Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Titel: Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
Kraftsprüche … Das Große Ritual … «
    Kaltenbach bemühte sich verzweifelt, einen Zusammenhang herauszuhören.
    »Morgen! Morgen! Morgen öffnet sich das Tor! Der 21., ich darf nicht … «
    »Was ist denn hier los? So geht das aber nicht!«
    Kaltenbach blickte auf und sah in das strenge Gesicht der Stationsschwester.
    »Herr Sutter darf sich auf gar keinen Fall aufregen«, befahl die Frau im hellblauen Kittel. »Sind Sie ein Verwandter des Patienten?«, fragte sie eine Spur freundlicher, als sie Kaltenbachs verwirrten Gesichtsausdruck sah.
    »Ein guter Freund. Er hat mir eben versucht zu erzählen, was geschehen ist.«
    »Erwachsene Männer, die sich prügeln. Schlimm so etwas!« Sie zog das Kissen und die Decke zurecht und betrachtete Sutter besorgt. »Wissen Sie was, gehen Sie eine Runde spazieren und kommen Sie später noch einmal. Herr Sutter sollte jetzt schlafen.«
    Kaltenbach musste einsehen, dass ihm nichts anderes übrig blieb. Er spürte, dass er von diesem Mann Entscheidendes erfahren könnte. Doch er würde sich gedulden müssen.
    Kaltenbach ließ sein Auto auf dem Krankenhaus-Parkplatz stehen und ging zu Fuß am Bahnhof vorbei Richtung Zentrum. Der Ort glich in vielem den zahlreichen Kleinstädten in Südbaden. Um einen hübsch sanierten Altstadtkern gruppierten sich die neuen Wohngebiete, an der Peripherie die Industriegelände und Einkaufszentren. Kaltenbach hatte keinen Blick für das Stadtbild. Eine Viertelstunde lief er ziellos durch die kleinen Straßen, ehe er mit wirren Gedanken in einem der Cafés am Marktplatz landete.
    Gegen 17 Uhr schritt Kaltenbach zum zweiten Mal durch die Eingangspforte des Kreiskrankenhauses. Dieses Mal war auch der dritte Zimmerbewohner in seinem Bett, ein Hüne von einem Mann, der in seinem Flügelhemd aussah wie ein Zornesengel. Seine Familie war zu Besuch, etwa acht bis zehn Männer, Frauen und Kinder standen und saßen um sein Bett. Der Mann erzählte ausschweifend und mit lebhaften Gebärden in einer Sprache, die Kaltenbach nicht verstand, immer wieder unterbrochen von Kommentaren oder Ermunterungen seiner Besucher. Eine ebenso stattliche Dame stopfte ihm zwischendurch etwas in den Mund, das nach Süßigkeiten aussah.
    Kaltenbach zwängte sich an zwei Halbstarken vorbei. Zu seiner Überraschung war Sutter wach und saß aufrecht im Bett, dessen Rückenlehne nach oben geklappt war. Mit einiger Mühe versuchte er, Kaltenbach die Hand zu geben.
    »Mein Retter«, lächelte er ihm zur Begrüßung zu. »Die Ärzte meinten, ich wäre verblutet, wenn Sie mich nicht in Gerstners Zimmer gefunden hätten.«
    Kaltenbach fiel es wie Schuppen von den Augen. Es war Blaschkes Zimmer, in dem die Karte mit dem Messer gehangen war! Die ganze Zeit über hatte er sich auf den Falschen konzentriert und Sutter zu Unrecht verdächtigt.
    Jetzt war es wichtig, offen miteinander zu reden. Wenn er Sutter nicht zur Mithilfe überzeugen konnte, war alles verloren. Mit wenigen Worten fasste er die Geschehnisse der letzten drei Wochen zusammen. Er erzählte von Peters Tod am Kandel, von der Begegnung mit Blaschke auf dem Friedhof, vom Tod Oberbergers und von seinen Recherchen zu dem geheimnisvollen Belchendreieck. Während er erzählte, sah Kaltenbach sich wie in einem Film. Mit jedem Satz fügten sich die Puzzlesteine ein wenig mehr zu dem Bild zusammen, das er und Luise vergeblich gesucht hatten. Aber noch war das Ende des Films offen.
    Nachdem er seine Schilderung beendet hatte, entstand eine längere Pause. Kaltenbach vermied es, Sutter zu drängen. Er hoffte inständig, dass er ihm helfen würde.
    »Jetzt wird mit vieles klar«, sagte Sutter nach einer Weile. »Sein Eifer, seine Geheimnistuerei. In Wahrheit hat er die ganze Zeit seine eigenen Pläne verfolgt.« Er nahm ein Glas von seinem Beistelltisch und trank langsam ein paar Schlucke. »Er hat alles vorbereitet«, fuhr er nachdenklich fort. »Eine Blutzeremonie am Kandel. Eine Defixio bei einem Toten.« Seine Augen wurden starr. »Ich befürchte das Schlimmste. Er hat von mir die Evokationssprüche gestohlen. Er hat den Ritualdolch und den Großen Torques.« Langsam drehte er den Kopf und sah Kaltenbach an. »Er hat die Schwelle bereits überschritten, die Mächte bereits gerufen. Er wird das Tor zur Anderswelt aufbrechen. Mit dunklem Zauber. Und mit Blut. Dasselbe Blut in zwei Körpern. Morgen. Wenn Bel die Sonne begrüßt.«
    Sutters Blick war jetzt völlig entrückt und trotzdem voller Feuer. »Gehen Sie«, rief er laut, »Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher