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Terra Science Fiction

Terra Science Fiction

Titel: Terra Science Fiction
Autoren: Schelwokat
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ihre Kinder unnachsichtlich am Gängelband der Schwerkraft führte.
    Der Mensch war endlich frei. Das Schiff war ein Symbol, daß ihm nichts auf die Dauer unmöglich ist, wenn er es nur hartnäckig genug und lange genug will.
    Wie alle Kreaturen der Erde war auch der Mensch zugleich Produkt und Sklave seiner Umgebung. Sein Triumph war es, daß er vom Sklaven zum Herrn wurde. Ungleich den spezialisierten Tieren verteilte er sich über die gesamte Oberfläche des Planeten – von den Gletschern des Antarktischen Kontinents bis zu dem Eismeer des Nordens.
    Der Mensch erhob Anspruch auf die schwülen Dschungel des Äquators, er besiedelte die gemäßigten Zonen, er drang in die Eiswüsten der Pole vor. Er wurde ein Bewohner der Ebenen, der Täler, der Berge. Der Sumpf und die Wüste wurden gleichermaßen sein Zuhause.
    Und der Mensch formte seine Umgebung.
    Mit Hilfe seines Geistes und seiner geschickten Hände knetete und formte er die Welt, eroberte die Kälte und die Hitze, die Feuchtigkeit und die Trockenheit, das Land, das Meer, die Luft.
    Jetzt hatte seine Wissenschaft die letzte Schranke durchbrochen. Er hatte sich befreit von jener Welt, die ihn geboren hatte.
    Aber wenn er auch jetzt die Nabelschnur endlich durchschnitten hatte, nie würde er sich völlig unabhängig von der Erde machen können. Immer und ewig würde er ein Kind der Erde bleiben.
    Der Vorstoß in den Weltraum war eine große, eine unvergleichliche Tat. Aber sie trug in sich ein Bekenntnis des Irrtums und der Sterblichkeit.
    Der Mensch hat in sich die Eigenschaften zur Größe, die niemals den Zwang der Umstände anerkennen werden, aber er trägt auch in sich den Keim der Fehlbarkeit.
    Stan war einer von uns. Sein Triumph war unser Triumph. Seine Gefahr war unsere Gefahr.
    Stanley L. McMillen III, Oberleutnant, Pilot, Raketenjockey, Mensch, Stan. Er war nur tausend Meilen von uns weg, aber diese Meilen gingen senkrecht in den Himmel. Wir lernten ihn so gut kennen, als wäre er schon ewig unser engster Vertrauter und Freund gewesen.
     
    Mich persönlich erschütterte die Nachricht besonders. Ich kannte Stan. Auf dem College waren wir gute Freunde gewesen, und das Schicksal hatte uns auch später wieder zusammengebracht. Wir dienten beide bei der Luftwaffe. Während ich mich allerdings so schnell wie möglich wieder davongemacht hatte, war er geblieben. Gerüchtweise hatte ich später gehört, daß er Testpilot geworden war – Spezialist für Raketenflugzeuge. Ich hatte allerdings keine Ahnung gehabt, daß das Raketenprogramm schon so weit gediehen war.
    Nun, kein Mensch hat wohl eine Ahnung gehabt. Das Geheimnis wurde sorgfältiger gehütet als seinerzeit das Manhattan-Projekt, aus dem die Atombombe hervorging.
    Ich erinnere mich, wie ich Stans Bild in der Zeitung anstarrte. Es war kein besonders gutes Bild, aber es war Stan. Das glatte schwarze Haar, der schmale flotte Schnurrbart, die abstehenden Clark-Gable-Ohren, sein unbekümmertes Lachen. Und ich fühlte fast körperlich seine unbändige Lebensfreude. Sie zeigte sich auf hunderterlei Arten. Er kannte eine Menge Mädchen, obwohl er dabei keineswegs wahllos verfuhr; er aß gut, trank kräftig, sammelte klassische Jazzmusik, interessierte sich für zeitgenössische Kunst und war ein guter, ja leidenschaftlicher Erzähler.
    Jetzt war er allein – und vielleicht schon bald würde er sterben müssen. Ich gelobte mir, daß ich helfen würde, ihn herunterzuholen.
    Es waren Tage des wilden, überschäumenden Enthusiasmus. Hunderte überschwemmten das Cocoa-Prüfgelände der Luftwaffe, von dem aus Stans Schiff gestartet war, und boten ihre Hilfe an. Aber ich war kein Ingenieur. Ich war nicht einmal ein Arbeiter, ein Schweißer oder Nieter. Ich war höchstens ein armseliger Mechaniker des Wortes, ich war Journalist.
    Aber Worte zumindest konnte ich beitragen.
    Hastig schloß ich einen mündlichen Vertrag mit einer der lokalen Zeitungen und flog nach Washington. Lange Zeit bildete ich mir ein, daß die Artikel, die ich während der nächsten Tage schrieb, die folgenden Ereignisse mitbestimmen halfen, denn viele meiner Berichte wurden von anderen Blättern übernommen.
    Das bekannte Washington-Fiasko kam auf das Konto der Untersuchungskommission des Senats. Jeder, der nur im entferntesten mit dem Projekt zu tun gehabt hatte, wurde vorgeladen und sollte verhört werden, was als vorläufig einziges Resultat zur Folge hatte, daß alle leitenden Köpfe des Projekts fürs erste von ihrer lebenswichtigen
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