Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teuflischer Sog

Teuflischer Sog

Titel: Teuflischer Sog
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
lösen, und ließen dann ein Stück Seil über die Rollen des Flaschenzugs gleiten. Nick sank ein paar Zentimeter ab.
    »Okay, noch einen Test.«
    Die Jungen zogen wieder, während die Bremse griff und hielt.
    »Und jetzt zieht«, befahl Nick, und seine Brüder hievten ihn mühelos die gleiche Anzahl Zentimeter wieder hoch.
    »Kein Problem, Nick«, meinte Don. »Ich hab dir doch gesagt, dass dieses Ding idiotensicher ist. Verdammt, ich wette, sogar Jimmy könnte dich von unten heraufziehen.«
    »Vielen Dank, darauf verzichte ich gerne.« Nick machte zwei tiefe Atemzüge und sagte: »Na schön. Diesmal richtig.«
    Mit gleichmäßigen, kontrollierten Bewegungen erlaubten die Zwillinge der Schwerkraft, Nick langsam in die Tiefe zu ziehen. Er rief ihnen zu anzuhalten, als er etwa drei Meter tief in den Schacht eingetaucht war. Bei dieser Entfernung voneinander konnten sie sich noch durch Worte verständigen. Für später aber, wenn Nick sich dann der Schachtsohle näherte, hatten sie eine Reihe spezieller Zugsignale an der Schwimmerschnur vereinbart.
    »Was ist los?«, rief Don nach unten.
    »Hier sind Initialen in die Eichenbalken eingeschnitzt. ALR.«
    »Sicherlich Onkel Albert«, sagte Don. »Ich glaube, sein zweiter Vorname ist Lewis.«
    »Daneben ist Dads JGR und dann noch TMD.«
    »Das wird wohl Mr. Davis sein. Er hatte ihnen doch geholfen, als sie versuchten, bis auf den Grund vorzustoßen.«
    »Okay, dann lasst mich weiter runter.«
    Bei etwa fünfzehn Metern, wo die Holzverschalung aufhörte und nacktem Fels Platz machte, schaltete Nick seine Helmlampe ein. Das Gestein sah völlig natürlich aus. Als wäre der Schacht vor Millionen von Jahren gleichzeitig mit der Insel entstanden. Außerdem war er feucht genug, so dass schleimiger grüner Schimmel darauf gedeihen konnte, obgleich sich dieser Bereich noch weit über der Flutlinie befand. Er richtete den Lichtstrahl an seinen herabhängenden Beinen vorbei in die Tiefe. Nach wenigen Metern wurde er unter seinen Füßen vom Abgrund verschluckt. Ein ständiger Luftzug wehte an Nicks Gesicht vorbei, und er musste unwillkürlich frösteln.
    Es ging weiter abwärts, immer tiefer in die Erde hinein, mit keinem anderen Halt als einem Seil und dem Vertrauen zu seinen Brüdern. Als er einmal hochblickte, war der Himmel nur noch ein kleiner quadratischer Fleck über ihm. Die Schachtwände rückten zwar nicht auf ihn zu, aber er konnte doch ihre Nähe spüren. Er versuchte, nicht daran zu denken. Plötzlich gewahrte er unter sich einen Reflex, und während er tiefer sank, erkannte er, dass er die Flutmarke erreicht hatte. Das Gestein war immer noch feucht. Nach seiner Schätzung befand er sich ungefähr fünfzig bis fünfundfünfzig Meter unter der Erdoberfläche. Es gab noch immer keine Anzeichen dafür, dass Wasser aus dem Ozean bis in den Schacht gelangen konnte. Aber er rechnete auch nicht damit, etwas Derartiges zu sehen, ehe er die Siebzig-Meter-Marke erreicht hätte.
    Drei Meter tiefer glaubte er, etwas hören zu können – ein unendlich leises Plätschern von Wasser. Zweimal zog er an der Schwimmerschnur, um seinen Brüdern mitzuteilen, sie sollten seinen Abstieg verlangsamen. Sie reagierten sofort, und seine Sinkgeschwindigkeit halbierte sich. Das Geräusch von Wasser, das in den Schacht einströmte, wurde lauter. Nick starrte in die Dunkelheit und versuchte, etwas zu erkennen, während Wasser von den Schachtwänden tropfte und wie Regen auf seinen Helm pladderte. Gelegentlich traf ihn ein Tropfen wie eine Eisnadel im Nacken.
    Da!
    Er wartete noch einige Sekunden, um einen weiteren halben Meter abzusinken, erst dann zog er ruckartig an der Schnur.
    Er hing frei vor einem etwa postkartengroßen Spalt im soliden Fels. Er konnte nicht abschätzen, wie viel Wasser durch die Öffnung hereinströmte – gewiss nicht genug, um alle Pumpen, die sein Vater und seine Onkel damals hierhergebracht hatten, zur Wirkungslosigkeit zu verdammen – daher entschied er, dass mindestens eine weitere Verbindung mit dem Pazifik existieren musste. Vorsichtig holte er eine Handvoll Werg aus seiner Gerätetasche, stopfte es so tief es ging in den Spalt und hielt es in der eisigen Strömung an Ort und Stelle fest. Als das Meerwasser die Wergfasern benetzte, begannen sie aufzuquellen, bis der Wasserstrom zu einem Rinnsal schrumpfte und schließlich ganz versiegte.
    Der Wergpfropfen würde nicht lange halten, wenn die Flut wieder einsetzte, deshalb blieb ihm äußerst wenig Zeit, wenn er erst
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher