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The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

Titel: The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder
Autoren: O'Brien Caragh
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des Tors waren weit geöffnet, und Gaia erhaschte sogar einen Blick auf Wharfton: eine Reihe trostloser, grauer Häuser, gebeugt und durchnässt. Bewegung war dort draußen, Menschen liefen vorüber.
    »Es ist eine Falle«, flüsterte Gaia. »Sie warten auf uns.«
    »Geh weiter«, sagte Leon.
    In diesem Moment kamen zwei weiß gekleidete Männer aus einer Tür zu ihrer Linken. Neugierig blickten sie zu Leon und Gaia, dann hielt einer der Männer an. Er hob seine Hand und winkte kurz. »Hey! Grey!«, rief er. »Ich wusste gar nicht, dass du auch zur Party gehst. Du hast dich in letzter Zeit viel zu selten blicken lassen.«
    »Wir müssen weiter!«, flüsterte Gaia.
    Aber Leon ließ sie los und streckte den beiden Männern die Hand hin. »Wir dachten, wir sehen uns das Feuerwerk von der Mauer aus an«, sagte er. »Schön, euch zu sehen.«
    »Findet das Feuerwerk bei dem Regen denn statt?«
    »Das ist der Plan«, sagte Leon.
    Die Männer musterten Gaia neugierig. Sie hielt ihr Gesicht weiter Leon zugewandt, damit sie die Narbe nicht sehen konnten.
    »Ihr erinnert euch doch an meine Freundin Lucy Blair«, log Leon, ohne mit der Wimper zu zucken. »Vom Bogenschießen. Das sind Mort Phillips und Zack Bittman.«
    Die Männer schauten überrascht drein, streckten ihr aber die Hand hin. »Natürlich!«, sagte der erste.
    »Schön, euch zu sehen«, sagte Gaia schüchtern.
    »Lassen sie euch wirklich auf die Mauer?«, fragte Mort. »Sieht aus, als ob sie beschäftigt wären. Hast du was von Flüchtlingen gehört?«
    »Nicht in letzter Zeit«, sagte Leon im Plauderton. »War schön, euch zu treffen. Wir sehen uns dann später auf der Party.«
    »Klingt gut«, sagte Mort. Er zeigte mit dem Finger auf Leon. »Ich habe noch immer das Buch, das du mir geliehen hast.«
    »Vergiss es. Mir war klar, dass du es nie zurückgeben würdest«, sagte Leon grinsend.
    Die Männer lachten und gingen die Straße hoch. Leon bot Gaia seinen Arm an, und sie hakte sich wieder bei ihm ein.
    »Kennst du denn jeden?«, flüsterte sie.
    Er lächelte sie an, doch seine Augen blieben wachsam. »Ja.«
    Er ist ein viel besserer Schauspieler, als ich es je sein könnte , dachte sie. Die Soldaten hinter ihnen waren während Leons Unterhaltung mit seinen Freunden stehen geblieben, und tuschelten nun. Die Wachen am Tor wandten sich verunsichert an ihren Anführer, einen großen, weißhaarigen Mann mit einem auffälligen Adamsapfel.
    »Auch Lanchester?«, fragte Gaia.
    »Was?«
    »Ich kenne den Anführer der Wache, Sergeant Lanchester«, sagte sie.
    Sie waren nun fast am Tor, beinahe nah genug, um hindurchzurennen. Gaia glaubte, ihr müsste die Brust zerspringen, so heftig schlug ihr Herz. Die Wachen, mittlerweile entschlossener, hoben ihre Gewehre. Die oben auf der Mauer hatten bereits die Hähne ihrer Waffen gespannt und sie auf Gaia und Leon gerichtet.
    »Vertraust du mir?«, fragte Leon.
    »Ja.« Sie ver traute ihm. Blind. Sie erwiderte seinen durchdringenden, fragenden Blick mit absoluter Gewissheit.
    »Dann nimm das hier«, sagte er und reichte ihr die goldene Geschenktüte mit ihrer Schwester darin. Im nächsten Moment packte er ihren linken Arm und riss ihn ihr hart auf den Rücken, und mit der anderen Hand zog er sein Messer und hielt es ihr ans Kinn. Sie stieß einen Schrei aus und kämpfte instinktiv gegen ihn an, wobei sie verzweifelt ihre Schwester festhielt.
    »Lasst mich durch, oder ich werde sie töten«, rief Leon.
    »Lass sie gehen«, rief Sergeant Lanchester zurück.
    Die Männer verteilten sich im Durchgang, um ihnen den Fluchtweg abzuschneiden, ihre Gewehre auf Leon und Gaia gerichtet. Sie schlossen einen der schweren Torflügel.
    »Gebt den Weg frei!«, sagte Leon. Er verdrehte ihr schmerzhaft den Arm. »Aufhören!«, rief sie. »Oh, bitte! Aufhören!« Und dann verstummte sie, weil das Messer sich scharf an ihren Hals drückte.
    »Bewegung!«, sagte Leon wieder und näherte sich weiter dem Torbogen.
    »Macht Platz!«, befahl Sergeant Lanchester seinen Männern. »Nicht schießen! Riskiert nicht, das Mädchen zu töten! Gaia, bist das wirklich du?«
    Sie hatte zu viel Angst, um etwas zu sagen. Halb trug, halb stieß Leon sie auf das Tor zu, und sie hatte schreckliche Angst, dass sie ihre Schwester fallen lassen könnte. Schon glaubte sie, die Tüte würde reißen. Leon verdrehte ihr wieder den Arm, und sie keuchte, als ihr der Schmerz in die linke Schulter schoss. Sergeant Lanchester kam langsam näher, sein Gewehr auf Leons Kopf gerichtet.
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