben, wo sie nur von Fremden umgeben war. Aber sich für den Rest ihres Lebens um einen Krüppel zu kümmern war nicht drin.
    Sie sah ganz gut aus. Und sie war jung. Die Männer standen auf sie.
    Sobald sie Mrs. Griffith einen Platz in der Klinik besorgt hatte, würde sie von hier verschwinden.
    Auf Nimmerwiedersehen.

    Jim »Jumma« Cole fand das Leben im Rahway State Prison gar nicht so übel. Zumindest war es längst nicht so schlimm, wie man es ihm erzählt hatte. In mancherlei Hinsicht war es sogar besser als auf der Straße. Man musste sich nicht damit abfinden, dass einem irgendein weißes Schwein in die Parade fuhr, dass irgendwelche Drecksäcke von der Polizei den Brüdern die Köpfe einschlugen, nur weil sie schwarz und groß waren und die Cops blöd angeguckt hatten. Man musste nicht mitansehen, wie die verdreckten Nachbarskinder verhungerten. Und musste nicht den ganzen Sommer über den verfaulten Müll riechen. Echt, in vielerlei Hinsicht war es im Knast besser als draußen.
    Aber das eine oder andere vermisste Jumma schon.
    Er hatte keine Gitarre mehr, keine Congas. Seine Musik fehlte ihm. Er vermisste Loreen, ihren prallen schwarzen Hintern in seinen Händen. Ihr freches Mundwerk hingegen, mit dem sie einem bei lebendigem Leib die Haut abziehen konnte, vermisste er nicht. Er fuhr keinen Pontiac Firebird mehr, sah kaum Tageslicht, trug keine coolen Klamotten mehr, und seine alte Straße fehlte ihm. Außerdem kriegte er hier drinnen keinen Schnee. Er brauchte das Zeug. Genau wie seine alte Bude. Er vermisste es sogar, mit den Brüdern Löffel, Streichholz und
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