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Testament liegt im Handschuhfach: Unterwegs mit der Mitfahrzentrale (German Edition)

Testament liegt im Handschuhfach: Unterwegs mit der Mitfahrzentrale (German Edition)

Titel: Testament liegt im Handschuhfach: Unterwegs mit der Mitfahrzentrale (German Edition)
Autoren: Mauritius Much
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Sie würden gar nicht mitkriegen, was Marco und die Französin reden. Umso besser. Blamiert er sich wenigstens nicht …
    Aus dem Augenwinkel sieht Marco, wie die hübsche Französin ihn immer wieder anlächelt. ›Oh mein Gott, heute ist mein Glückstag‹, denkt er sich. Sie will mich auch – und zwar so sehr, dass sie selbst die Initiative übernimmt. Davon ist er überzeugt, denn ständig strahlt sie ihn an. Was ist er doch für ein verklemmter Typ! Er ist echt zu blöd, sie anzusprechen. »Aló. Isch ’eiße Françoise. Und du?«, fragt die Französin mit einem Lächeln, dann wirft sie ihr Haar mit einer kleinen Kopfbewegung nach hinten. Das Eis ist gebrochen, sie hat genug vom Warten.
    Marco sieht sie mit großen Augen an. Jetzt bloß schnell und witzig antworten. »Äh, ich bin der Marco.« Haha. Lustig war das nicht gerade. »Und was machst du in Köln?« Marco ist erleichtert. Wieder hat sie übernommen. Er lächelt Françoise an. Sie sieht nicht nur super aus, sie hört sich auch noch unheimlich süß an mit ihrem französisch gefärbten Deutsch. Wenn sie den Mund aufmacht, denkt Marco sofort an die zart französelnde Sprecherin des Werbespots für das Bier, »die so prickelt in meine Bauchnabel«.
    Selig lächelt er Françoise an. Adrenalin schießt durch seine Adern, seine Müdigkeit ist plötzlich wie weggeblasen. Jetzt hat er keine Scheu mehr, mit Françoise zu sprechen. Er erzählt ihr, dass er in Köln Volkswirtschaftslehre studiert hat und das Wochenende bei seinen Eltern in Freiburg verbringen wird. Dann erklärt er ihr, was der Unterschied zwischen BWL und VWL ist. Schließlich lässt er sie wissen, dass er mittlerweile Software entwickelt. Dann fragt er sie, was sie denn beruflich macht. Françoise lächelt ihn an. Dieses Lächeln, ein Traum. Marco ist hin und weg. Aber sie druckst ein bisschen herum, bis sie antwortet. Sie besuche eine Schule, an der sie mehrere Fächer ein bisschen studiere. Ein wenig Politik, etwas Jura und ein Schuss Wirtschaft. Kein Fach lerne sie so richtig, sagt sie bescheiden.
    Marco will wissen, wie die Schule heißt. »In Deutschland wird sie kaum einer kennen«, antwortet Françoise. »Sie heißt ENA und ist in Straßburg.« Mit großen Augen starrt Marco sie an. Selbstverständlich hat er von dieser Schule schon mal gehört. Die École nationale d’administration – das ist die Kaderschmiede für die Eliten Frankreichs! Viele Präsidenten, Premierminister und Spitzenpolitiker wurden dort ausgebildet, darunter Jacques Chirac, Valéry Giscard d’Estaing und Dominique Strauss-Kahn. Und dieses hübsche Mädel! Das ist ja unglaublich. Sie ist nicht nur schön, sondern auch noch blitzgescheit. Mit ihr wäre Marco ein gemachter Mann. So wie der Mann Angela Merkels. Marco fängt an zu träumen. Er sieht sich schon auf Staatsbesuchen das Ehrenspalier der Soldaten auf dem roten Teppich abschreiten. Dann hat sie sich in einem atemberaubenden, kurzen und geschlitzten schwarzen Abendkleid bei ihm untergehakt, während ihm Monarchen und Staatschefs auf dem Ball neidische Blicke zuwerfen.
    »Du kennst meine Schule?«, fragt Françoise erstaunt. Sie hat gemerkt, wie weit Marco seine Augen aufgerissen hat, als er das Wort »ENA« hörte. »Öh«, stottert er. Es dauert einen Moment, bis die Traumbilder verschwunden sind. »Jaja, ich habe davon gehört … das ist ja toll, dass du dort studierst … war sicher nicht leicht, dort einen Platz zu bekommen?« Die hübsche Französin nickt und wirft wieder ihr Haar nach hinten. Völlig verzaubert sieht Marco ihrem Haar hinterher. ›Das ist kein Traum‹, sagt er sich. ›Das ist kein Traum‹. »Ich habe Glück gehabt, dass ich aufgenommen wurde«, sagt Françoise bescheiden. Nein, nein, das Glück liegt ganz auf Marcos Seite: Seine Traumfrau sitzt neben ihm. Und sie mag ihn.
    Die beiden lächeln sich unentwegt an. Jetzt ist es Zeit für Komplimente, Marco will schließlich bei der hübschen Dame vorankommen. »Woher kannst du eigentlich so gut Deutsch?« Sie spricht die Sprache tatsächlich nicht schlecht. Zwar verwechselt sie oft das Geschlecht von Substantiven, aber Marco schmilzt umso mehr dahin, wenn Françoise von »die Auto« oder »die Job« spricht. »Oh, findest du wirklich? Das ist sehr lieb von dir«, sagt Françoise. Erst vor zwei Monaten hat sie beschlossen, Deutsch zu lernen. Also kaufte sie sich ein Übungsbuch und brachte sich die Sprache selbst bei. Seit zwei Wochen macht sie ein Praktikum beim Goethe-Institut in
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