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The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

Titel: The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder
Autoren: O'Brien Caragh
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seinen heran, und dann küssten seine Lippen die ihren auf die sanfteste und zärtlichste Weise. Sie atmete rasch ein, und er küsste sie abermals. Ein Verlangen stieg in ihrer Kehle empor, und sie hob ihr Kinn und begegnete seinen Lippen direkter. Draußen fiel ein weiterer lauter Schwung großer Tropfen auf die Büsche und den Gehweg. Einst hatte sie sich gefragt, ob irgendwer sie jemals küssen würde und ob sie dann wissen würde, was zu tun war. Nun konnte sie fast gar nicht denken. Sie fühlte, wie Leons Hand hinter ihrem Kopf durch ihr Haar wanderte und sein Kuss sich vertiefte. Sie fühlte, wie die Welt unter ihr wegkippte, dann stieß ihre Schwester ein weiteres Hicksen aus.
    Gaia zog sich zurück. Leon betrachtete sie unter dichten Wimpern hervor. »Du bist so unheimlich süß«, sagte er sanft.
    »Du solltest mich nicht küssen«, sagte sie. Sie war überrascht, wie leise ihre Stimme klang.
    »Da möchte ich widersprechen.« Seine Lippen berührten wieder ihre.
    Sie kämpfte um Konzentration. »Wir müssen fliehen.«
    Seine Augenbrauen hoben sich. »Gerade jetzt?«
    Sie zog sich entschlossen zurück, und er löste seine Umarmung. »Es hat aufgehört zu regnen«, sagte sie. »Das ist unsere Chance.«
    Er sah bedauernd zur Tür hinaus. »Du magst mich also doch nicht.«
    »Leon!« Sie schlug ihm auf den Arm.
    Er lächelte schief. »Okay. War nur ein Test.« Dann streckte er die Arme aus und half ihr, die kleine Maya wieder in die Geschenktüte zu legen. Das Papier war dick und fest, begann allmählich aber zu verknittern. Gaia sah aufmerksam zu, wie er die Tüte wieder auf den linken Arm nahm. Sie wünschte, es sähe glaubhaft aus, wenn sie selbst das Geschenk trug, aber es war logisch, dass ihr Begleiter sich anbot, es für sie zu tragen.
    Sie hob seinen Hut vom Boden auf. »Hier«, sagte sie. »Es gibt ein grundlegendes Problem mit unserem Plan, weißt du? Wenn wir zum Tor gehen, werden wir in die falsche Richtung gehen, weg von der Party.«
    »Du fängst an, kleinlich zu werden.« Er setzte seinen Hut auf.
    Gaia hakte sich bei ihm ein, und ehe sie sich’s versah, neigte er sich zu einem weiteren sanften Kuss auf ihre Wange hinab. »Ich wünschte, wir hätten mehr Zeit, Gaia«, sagte er.
    Sie nickte und schritt mit ihm durch die Tür.

27
    Vertrauen
    Arm in Arm liefen Gaia und Leon die nassen Straßen hinab und näherten sich immer weiter der Mauer. Als sie auf eine Gruppe Soldaten stießen, zögerte Gaia unwillkürlich, aber Leon zog sie einfach weiter und beachtete die Soldaten kaum, und auch diese schenkten ihnen wider Erwarten nur einen beiläufigen Blick.
    Sobald sie um die nächste Ecke bogen, atmete Gaia erleichtert aus.
    »Siehst du?«, sagte Leon.
    Der Himmel hatte sich mit Einbruch der Nacht verdunkelt, doch vor ihnen schoss weißes Licht empor und brach sich an den tief hängenden Wolken.
    »Sie müssen die Mauer angestrahlt haben«, sagte Leon, »damit den Überwachungskameras nichts entgeht.«
    »Verfolgen uns die Kameras auch hier?«
    »Auf die meisten Straßenlaternen sind Kameras gerichtet«, sagte er. »Man hat uns wahrscheinlich schon ein halbes Dutzend Mal gesehen.«
    »Also fallen sie auf die Verkleidung herein?«, fragte sie.
    »Ich weiß nicht. Vielleicht warten sie auch einfach nur darauf, uns an der Mauer aufzugreifen.«
    Sie liefen eine weitere nasse Straße hinab und bogen in eine schmale Seitenstraße, wo die Markisen der Läden sich über die Gehwege spannten. Von den Markisen tropfte es, und Gaia duckte sich jedes Mal, wenn sie unter einer hindurchgingen.
    »Wie geht es dem Geschenk?«, fragte sie.
    »Gut.«
    Sie passierten eine weitere Gruppe Soldaten, die ebenso unbeteiligt wie die erste wirkte, und in Gaia begann neue Hoffnung zu keimen. Doch als sie um eine weitere Ecke bogen, hörten sie Stiefel hinter sich. »Verfolgen sie uns?«
    »Schau nicht zurück«, sagte Leon.
    Sie bogen ab, auf eine breitere Straße, die sich in einem weiten, sanften Bogen zum Südtor hinabwand. Weiße Ladenfronten, vom Regen grau gestreift, säumten die Straße, und Straßenlaternen warfen ein Netzwerk von Spiegelungen auf die nassen Pflastersteine. Aus einer Wohnung über ihnen vermischte sich der würzige Duft eines Currys mit dem Duft des Regens und erinnerte Gaia daran, dass der Rest der Welt sich aufs Abendessen einstimmte, während sie womöglich ihre letzten Schritte taten. Sie stieg über eine Pfütze hinweg. Da waren Wachen auf dem Wehrgang der Mauer und vor dem Tor, doch die Flügel
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