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Terra Science Fiction

Terra Science Fiction

Titel: Terra Science Fiction
Autoren: Schelwokat
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daß sie ein Rettungsschiff ausrüsten würde, da ihr Raketenprogramm ebenfalls fertig abgeschlossen sei. Und das amerikanische Volk antwortete spontan mit mehr als einer Milliarde Dollar. Eine weitere Milliarde kam vom Kongreß. Tausende von Männern und Frauen meldeten sich freiwillig.
    Das Rennen begann.
    Würde die Rettungsexpedition das Schiff rechtzeitig erreichen? Die Welt hoffte und betete.
    Und sie lauschte täglich der Stimme eines Mannes, den sie dem Tod abjagen wollte.
    Das Problem stellte sich folgendermaßen dar:
    Der Flug war nur für einige wenige Tage geplant gewesen. Bei sorgfältiger Rationierung würden Nahrung und Wasser mehr als einen Monat reichen, aber der Sauerstoff – obwohl jegliche sauerstoffverbrauchende Tätigkeit auf das Notwendigste beschränkt werden würde – konnte auf allerhöchstens dreißig Tage gestreckt werden.
    Ich erinnere mich gut, wie ich die gewissenhaft und gründlich in allen Einzelheiten durchkalkulierten Aufstellungen in den Zeitungen gelesen und sie nach einem möglichen Rechenfehler durchsucht hatte. Aber ich fand keinen.
     
    Innerhalb weniger Stunden war die abgeworfene erste Stufe der Rakete im Atlantischen Ozean treibend aufgefunden worden. Sie wurde nach Cocoa zurückgeschleppt. Fast eine Woche verging, bis die zweite Stufe gefunden und auf das Prüfgelände zurückgebracht werden konnte.
    Beide Teile waren praktisch unbeschädigt – ihr Sturz war durch riesige Bandfallschirme gebremst worden. Sie konnten gereinigt, repariert und wieder verwendet werden. Das Hauptproblem war die dritte, die wichtigste Stufe – die Nase der Rakete. Eine neue und verbesserte mußte innerhalb eines Monats entworfen und gebaut werden.
    Weltraumwahnsinn wurde eine neue Spielart der Hysterie. Wir lasen Statistiken, studierten Diagramme, lernten unbedeutende Einzelheiten auswendig, ließen uns aufklären über die Risiken und Gefahren der Raumfahrt und wie man ihnen begegnen und sie überwinden wollte. Raumfahrt wurde ein Teil unseres Lebens. Wir verfolgten auf unseren Fernsehschirmen den langsamen Fortschritt des zweiten Schiffes, und schweigend und angespannt trieben wir den Bau mit unseren Wünschen und Gebeten voran.
    Das Leben der Welt wurde durch das um sie kreisende Schiff bestimmt. Die Arbeit des Tages wurde unterbrochen, wenn das Schiff über dem Horizont auftauchte, und die Leute eilten zu den Fenstern oder auf die Straße, um vielleicht einen Blick auf das Schiff zu erhaschen – ein fernes Glitzern und Blinken in den Strahlen der Sonne. Das Schiff war so nahe und doch so unerreichbar.
    Und die Menschen lauschten der Stimme aus der Höhle der Nacht:
    »Ich schaue aus den zwei kleinen runden Fenstern meines Schiffes. Ich werde nicht müde, das zu tun. Zu meiner Rechten sehe ich einen schwarzen Samtvorhang mit einem starken Licht dahinter. In dem Vorhang sind winzige kleine Löcher, und das Licht scheint hindurch. Es ist kein fernes Flimmern, so wie wir es von den Sternen her kennen. Das Licht ist ruhig und stetig. Hier oben gibt es keine Luft. Das ist die Erklärung. Der Verstand kann es begreifen, und trotzdem legt er es falsch aus.
    Mein Sauerstoff hält besser, als ich erwartete. Ich habe ausgerechnet, daß ich auf diese Weise noch siebenundzwanzig Tage aushalten kann. Ich sollte eigentlich noch mehr sparen und nicht so viel reden, aber wenn ich zu euch spreche, habe ich das Gefühl, daß ich noch immer mit der Erde verbunden bin, daß ich noch immer zu euch gehöre – auch wenn ich hier oben bin.
    Durch das linke Fenster sehe ich die Bucht von San Fransziko. Sie sieht aus wie ein tastender Arm des großen Oktopus Ozean. Die Stadt selbst sieht aus wie ein Haufen Diamanten. Sie glitzert mich fröhlich an – ein alter Freund. Sie vermißt mich. Komm schnell nach Hause, sagt sie. Jetzt ist sie weg. Ich kann sie nicht mehr sehen.
    Hört ihr mich da unten? Manchmal zweifle ich. Ihr könnt mich jetzt nicht sehen. Ich bin im Erdschatten. Ihr müßt noch Stunden auf den Sonnenaufgang warten, ich werde den meinen in ein paar Minuten erleben.
    Ihr seid sicher alle sehr beschäftigt. So wie ich euch kenne, macht ihr euch Sorgen über mich und arbeitet angestrengt, um mich herunterzuholen. Ihr wißt nicht, was das für ein Gefühl ist. Trotzdem hoffe ich, daß ihr es nie am eigenen Leib erfahren müßt – so wundervoll es auch ist.
    Natürlich war es Pech, daß der Empfänger kaputtging. Aber auch wenn ich die Wahl zwischen Empfänger und Sender gehabt hätte, ich hätte mich
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