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Tentakelblut (German Edition)

Tentakelblut (German Edition)

Titel: Tentakelblut (German Edition)
Autoren: Dirk van den Boom
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tatsächlich so meinte oder nur wieder einen ihrer Sprüche aufsagte, war schwer zu ermessen.
    Slap schüttelte den Kopf und stand auf. »Mirinda, du bist auf so erfrischende Art und Weise unromantisch, das mag ich an dir.«
    »Das ist alles?«
    Slap fuhr sich über die Haare. »Diesen Hang zu tiefgründigen Gesprächen über Gefühle und Sympathien – ist der vorprogrammiert gewesen oder hast du ihn als typische weibliche Eigenschaft aus meinem Bewusstsein entnommen, als ihr mich gescannt habt?«
    Mirinda lächelte sanft.
    »Das Frühstück«, sagte sie dann. »Das Gleiche wie gestern?«
    Slap seufzte. Mit jedem Tag wurde Mirinda menschlicher, vor allem dann, wenn sie die Androidenmaskerade beendete und einfach so redete, wie sie wollte – oder wie sie wirklich war. Sie galt in der seltsamen Gesellschaft der Allianz als vollwertige Intelligenz, ganz unabhängig davon, woher sie kam und wie sie entstanden war. Man beeinflusste ihre individuelle Entwicklung kaum. Und das bedeutete zweifelsohne nicht nur, dass sich ihr Charakter mehr und mehr ausbildete, es hieß auch, dass sie ganz langsam ihre eigenen Macken entwickelte.
    Slap starrte für einen Moment auf die gigantischen, straffen Brüste, die sich deutlich unter dem dünnen Tuch abzeichneten.
    Verdammt, dachte er dann resigniert, er würde jede Macke ertragen, solange er nur weiterhin die Erlaubnis erhielt, an die da ranzukommen.
    Und das war, wie er ehrlich zugeben musste, jetzt auch kein besonders romantischer Gedanke.
    Slap tappte ins Bad und tat, was getan werden musste, ehe er sich an den mittlerweile gedeckten Frühstückstisch setzte.
    »Ich sollte das hier genießen«, sagte er, als er ein handwarmes Stück Gebäck ergriff und aufriss. »Wenn ich wieder im Sonnensystem bin, wird es so etwas Leckeres eine Weile nicht geben.« Er sah Mirinda bedeutungsvoll an. »Zumindest für mich nicht. Dir werden sie die frischen Brötchen förmlich aufdrängen.«
    Mirinda sah ihn etwas seltsam an. »Ich bin mir nicht sicher, ob deine Einschätzung sonderlich realistisch ist.«
    »Oh doch, glaub mir. Ich bin nur ein Krimineller, der seine Pflicht erfüllen durfte. Ich werde noch eine Weile befragt, aber nur, wenn ihr von der Allianz ein gutes Wort für mich einlegt, habe ich eine Chance, mehr als nur die übliche miserable Controllerexistenz zu führen.«
    Er sah sie hoffnungsvoll an. »Ihr könnt es ja zumindest mal erwähnen.«
    Mirinda lächelte. »Ich versichere dir, dass deine Existenz nicht miserabel, vor allem aber nicht gewöhnlich sein wird.«
    Slap seufzte. »Ich wünschte, ich hätte deine Zuversicht.«
    »Zuversicht ist vielleicht nicht das richtige Wort, Slap«, erwiderte Mirinda und trank etwas, das wie Orangensaft aussah und nach Slaps Meinung auch in etwa so schmeckte. Obgleich »nur« ein Avatar, war auch ihr Körper auf Energiezufuhr angewiesen, und obgleich sie dafür alles zu verarbeiten imstande war – Slaps reichliche Samenspenden wurden ebenfalls als Nahrung in Energie umgewandelt –, zog Mirinda es offensichtlich vor, auch geschmacklich angenehme Dinge zu sich zu nehmen. Und sie hatte auch dabei noch spezielle Vorlieben.
    Das Frühstück verlief schweigend, bis sie sich für den Termin mit Sobhex fertig machten, den letzten, wie Slap nunmehr annahm, ehe er nach Terra zurückkehren würde. So etwas wie Wehmut erfasste ihn. Sein Heimweh hielt sich wirklich in eng bemessenen Grenzen. Es gab nichts – oder nur sehr wenig –, was ihn an die Erde band. Die meisten Erinnerungen an sein bisheriges Leben hatten etwas mit Mühsal, Drangsalierung, Furcht, Flucht und Unsicherheit zu tun. Die Allianz, so rätselhaft dieses Bündnis für ihn in vielerlei Hinsicht auch noch war, bot ihm Sicherheit, eine Perspektive, eine Anerkennung und … Mirinda.
    Es war interessant, welche neue Lebensperspektive einem große Tentakeltitten geben konnten.
    Slap zog seine Uniform zurecht, die erneut frisch gewaschen worden war. Sie knisterte, als wäre sie gerade erst hergestellt worden. Der Zimmerservice funktionierte auch in dieser Hinsicht einwandfrei. Dies war ebenfalls etwas, was er vermissen würde. Es bereitete ihm durchaus Freude, einfach mal bedient zu werden.
    Als er mit Mirinda seine Unterkunft verließ – und das möglicherweise für immer –, war Slap fast traurig. Er dachte einen Moment daran, sich einfach aus dem Staub zu machen oder bei der Allianz um Asyl zu bitten – falls die diese Idee überhaupt kannten oder auf Individuen anwendeten. Es war ein
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