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Teuflische List

Teuflische List

Titel: Teuflische List
Autoren: Hilary Norman
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stoßen …
    … sie könne ihn abweisen.
    Aber das tat sie nicht. Eines Nachts brachte Silas schließlich den Mut auf, zum Zimmer seiner Mutter zu gehen. Er drückte die Klinke hinunter und ging durch die Tür. Patricia lag im Dunkeln, ein Taschentuch auf den Mund gepresst. Sie drehte sich um und fragte mit halb erstickter Stimme, ob mit ihm oder Julia etwas nicht stimme.
    »Mit uns ist alles in Ordnung«, sagte Silas, »es ist nur, ich kann’s nicht mehr aushalten.«
    »Was kannst du nicht mehr aushalten, Liebling?«
    »Wenn du hier weinst, so ganz allein, wo ich dir doch …«
    »Was?«
    Silas atmete tief durch.
    »Wo ich dir doch helfen könnte«, sagte er.
    Lass mich zu dir ins Bett.
    Patricia schlug die Bettdecke zurück und ließ ihn zu sich ins Bett.
    »Du bist ja ganz kalt, Liebling«, sagte sie.
    Ihm war tatsächlich kalt, eiskalt sogar, und Mamierlaubte ihm, die Arme um sie zu legen und sich an sie zu schmiegen. Mami war warm und weich und roch nach Blumen, und Silas – der ungewöhnlich groß für sein Alter war – legte den Kopf auf ihre Schulter, atmete ihren Duft ein und spürte, wie ihr Körper sich ein klein wenig entspannte.
    »Jetzt brauchst du ihn nicht mehr«, sagte er zu ihr.
    Patricia seufzte.
    »Du brauchst keinen mehr außer mir«, sagte Silas.
    Als Silas seit ungefähr zwei Wochen in ihrem Bett schlief, wurde Patricia mitten in der Nacht von einem seltsamen Geräusch geweckt.
    Einen Moment lang blieb sie starr liegen, bevor sie erkannte, dass der Laut von ihrem Sohn stammte.
    Er summte leise vor sich hin.
    Und er atmete seltsam.
    In schnellem Rhythmus.
    Patricia setzte sich unvermittelt auf.
    »Silas, hör sofort damit auf!«
    Sie griff nach dem Lichtschalter und warf die Bettdecke beiseite.
    »Um Himmels willen!«, sagte sie scharf. »Das ist ja eklig!«
    Silas lächelte zu ihr hinauf – ein träges, stolzes Lächeln.
    »Hör sofort auf damit!«, wiederholte Patricia.
    Das Lächeln verschwand. Silas’ Hand löste sich von seinem erigierten, aber noch nicht ganz ausgewachsenen Penis – ausgewachsen genug, dachte Patricia wider besseres Wissen –, und er schaute sie schmollend an.
    »Zieh dich an«, befahl seine Mutter.
    Rasch zog Silas seine Pyjamahose hoch und errötete.
    Patricia lachte. »Ihr seid doch alle gleich.«
    Silas hatte noch immer das Gesicht verzogen. »Wer ist alle gleich?«
    »Männer«, antwortete Patricia abschätzig. »Wenn du wüsstest …«
    »Wenn ich was wüsste?«, hakte Silas nach.
    »Wie lächerlich du aussiehst.«
    Silas kniff die grünen Augen zusammen, und seine Wangen glühten vor Demütigung und Wut. »Lach mich nicht aus, Mutter.«
    So hatte er sie noch nie genannt.
    Offenbar ist es der falsche Ansatz, über einen präpubertären Jungen zu lachen, sagte sich Patricia. Andererseits hatte sie von ihm erwartet, dass er schuldbewusst aufspringen und seine Blöße bedecken würde; stattdessen schien er recht zufrieden mit sich zu sein, was sie nun doch ein wenig entsetzte.
    »Tut mir Leid, mein Liebling«, sagte sie. »Aber du musst verstehen, wenn du weiter so hässliche Dinge tust …«
    »Ich hab gedacht, das machen alle Männer so«, sagte Silas.
    Nun war es Patricia, die rot anlief. Sie fragte sich, ob sie aufstehen oder ihm sagen sollte, er solle in sein Zimmer gehen; zu ihrem Erstaunen hatte er sich nämlich noch nicht aus dem Bett bewegt.
    »Zunächst einmal«, sagte sie, »bist du kein Mann.«
    Der Blick ihres Sohnes wurde kalt.
    »Und zweitens, widersprich mir nicht.«
    »Entschuldigung«, sagte Silas.
    »Wie ich gesagt habe …«
    »Du willst nicht, dass ich so eklige Sachen tue.«
    Patricia funkelte ihn an und versuchte herauszufinden, wie frech er wirklich war.
    »Wenn du gar nicht anders kannst …« Es gelang ihr tatsächlich, cool zu bleiben. »Wenn es von Zeit zu Zeit gar nicht anders geht, dann sei bitte so nett und mach es allein, in deinem Zimmer.«
    »Magst du es nicht, wenn ich bei dir schlafe, Mutter?«
    Sie dachte kurz nach, war sich aber nicht ganz sicher, ob er sich nicht vielleicht verletzt fühlen würde.
    »Es ist nett …«, antwortete sie vorsichtig. »Es ist nett, dich bei mir zu haben. Aber du bist jetzt kein kleiner Junge mehr, also, vielleicht …«
    »Genau«, unterbrach er sie mit fester, klarer Stimme. »Ich bin kein kleiner Junge mehr.«
    »Silas, ich versuche doch nur …«
    »Schon in Ordnung«, sagte er. »Versteh schon.«
    »Wirklich?«
    Sein Gesicht war plötzlich voller Mitgefühl. »Du siehst sehr
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