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Testament liegt im Handschuhfach: Unterwegs mit der Mitfahrzentrale (German Edition)

Testament liegt im Handschuhfach: Unterwegs mit der Mitfahrzentrale (German Edition)

Titel: Testament liegt im Handschuhfach: Unterwegs mit der Mitfahrzentrale (German Edition)
Autoren: Mauritius Much
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inserieren und Plätze zum Mitfliegen anbieten. Eine Mitfahrzentrale mit Flügeln sozusagen. Das wär’ doch was …
    Schnell findet Horst im Internet die Seite www.mitflug-boerse.de – und traut seinen Augen kaum. Da bietet doch glatt jemand einen Flug nach Aschaffenburg an! Den kleinen Flugplatz in Aschaffenburg kennt Horst sehr gut, der ist nur vier Kilometer von seinem Elternhaus entfernt. Und dann fliegt der Typ nicht nur am Freitag hin, sondern auch am Sonntag wieder zurück. Perfekt!
    Siggi, der Pilot, klingt am Telefon total sympathisch. Er ist Familienvater und möchte mit Frau und Kind ein Wochenende bei seiner Verwandtschaft in Aschaffenburg verbringen. Und dann noch der Preis. Er will pro Flug nur 40 Euro, halb so viel wie die Bahn. Horst sagt sofort zu.
    »Bist du Horst?«, ruft ein junger Mann zwei Tage später. Mit Frau und Säugling steht er vor dem Hangar. Horst nickt erstaunt. Er hatte Siggi auf Anfang 40 geschätzt, doch der Typ hier ist höchstens Mitte 20. Das soll sein Pilot sein? Hoffentlich kann der junge Hüpfer die weiße Cessna C172 mit vier Sitzen überhaupt fliegen. Aber er wischt den Gedanken beiseite: Warum macht er sich überhaupt Sorgen? Siggi würde doch keinen Flug ins Internet stellen, wenn er nicht fliegen könnte. Er kann ja nicht so einfach auf einen Flugplatz spazieren, sich eine Cessna nehmen und abheben.
    Einigermaßen beruhigt stellt Horst seine Tasche in den hinteren Teil der Maschine. Dorthin setzt sich auch Siggis Frau Andrea mit dem Säugling. Der kleine Erik ist ein halbes Jahr alt. Siggi bietet Horst den Platz vorne neben sich an. ›Ist ja klasse‹, denkt er sich. Er selbst hat nämlich gerade eine Ausbildung für Ultraleichtflugzeuge angefangen, hat allerdings erst zwei Flugstunden in den kleineren Zweisitzern hinter sich. In so einer größeren Cessna ist er noch nicht gesessen – und dann gleich im Cockpit.
    Beim Anschnallen erzählt Siggi, dass er gerade eine Berufspilotenausbildung an einer Flugschule macht. »Eigentlich fehlen mir noch fünf Probelandungen mit der Maschine. So ein Einziehfahrwerk kenn ich noch gar nicht«, lacht Siggi. »Aber das kriegen wir schon hin.« Horst erschrickt. Die Probelandungen hätte Siggi eigentlich mit seinem Fluglehrer machen müssen, aber jetzt sitzt er alleine hinterm Steuerhorn. Und das Fahrwerk kennt er auch nicht … Was, wenn er die Reifen bei der Landung nicht rechtzeitig ausfährt und sie auf die Landebahn krachen? Horst wird mulmig … Aber: Wenn Siggi seine Frau und das kleine Kind mitnimmt, wird er schon landen können.
    »Ist schon was anderes als in einem Ultraleichtflugzeug«, sagt Horst, als er auf die vielen Schalter am Cockpit schaut. »Hey, du kennst dich mit Flugzeugen aus? Das ist ja klasse«, freut sich Siggi. Horst erzählt ihm von seinen zwei Flugstunden. Das passt Siggi perfekt in den Kram. »Toll, dann erkläre ich dich hiermit zu meinem Copiloten.« Mit großen Augen starrt Horst seinen neuen »Vorgesetzten« an. Das geht ihm jetzt aber doch ein bisschen zu schnell. Bevor er sich gegen die Beförderung wehren kann, legt ihm Siggi auch schon das Betriebshandbuch der Maschine, Karten und Checklisten auf den Schoss. Dann erklärt er ihm die ganzen Instrumente. Siggi macht das so fix, dass sich Horst total konzentrieren muss, um bloß nichts zu vergessen.
    Gemeinsam machen sie den kompletten Abflugcheck. Sie überprüfen, ob alle Knöpfe, Instrumente und Messgeräte im Cockpit funktionieren. Dann rollt die Cessna vom Hangar weg. Zunächst ruckelt sie langsam über den Zubringer zur Startbahn. Siggi bekommt die Startfreigabe vom kleinen Tower und beschleunigt. Die Cessna brettert immer schneller über die Bahn, dann zieht der Pilot die Maschine nach oben. Sofort gewinnen sie an Höhe, nach einer Minute sieht der Flugplatz aus wie ein Lego-Terminal. Respekt, gekonnt und ganz sauber hat er die Cessna in die Luft geholt – so souverän, dass Horst überhaupt kein mulmiges Gefühl mehr bekam.
    »Kannst du bitte mal die Frequenzen vom Fluginformationsdienst und von den Funkfeuern aus der Sichtkarte raussuchen?« Horst ist verdattert. Siggi meint das todernst mit dem Copilot. ›Äh … und wo … finde ich die Sichtkarte?‹, fragt Horst stotternd. Planlos wühlt er in den Unterlagen, die auf seinem Schoss liegen. Endlich fällt ihm die Karte in die Hände. Ganz ruhig beobachtet ihn Siggi und sagt dann: »So und jetzt stellst du die Frequenzen bitte ein.« Äh, wie bitte? Wo soll er die einstellen,
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