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Tentakelblut (German Edition)

Tentakelblut (German Edition)

Titel: Tentakelblut (German Edition)
Autoren: Dirk van den Boom
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wirrer, von beginnender Verzweiflung geprägter Gedanke, der natürlich nur genau das bleiben würde: eine wilde Träumerei, Ausdruck des Wunsches nach einem besseren Leben.
    Er war sich nicht böse für diese Anwandlungen. Sie waren ungefährlich für ihn selbst, solange er sie unter Kontrolle behielt.
    Als sie das nunmehr altbekannte Konferenzzimmer erreicht hatten, wartete Sobhex bereits auf sie. Ein weiterer Alien war gleichfalls anwesend, und diesen hatte Slap vorher noch nicht getroffen. Er sah aus wie ein aufrecht gehender Zylinder, der am Fußende über eine Vielzahl an kleinen Beinchen verfügte und am Kopfende über eine Verdickung mit einem Kranz an Organen, von denen einige Augen zu sein schienen. Er war gut zwei Meter groß und sah aus, als würde er bei jeder Bewegung in Gefahr geraten umzufallen. Slap versuchte, ihn nicht einfach nur anzustarren. Es würde noch eine Weile dauern, bis er sich an diese Art von Anblick gewöhnt hatte.
    »Dies, lieber Bote der Erde, ist mein guter Freund Lebholt Tandary. Er ist Kontaktspezialist, Xenopsychologe und Mentor.«
    Slap murmelte eine Begrüßung. Er nahm an, dass Tandary niemand war, der durch das möglicherweise unhöfliche Verhalten eines anderen Aliens zu beleidigen war.
    »Lebholt Tandary wurde dir als Mentor und Lehrer zugeteilt, verehrter Mensch.«
    Slap horchte auf.
    »Lehrer?«
    Sobhex machte etwas, das Slap mittlerweile als zustimmende Geste zu interpretieren in der Lage war.
    »Natürlich. Du musst viel lernen, mehr, als du für möglich hältst.«
    »Aber …«
    »Du wirst nicht zur Irdischen Sphäre zurückkehren, mein Freund«, sagte Sobhex. »Du bleibst hier bei uns. Ist dies nicht dein Wunsch?«
    Slap brachte nur ein Nicken zustande. Sein Blick wanderte zu Mirinda, die ihm zulächelte und aufmunternd die Schulter tätschelte. Sie atmete tief ein. Sehr tief.
    Wahnsinnig tief.
    Heute, so beschloss Slap, war Weihnachten.
        
     

2
     
    Die Kampfhubschrauber vom Typ Iron Hornet waren nicht besonders groß, sie boten gerade einmal Platz für den Piloten sowie den Bordschützen. Aber sie waren so massiv gepanzert, dass sie ihrem Namen alle Ehre machten, und deshalb in Bezug auf ihre Flugeigenschaften auch nicht besonders schnell und wendig, trotz ihrer geringen Größe. Unter der stumpfen Nase befand sich eine um 360 Grad schwenkbare Gatling, geführt wahlweise vom Bordschützen oder einer Kanonier-KI, die vorher mit Feind- und Freundmustern gefüttert worden war. Unter den kurzen Stummelflügeln waren die insgesamt 16 möglichen Raketen befestigt. Die Auswahl dafür war riesig, doch Roby und sein Pilot, ein 54-jähriger Veteran namens Collins, der für die Kirche der Heiligen Rahel arbeitete, hatten sich unzweideutig entschieden: Es waren Napalmraketen, die sich gegen Tentakel schon in der Vergangenheit als besonders effektiv erwiesen hatten. Und gegen die Tentakel sollte es gehen.
    Wie immer.
    Es war ein früher Morgen auf dem kleinen Flugfeld, etwa 10 Kilometer vom Sammelpunkt der Rahels und ihrer Anhänger entfernt. Drei Iron Hornets standen bereit, die inoffizielle Kirchenluftwaffe, und ihr Auftrag lautete wie jeden Tag, Geleitschutz für Konvois zu fliegen, die sich aus der ganzen Welt in Richtung des Treffpunkts aufgemacht hatten. Die meisten hatten Glück: Wenn sie sich aus den Kämpfen heraushielten und die Brückenköpfe der Aliens umgingen, hatten sie mit ihren meist gepanzerten und bewaffneten Fahrzeugen gute Chancen, heil anzukommen. Einige Wagemutige hatten sogar Flugzeuge oder große Schweber benutzt, hier war das Risiko ebenfalls nicht sehr hoch, wenn man sich aus den Kampfzonen heraushielt. Das unterirdische Tunnelsystem, das die großen Metropolen miteinander verband, war ebenfalls bis zu einem gewissen Punkt hilfreich – aber die letzten 150 bis 200 Kilometer mussten alle überirdisch zurücklegen. Und je mehr Tentakel landeten – es landeten ständig welche –, desto größer wurde die Wahrscheinlichkeit, dass auch einer der Konvois angegriffen wurde. Die drei Hornets hatten eine Reichweite von rund 300 Kilometern, wenn man eine längere Kampfphase und eine sichere Rückkehr mit einrechnete. Sie waren schnell einsatzbereit und sehr robust. Das machte sie zur perfekten Deckung aus der Luft und zu einer Nemesis für voreilige Tentakeltruppen. Aber es waren nur diese drei, und sie konnten nicht überall sein.
    Roby aber wollte sich nützlich machen. Er hatte sich freiwillig für eine der drei 8-Stunden-Schichten gemeldet, und
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