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Teufelsmond

Teufelsmond

Titel: Teufelsmond
Autoren: Ines Thorn
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erzählt habt, damit könnte ich die Frau strafen, die mir davongelaufen ist.» Er deutete auf Karla. «Das da ist die Frau, die mich heiraten sollte. Das da ist die, die davongelaufen ist wie eine Metze. Das da ist eine, die sich mit anderen vergnügt, obwohl sie mir zugesprochen war.»
    Pater Fürchtegott fuhr herum. «Das ist Leberecht, der Schmied?»
    Karla schluckte und nickte, doch Leberecht zeterte schon weiter. «Der ganze Weiler hat über mich gelacht, jawohl! Selbst die jüngsten Buben und Mädchen. Deine Stiefmutter hat gesagt, ich solle dich wiederholen und mir nehmen, was mir zusteht, nur so wäre die Schande abzuwaschen. Da machte ich mich auf den Weg und suchte Beistand bei den Lazarenern. Denn die sind meinem Vater immer eine Hilfe gewesen. Und die Lazarener versprachen mir Hilfe und Genugtuung. Sie spürten die Metze auf und sagten mir, wo sie zu finden war. Als Gegenleistung sollte ich herausfinden, wem hier was gehört. Ich habe mich ins Dorf geschlichen und mich im Beckmannhaus versteckt. Die Lazarener wollten genau über Hab und Gut der Dörfler Bescheid wissen. Die Michelsmühle wollten sie sich unter den Nagel reißen, auf die es der Glenbauer abgesehen hat.
    Und dann sah ich Karla mit dem Michelsmüller. Und ja, ich habe den Brunnen vergiftet, wie es die Lazarener wollten. Sie wollten, dass die Müller die Mühle verlassen, damit sie sie meistbietend verkaufen konnten, und gleichzeitig taten sie mir damit einen Gefallen, weil ich so Karla strafen konnte. Es hat mir leidgetan, als ich sah, wie der Beckmann des Nachts daraus getrunken hat. Und auch um den Jüngsten des Dorfschulzen tut es mir leid. Sein Vater gab ihm wohl das Brunnenwasser aus seinem Branntweinkrug. Ich konnte sie nicht davon abhalten, ohne mich zu verraten.» Er ballte die Faust und hob die Stimme: «Und ich habe nicht alles falsch gemacht. Eine Metze muss bestraft werden. Karla muss bestraft werden. Die Ehre eines Mannes muss wiederhergestellt werden.»
    Der Richter verzog das Gesicht und winkte ab. «Ihr seid also schuldig am Tod des Beckmann und des Dorfschulzenkindes. Obwohl: Das waren ja eher Unfälle. Aber was ist mit den anderen Toten? Was ist mit dem alten Michelsmüller, dem jungen Jost und der Tante vom schwarzen Jo? Das waren Morde, über die noch ausführlich zu sprechen sein wird. Zurück zu Karla. Hat sie Euch schon das Eheversprechen gegeben?»
    Leberecht schüttelte den Kopf.
    «Also ist sie Euch auch nichts schuldig.»
    Er seufzte laut und schüttelte den Kopf. «Was für ein Dorf, was für Menschen hier. Das Verlies in Ziegenhain wird nicht ausreichen für alle, die sich schuldig gemacht haben.» Wieder schüttelte er den Kopf und setzte an, den Bütteln Anweisungen zu geben, die Männer festzusetzen.
    «Haltet ein!», sprach der Pater Fürchtegott. «Lasst mich eines sagen, bevor Ihr zur Tat schreitet. In diesem Dorf hat sich ein jeder schuldig gemacht. Und ein jeder hat sich für seine Sünden schon selbst bestraft. Was wird geschehen, wenn Ihr, ehrenwerter Richter, den Frauen die Männer und den Kindern die Väter nehmt? Wer soll säen, wer soll ernten? Einige sind schuldiger als andere. Einige zeigen Reue, andere fühlen sich noch immer im Recht. Zeigt Erbarmen mit denen, die vom Wege abgekommen sind und Reue zeigen. Und seid unnachgiebig mit denen, die wussten, was sie taten.» Dann hob er beide Hände und sprach das Vaterunser.
    Doch als der Krügerwirt nach dem Segen laut fragte, wann endlich die Sau an den Spieß soll, hielt es den Pater nicht länger in der Schankstube. Er würgte, verdrehte die Augen, presste eine Hand vor den Mund und rannte aus dem Gasthaus.

[zur Inhaltsübersicht]
    Fünfunddreißigstes Kapitel
    «Eigentlich tut er mir leid, der Leberecht.» Karla zog die Stirn kraus. «Die Wut hat ihn verblendet, und die Lazarener haben das Ihre getan, dass er jetzt als Mordbube im Verlies in Ziegenhain schmort.»
    Der schwarze Jo legte Karla einen Arm um die Schultern. «Es ist nicht deine Schuld. Du hast nichts Schlechtes getan.»
    Karla seufzte. «Trotzdem. Es fühlt sich an, als wäre alles meine Schuld.» Sie sah auf. «Schließlich wäre vieles vielleicht anders gekommen, wenn ich nicht fortgelaufen wäre, nicht wahr?»
    Pater Fürchtegott, der neben Karla stand, nickte. «Wir alle laden im Laufe unseres Lebens Schuld auf uns. Wir können gar nicht anders, weil wir Menschen sind. Ich glaube, der Herr hat dir vergeben. Außerdem hast du ja nicht den Brunnen vergiftet.»
    «Else wird
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