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Tentakelblut (German Edition)

Tentakelblut (German Edition)

Titel: Tentakelblut (German Edition)
Autoren: Dirk van den Boom
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er war in einem Crashkurs zum Schützen ausgebildet worden. Da die KI ihn dabei unterstützte – und wie er manchmal fand, eigentlich überflüssig machte –, hatte er die Tests mit Bravour bestanden. Es hatte sich gezeigt, dass er ein Talent für Lageeinschätzung, für die Priorisierung der Waffensysteme und für die Anpassung an sich schnell verändernde Bedrohungsszenarien hatte. Die Tatsache, dass er ein Borderline-Controller war, half ihm immens, mit einer KI enger zusammenzuarbeiten, als es einem normal Begabten möglich war. Er brach nunmehr zu seiner sechsten Mission auf, und alle fünf davor hatte er erfolgreich absolviert. Tentakeltrupps lagen als Asche am Rande der Mojave-Wüste und die von diesen angegriffenen Konvois waren bis zum Treffpunkt durchgekommen. Es waren oft nur sehr kleine Kolonnen, niemals mehr als vier oder fünf Fahrzeuge und alle selbst bewaffnet.
    So sah Roby seinem erneuten Einsatz mit Zuversicht entgegen. Und mit Furcht, denn der Konvoi, dessen Schutz sie jetzt zu übernehmen hatten, war größer als alle bisherigen – die Rahels sprachen von acht Fahrzeugen, darunter neben den üblichen Vans auch zwei Reisebusse – und er war etwas Besonderes, denn in einem der Busse saß Bella, und an ihrem Durchkommen hatte Roby ein großes persönliches Interesse.
    Er checkte die Waffensysteme besonders gründlich. Collins nickte ihm beifällig zu. Der ältere Mann hatte seine Reflexe noch nicht verloren, das hatte er jetzt schon mehrmals bewiesen. Zentrale Ursache dafür war sein unablässiger Konsum verbotener Psychodrogen, die ihm die mentale Reaktionsgeschwindigkeit eines 20-jährigen gaben. Wie Collins selbst zugab, würde das Zeug, das er einwarf, ihm wohl binnen eines halben Jahres das Hirn weggefressen haben – bis dahin jedoch sollten alle am Treffpunkt sein und er war dann eh zu nichts mehr nütze. Von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen war niemand über 45 für den Flug zur Hopeful Vengeance vorgesehen, dem großen Generationenraumschiff, das die Rahels für ihre Gefolgsleute bereithielten.
    Roby hatte mit den Ohren geschlackert, als er Bilder des Raumschiffes gesehen hatte. Er würde die Kirchenführung fragen müssen, wie sie es nur geschafft hatte, diesen Koloss die letzten 150 Jahre über zu bauen und vor der Militärregierung zu verstecken. Aber im Weltall waren wahrscheinlich auch die größten Konstruktionen letztlich nur eine Nadel im Heuhaufen.
    Er würde trotzdem fragen. Er wusste vieles noch nicht.
    Unter anderem, ob er selbst auch auf die Hopeful Vengeance durfte oder nicht.
    45 Jahre alt war er jedenfalls noch lange nicht.
    »Wir sind dann so weit«, riss ihn Collins aus seinen Gedanken. Roby nickte dem Piloten zu und kletterte in das enge Cockpit in die Sitzmulde direkt vor dem Steuerknüppel, zog die Gurte straff um seinen Körper und betrachtete die blinkenden Instrumente der Zieleinrichtungen. Obgleich er über kein NeuroLAN verfügte, kam Roby mit allem gut zurecht, reagierte angemessen schnell; den Rest erledigte die KI ohnehin viel besser und effektiver als ein menschlicher Finger am Abdruck.
    Das sanfte Singen der Turbinen wurde lauter, als die Motoren hochgefahren wurden. Die gläserne Schutzhülle schob sich über Robys Sitz und dämpfte das durchdringende Geräusch nur unzureichend. Vibrationen durchfuhren den schlanken Leib der Hornet.
    »Wir haben Startfreigabe«, informierte ihn Collins. Unmittelbar danach zog er den Kampfhubschrauber hoch. Er war kein Pilot, der zu wilden Manövern neigte, um andere zu beeindrucken. Die Zeit der testosterongeschwängerten Kapriolen war lange vorbei. Roby war dankbar dafür. Collins startete die Maschine butterweich und beschleunigte mit völlig normalen Werten. Die kleine Einheit verfügte über Andruckdämpfer, die aber erst jenseits von 3 g einsetzten, um dem Piloten das Gefühl für die Steuerung nicht zu nehmen. Roby hatte gefrühstückt und er verfolgte die feste Absicht, die Nahrung auch bei sich zu behalten.
    »Wir sind auf Kurs«, murmelte Collins. Roby hörte in seinem Helm, dass der Mann absolut ruhig atmete, was auch auf ihn selbst durchaus beruhigend wirkte. Er schaute aus dem Cockpit auf die eintönige Wüstenlandschaft unter ihnen, die nur so dahinhuschte. Die Hornet war nicht allzu schnell, besaß aber einen unterstützenden Düsenantrieb, der sie mächtige Sätze machen ließ, sollte es sich als notwendig erweisen. Technisch war der Hubschrauber in vielerlei Hinsicht veraltet. Dennoch fühlte sich Roby
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