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Teuflische List

Teuflische List

Titel: Teuflische List
Autoren: Hilary Norman
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ihre Mutter mit Silas, dann ihre Mutter mit Graham, dann sie selbst mit …
    O Gott.
    Das Musikzimmer.
    »Ich liebe diesen Raum.«
    Nina Salters’ Stimme riss Jules aus ihren Erinnerungen.
    »Das ist eine besonders schöne Wand«, sagte sie. »Sie war einer der Hauptgründe dafür, warum wir diesesHaus unbedingt haben wollten.« Sie trat zurück, als Jules wieder herauskam. »Und natürlich der Garten.«
    Jules hatte es bis jetzt geschafft, nicht auf den Boden an der Treppe zu schauen. Als sie heraufgekommen waren, hatte sie das Kinn gehoben und war einfach über die Stelle hinweggestiegen.
    Nicht dieses Mal.
    Sie blieb stehen und zwang sich, nach unten zu schauen.
    Sie erinnerte sich an das Staunen und den Schmerz in Silas’ Gesicht.
    »Geht es Ihnen nicht gut?«, fragte Nina Salter.
    »Doch, doch«, antwortete Jules. »Es geht mir gut.«
    Die andere Frau drehte sich um und stieg wieder die Treppe hinunter.
    »Wie wär’s mit ein bisschen frischer Luft?«, schlug sie vor.
    »Ja, bitte«, sagte Jules.
    Der Garten hatte sich nur insofern verändert, als er nun wesentlich gepflegter aussah. Der Rasen war erst vor kurzem gemäht worden; die Rosen waren gestutzt und der Weg frisch geharkt.
    Jules ging langsam zum Teich.
    Das war der einzige Ort, an dem sie mit aller Leidenschaft gehofft hatte, allein zu sein, doch Nina Salter blieb bei ihr – vielleicht weil sie nach der Szene an der Treppe glaubte, Jules gehe es nicht gut.
    Sie traten auf das verrückte Terrassenpflaster hinaus.
    »Max Brook hat uns erzählt, Sie und Ihr Bruder hätten das alles hier selbst angelegt.«
    Jules schaute sie an. »Das stimmt.«
    »Fantastisch«, sagte Nina Salter. »Wir lieben es.«
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich mich einen Augenblick setze?«, fragte Jules.
    »Aber nein«, antwortete die andere Frau.
    Jules ging zur Bank und setzte sich, und diesmal zog Nina Salter sich ein Stück zurück und ging zum Teich.
    Es tut mir Leid, sagte Jules im Geiste zu ihrem Vater. Es tut mir sehr, sehr Leid.
    Sein Tod.
    Dass sie ihn einfach so zurückgelassen hatte.
    »Oh.«
    Sie hob den Blick und sah, dass Nina Salter stirnrunzelnd in den Teich schaute.
    »Was ist?«, fragte Jules und stand auf.
    »Schauen Sie«, sagte die andere Frau und deutete aufs Wasser.
    Jules schaute.
    Sie sah einen großen Goldfisch an der Oberfläche neben dem grauen Steincupido treiben.
    Sie hatte das Gefühl, als würden Insekten über ihren Leib krabbeln.
    »Das ist jetzt schon der zweite innerhalb von zwei Tagen«, sagte Nina Salter.
    Jules brachte kein Wort heraus.
    »Ist das bei Ihnen auch schon mal vorgekommen?«, erkundigte sich die Frau.
    Es war kein Vorwurf, nur eine Frage.
    »Ein-, zweimal«, antwortete Jules.
    »Oh. Na gut«, sagte Nina Salter.
    Jules träumte in jener Nacht, dass drei tote Goldfische auf dem Teppich im Gang neben der Treppe lagen, genau dort, wo Silas gestorben war, und in der Nacht darauf träumte sie von weiteren toten Fischen. Sie lagen aufeinem Bett, und Abigail stand daneben und sagte, es sei ihre Schuld, dass sie gestorben seien.
    Tagsüber und während der Abende, wenn sie ihre Sachen packte, Thomas fütterte und feststellen musste, dass es keine gute Idee gewesen war, Olli sein eigenes Spielzeug verstauen zu lassen, fragte sie sich, wie viele Fische noch würden sterben müssen, bis die Salters erkennen würden, dass mit dem Teich etwas nicht stimmte. Wie lange würde es dauern, bis die Salters zu dem Schluss kommen würden, dass eine Reinigung nicht ausreichte? Bis sie einen Fachmann holten, um eine Wasserprobe zu nehmen? Ohne Zweifel würde dann die Polizei anrücken, da die Verschmutzung nur von menschlichen Überresten herrühren könne, und dann …
    Das ist genug.
    Jules und die Kinder würden dann schon in Foldingham sein, doch die Polizei würde sie auch dort finden, und wenn man sie nach Holloway schickte, hätte man Abigail mit Sicherheit schon verlegt, und dann wäre sie ganz allein, und die Fürsorge würde die Kinder übernehmen, und …
    Das ist mehr als genug.

66.
    Sie zogen nach Suffolk.
    In ihr ungestrichenes Landhaus in der Nähe eines hübschen Dorfes, wo niemand sie kannte oder etwas über sie wusste – wo beide gedeihen konnten, Olli und Thomas.
    Wo Jules sich mit neuen Nachbarn traf und mit den hiesigen Geschäften, Kindergärten und Schulen vertraut machte und begann, das Haus zu dekorieren.
    Karten mit ihrer neuen Adresse schickte sie nur an sehr wenige Leute, doch Abigail bekam eine wahre Flut
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