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Teuflische List

Teuflische List

Titel: Teuflische List
Autoren: Hilary Norman
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stinkenden Boot gesessen und zusammengehalten. Einige hatten es schlicht verdrängt, andere hatten die Ärmel hochgekrempelt und das Beste daraus gemacht, und wieder andere – wie Abigail – hatten es willkommen geheißen und sich bisweilen sogar gewünscht unterzugehen.
    Und nun war sie hier und saß in einem vertrauten Wagen neben einem vertrauten Mann, der sich so verhielt, als hätte nie etwas derart Unzivilisiertes wie Mord sie getrennt, und zum ersten Mal ärgerte Abigail sich über Moran. Sie fühlte sich isoliert von ihm, wie gefangen.
    »Möchtest du, dass ich eine Weile anhalte?«, fragte er plötzlich, als hätte er ihre Gedanken gelesen. »Wir könnten eine kleine Pause einlegen, bevor wir in die Stadt fahren.«
    »Ja.« Sie hielt kurz inne. »Nein.«
    Er schaute sie an. Wie immer war es schwer, durch die Gläser der dunklen Brille hindurchzusehen, die sie noch immer trug. »Was denn nun?«
    »Nein«, antwortete sie. »Alles in Ordnung.«
    »Dann bringen wir es hinter uns, ja?«
    »Bitte«, sagte sie.
    Es war ohnehin nicht das Treffen mit demBewährungshelfer, dass sie so nervös machte. Das war nichts im Vergleich zu den Begegnungen, die sie in den vergangenen fünfzehn Monaten gehabt hatte.
    Es war das, was später kommen würde.
    In dem kleinen Landhaus unmittelbar außerhalb von Foldingham.

70.
    Es war genau so, wie Jules es beschrieben hatte.
    Fast, aber nicht ganz genau. Geformt wie eine Pralinenschachtel, der saubere weiße Stein, das Reet, der attraktive kleine Vorgarten … Gott sei Dank wuchsen keine Rosen um die Tür herum … Aber warum eigentlich nicht?, fragte sie sich, wütend auf sich selbst. Was war denn falsch an verdammten Rosen über der Tür?
    Dass es wie ein Reklameschild für »Und sie lebten glücklich bis in alle Ewigkeit« aussah, beantwortete sie ihre eigene Frage.
    So was gibt es nicht.
    »Was denkst du?«, riss Michael Moran sie aus ihren Gedanken.
    »Es ist hübsch«, antwortete Abigail.
    Moran bog von der schmalen, ruhigen Straße in die kleine Einfahrt.
    Abigail starrte auf die Vordertür und bereitete sich vor.
    Moran stellte den Motor ab, blieb aber sitzen.
    »Ich weiß nicht«, sagte Abigail angespannt, »ob ich das kann.«
    »Du schaffst das schon«, versicherte er ihr.
    Die Vordertür öffnete sich, und da war sie.
    Jules, in Jeans und T-Shirt, lächelnd und allein.
    »Wir dachten uns«, sagte Moran rasch, »du würdest es vorziehen, wenn wir keinen großen Aufstand machen.«
    Abigail öffnete die Tür; ihre Finger waren wie taub.
    »Ja«, sagte sie und stieg aus.
    »Willkommen daheim«, sagte Jules und umarmte sie.
    »Danke.« Abigails Mund fühlte sich knochentrocken an.
    Der Flur war schmal. An einer Wand hing ein kleiner ovaler Spiegel neben vier Messinghaken – an einem hing eine Wachsjacke, an einem anderen ein Regenmantel –, und in der Ecke neben der Tür stand ein Regenschirm.
    Drei Paar Gummistiefel standen ordentlich aufgereiht auf dem Boden. Ein Paar in Erwachsenengröße und grün, eines leuchtend gelb in einer Größe, die wohl Ollis entsprechen musste.
    Das dritte Paar war sehr, sehr klein.
    Abigail schlug das Herz bis zum Hals.
    »Hier ist Asali«, sagte Jules leise.
    Ralphs alter Dackel kam aus dem hinteren Teil des Hauses. Asali war inzwischen stark ergraut und ihr Bauch geschwollen wie ein altes, überladenes Bücherregal. Sie wedelte mit dem Schwanz, doch Abigail ignorierte sie; sie sah sie kaum und konnte fast nicht mehr atmen.
    Denn auf der anderen Seite der Tür ertönte Kinderlachen.
    »Olli kümmert sich um Thomas«, sagte Jules. »Eigentlich sollten sie malen.«
    Moran trat hinter Abigail hervor und bemerkte, wie blass sie war.
    »Brauchst du noch ein bisschen Zeit?«, fragte er.
    »Abigail?« Jules schaute sie an.
    »Am besten, ihr zwei geht vor.« Ihre Lippen fühlten sich wie Schiefer an. »Ich komme dann nach.«
    »Kein Problem.« Jules warf Moran einen raschen Blick zu und öffnete dann die Tür.
    »Mami, Thomas hat auf seinen Bauch gemalt!«
    »Oh, wirklich, Liebling?«
    Das mit Chintz überzogene Sofa, die Sessel und der kleine Kaffeetisch aus Eiche waren aus dem Weg geschoben worden, um mehr Spielfläche für die Kinder zu schaffen, die mit großen Blättern Papier und zwei Kisten Wachsmalstiften auf dem Boden saßen.
    »Sieh mal.« Olli stand auf, ging zu seinem Cousin, zog dessen fleckiges T-Shirt hoch und deutete auf die rot-gelben Flecken auf dessen Bauch.
    »Wow«, sagte Jules.
    »Thomas, wie klug von dir«, sagte Moran
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