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Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Titel: Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten
Autoren: Dirk van den Boom
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Deswegen war er der Flotte beigetreten.
    »DeBurenberg soll sich die Daten einmal ansehen?«
    »Wenn es ihn interessiert. Versuchen Sie es. Ich schicke Ihnen den Dispatch, sobald ich ihn habe.«
    »Ja, mon Colonel!«
    Im Endeffekt würde DeBurenberg sich mit den Daten nur befassen, wenn er darin einen Sinn sah. Selbst die besten Flottenpsychologen hatten noch nicht herausfinden können, welche Kriterien das Genie tatsächlich anlegte, um dies zu entscheiden. Seit er den kompletten Newsfeed der Flotte sowie der größten interstellaren Konzerne bekam, suchte er sich seine Probleme manchmal selbst. Das führte dazu, dass er sich mitunter mit Dingen befasste, die die Flottenführung eigentlich nicht interessierte. Fraziers Aufgabe war es unter anderem, DeBurenberg ein wenig in die »richtige« Richtung zu schubsen, so weit das überhaupt möglich war. Seine Stellung in dieser Station würde wesentlich davon abhängen, ob und inwieweit er in der Lage war, Einfluss auf den Autisten auszuüben.
    Delivier nickte Frazier noch einmal zu und verließ ohne weiteren Gruß sein Büro.
    Der Capitaine entspannte sich sichtlich. Durch die einseitig durchsichtige Scheibe hatte er einen guten Blick in DeBurenbergs Arbeitsbereich. Das Genie saß vor einem Computermonitor und biss in einen Hamburger. Ketchup floss ihm das Kinn herab. DeBurenberg wischte ihn abwesend fort, dafür benutzte er den ausgedruckten Tagesbefehl von Thetis mit Deliviers geschwungener, breiter Unterschrift.
    Frazier grinste.
    Diese Aufgabe begann, ihren Reiz zu entwickeln.

 
4 Arbedian
     
    Wie immer war der Transit unspektakulär. Auf der Brücke der Admiral Malu , die gerade in Warteposition vor Arbedian Terminal einschwenkte, zeichnete sich die Ankunft des Prosperity Liners nur als Energiespitze ab. Die Napoleon , die sich bereits auf Kurs zur Brücke befand, würde vielleicht sogar den hellen Lichtblitz erkannt haben, mit dem ein Schiff gemeinhin die Brücke verließ. Wie alle ER-Brücken, so war auch die des Arbedian-Systems senkrecht zur Ekliptik, fast direkt »über« dem Zentralgestirn, angesiedelt. Vom derzeitigen Standort der Malu entfernt, würde der Liner etwa sechs Tage benötigen, um den Terminal zu erreichen. Auf halbem Wege würde er die Napoleon treffen. Die Tatsache, dass Prosperity trotz aller ökonomischen Probleme die Außensysteme weiterhin regelmäßig anflog – auch, wenn sich nicht jeder Run lohnte – hatte auch etwas damit zu tun, dass der Konzern vom Direktorium intensiv gebeten worden war. Die Stimmung nach dem Ende des letzten Kolonialkrieges war ebenso schlecht gewesen wie die wirtschaftliche Lage und daher musste man den Bewohnern der Kolonien zeigen, dass sie nicht abgeschrieben waren. Von den insgesamt 37 besiedelten Systemen waren nur etwas mehr als die Hälfte ökonomisch autark, der Rest wies meist wirtschaftliche Monosysteme auf und war für viele wichtige Kapitalgüter auf Handel angewiesen. Arbedian gehörte dazu, und so wurde der Liner mit großer Freude erwartet. Er lieferte nicht zuletzt die Luxusgüter für die kleine Oberschicht der Kolonie und stellte nicht nur aus diesem Grunde eine willkommene Abwechslung im kolonialen Alltag dar.
    Es war daher auch nicht verwunderlich, dass es das Allermindeste war, dass der höchste Flottenoffizier im System dem Kommandanten des Liners seine persönliche Aufwartung machte. In solchen Momenten war Haark dafür dankbar, nicht der höchste Flottenoffizier zu sein. Die Offiziere der gigantischen Frachtschiffe waren sich ihrer wichtigen Stellung im Wirtschaftsgefüge der Sphäre durchaus bewusst. Meist legten sie ein entsprechendes Maß an Sozialkompetenz an den Tag. Kein Prosperity-Kommandant musste zu irgendjemandem höflich sein. Erst recht nicht zu diesen Flottenfuzzis in ihren veralteten Konservendosen. Die Verachtung beruhte auf Gegenseitigkeit. Haark hatte während seiner Karriere noch keinen Linerkommandanten kennen gelernt, mit dem er warm geworden wäre. Es hatte sich allerdings auch noch nie einer sonderlich um die Vergabe von Sympathiepunkten beworben.
    Haark seufzte. Er musste immer noch seine Bordreparaturmittel aus den Beständen des Liners auffrischen. Die Tatsache, dass Capitaine Esterhazy die Begrüßung für ihn erledigte, enthob ihn leider nicht der Notwendigkeit, trotz aller klaren rechtlichen Regelungen mit dem Frachterkapitän über die kleine »Spende« verhandeln zu müssen. Und die Bereitwilligkeit der Linerkommandanten, von ihren reichhaltigen Vorräten
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