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Tentakelblut (German Edition)

Tentakelblut (German Edition)

Titel: Tentakelblut (German Edition)
Autoren: Dirk van den Boom
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dünnem Körperbau, mit einem tropfenförmigen Schädel. Der gesamte Leib inklusive des Kopfes war von einem hautengen Anzug bedeckt. Irgendwo da, wo Slap einen Mund vermutete, war eine schwarze Scheibe in den undefinierbaren Stoff des Anzugs eingearbeitet. Ansonsten waren keinerlei Erhebungen, Geräte oder sonst etwas zu erkennen. Wenn Loban über Ohren oder eine Nase verfügte, dann war beides nicht erkennbar. Slap fühlte sich ein wenig unbehaglich. Die Außerirdischen, denen er bisher begegnet war, hatten alle ein fremdartiges Aussehen gehabt, aber sie waren an charakteristischen Merkmalen zu erkennen gewesen, zeigten so etwas wie eine Mimik oder Gestik, die im Einklang mit ihrem Aussehen stand. Sie entwickelten damit vor Slaps geistigem Auge eine Persönlichkeit, und das ganz unabhängig davon, dass ihr Anblick für jemanden wie ihn sicher gewöhnungsbedürftig war.
    Loban hingegen sprach zwar – und das auch noch reichlich, wie Slap in den kommenden Minuten feststellen durfte –, aber nur mit extrem sparsamer Gestik und, in der Natur seines Anzugs liegend, ohne jede Mimik. Es war schwierig für Slap, sich auf das Gesprochene zu konzentrieren, da es ihm vorkam, als würde er mit einer Gummipuppe kommunizieren, in die ein Lautsprecher eingebaut worden war. Ihm fehlte jeder Anhaltspunkt, so missverständlich er auch sein mochte, wie die Worte, die er vernahm, denn gemeint waren. Und er fand es ermüdend, der monotonen, künstlich wirkenden Stimme aus der schwarzen Scheibe zu lauschen, ohne dass seine Augen etwas hatten, mit dem sie diese Worte in einen Kontext setzen konnten.
    Auf diese Art der Kommunikation hatte sein Mentor ihn nicht vorbereitet. Es blieb zu hoffen, dass man Loban nicht leicht beleidigen konnte.
    Wie gut, dass Mirinda dabei war. Sie hatte viel Kontext, und bei ihr trug die enge Kleidung dazu bei, diesen Kontext sehr offensichtlich werden zu lassen.
    »Wir haben Ihr Oberkommando gebeten, Ihren Aufenthalt im System der Allianz zu verlängern«, erklärte Loban. »Sie sind ein besonders begabtes Exemplar Ihres Volkes. Ein Controller, wenn das die richtige Bezeichnung ist. Wir benötigen Wesen wie Sie, um gegen die Tentakel kämpfen zu können. Dazu sind einige Tests und Einstufungen notwendig. Diese sind nicht invasiv.«
    Slap brauchte einen Moment, um zu verstehen, was der Alien gerade gesagt hatte. Er sollte getestet werden – wohl auf seine Eignung für irgendeine Möglichkeit, die Tentakel zu bekämpfen. Und bei diesen Tests würde man nicht in seinem Körper herumpokeln. Dagegen war nichts einzuwenden, insbesondere gegen Letzteres.
    »Ich würde das gerne persönlich von meinen Vorgesetzten hören«, bewahrte Slap die militärischen Formalitäten, obgleich sie ihm im Stillen meilenweit am Arsch vorbeigingen. Loban zeigte nicht, ob ihn diese Forderung ärgerte oder nicht.
    »Natürlich. Eine verschlüsselte Nachricht wurde an die KI Ihrer Kapsel weitergeleitet. Sie können Sie jederzeit abrufen.«
    Slap fragte sich, welchen Wert diese Verschlüsselung tatsächlich hatte, um die Authentizität der Nachricht nachzuweisen. Angesichts der überlegenen Fähigkeiten, mit denen die Allianz die KI seiner Kapsel in der Vergangenheit zu manipulieren imstande war, konnte Slap gewisse Zweifel nicht unterdrücken. Andererseits, wenn der verlängerte Aufenthalt dazu beitrug, dass er weiterhin den Kontext Mirindas genießen durfte, war er durchaus bereit, hier einmal fünf gerade sein zu lassen.
    »Was genau erwarten Sie von mir?«
    Loban beantwortete die Frage in seiner roboterhaften Art, die, das musste Slap eingestehen, ihm zunehmend auf den Keks ging. Er holte tief Luft. Wahrscheinlich würde er viel mit diesem Alien zu tun haben, auf lange Zeit hin. Es war besser, wenn er sich an ihn gewöhnte.
    »Wir wollen herausfinden, welches Potenzial die Menschen in unseren Krieg einbringen können, ob wir sie eventuell an der Front einsetzen können.«
    Slaps Begeisterung für die Idee bekam einen leichten Dämpfer.
    »An der Front? Es gibt eine Front? Ich dachte, das Heimatsystem der Allianz erfahre keine Kampfhandlungen. Und die Invasionen gegen die vielen anderen Völker da draußen seien von Ihnen gar nicht großartig zu beeinflussen.«
    »Das ist korrekt.«
    »Aber Sie kämpfen trotzdem an einer Front?«
    »Sie werden es verstehen, wenn Sie getestet wurden.«
    »Ich würde es aber gerne jetzt schon verstehen.«
    Ob Loban aufgrund der Penetranz Slaps ungehalten war, konnte Letzterer beim besten Willen nicht
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