Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tenebra 1 - Dunkler Winter

Tenebra 1 - Dunkler Winter

Titel: Tenebra 1 - Dunkler Winter
Autoren: Dave Luckett
Vom Netzwerk:
als stürze die Priorin sich auf die andere.
    Dann reckte sie das Kinn und die Schwertspitze sank abwärts. »Gut. Nun müssen Sie mich entweder töten oder Ihre Worte beweisen. Obwohl ich Ihr Stillschweigen vorzöge, glaube ich nicht, dass Sie das eine oder das andere tun können.« Sie stieß das Schwert in die Scheide.
    Schwester Winterridge starrte sie an. Ihr Gesicht war wie aus Achat geschnitten. Sie hielt die Hellebarde schräg vor sich in Bereitschaft, und ihre Haltung änderte sich nicht.
    »Überlegen Sie, Schwester. Dies sind Lügner, die sehr wahrscheinlich im Sold jener Kreatur stehen, die sie aus dem Osten gebracht haben. Sie sind Monate in ihrer Gesellschaft gewesen und korrumpiert worden… oder Schlimmeres.«
    Nur Schwester Winterridges Lippen bewegten sich. Ihr Blick blieb starr auf die andere gerichtet. »Niemand, der mich kennt, würde so etwas glauben.«
    Merceda lächelte. »Wer würde ihren Anschuldigungen gegen mich glauben?«
    »Jeder, der sieht und hört, was der Zauberstein aufgezeichnet hat. Dort auf dem Altar, wo er eben Ihr Geständnis hörte.«
    Mercedas Blick schoss zu dem kleinen Glasprisma, das Schwester Winterridge seit jenem Abend im Palast zu Tenabra bei sich getragen hatte. Ein Schatten von Schwäche lief über ihre Züge, dann festigte sich ihr Ausdruck wieder. Sie schüttelte den Kopf. »Immer gut für eine Überraschung, wie?«, sagte sie, und zum ersten Mal hörten wir den nackten Hass heraus.
    Schwester Winterridge bewegte sich einen kleinen Schritt weiter. »Werden Sie jetzt Ihr Schwert ablegen? Je eher dies vorbei ist, desto besser.«
    »Nein. Sie müssen es nehmen.« Aber sie zog es nicht, und die Stimme der Priorin klang lustlos und abwesend. Schwester Winterridge bewegte sich auf sie zu, und Merceda beobachtete ihre Annäherung. Dann, als der Abstand noch zwei Schritte betrug, rollte Merceda blitzschnell über eine Schulter vorwärts ab, unter der Hellebarde durch, kam mit dem Schwung der Bewegung wieder auf die Füße, als Schwester Winterridge sich umwandte, und erreichte im nächsten Augenblick die Tür. Sie warf sie zu, als die Hellebarde ins Holz schlug; und als wir uns einen Augenblick später gegen sie warfen, war sie geschlossen, der Fallriegel unbeweglich.
    »Kann sie von draußen verriegeln?«, fragte Silvus besorgt.
    »Nein. Sie öffnet sich nach innen, wie alle Türen. Und sie kann sie auch nicht zusperren oder blockieren. Sie muss von draußen die Klinke des Fallriegels nieder drücken, und das tut sie.« Schwester Winterridge stemmte sich dagegen, aber ohne Erfolg. »Sie hat die Hebelwirkung und mag imstande sein, die Klinke einige Zeit niederzuhalten.«
    »Aber das ist nutzlos. Wir können die Tür in kurzer Zeit einschlagen, und inzwischen kann sie nirgendwo hin. Jemand wird kommen und nachschauen, was der Lärm zu bedeuten hat.«
    »Sie kann nicht entkommen.«
    Ich lauschte. Ja. Sie war noch da. Ich konnte ihr angestrengtes Atmen hören.
    »Hier«, sagte Silvus zu mir, »ich werde den Fallriegel nach oben drücken, falls sie die Flucht ergreift. Du nimmst die Hellebarde der Schwester und schlägst über dem Riegel die Tür durch. Vielleicht bekommt die Klinge dabei eine Scharte, aber… was war das?«
    Es war das scheuernde Knirschen von Stein auf Stein. Wir lauschten, und es wiederholte sich. Es ging von der Rückwand aus, vom Altar. Der vorstehende Sims, der ihn bildete, schob sich weiter vor; dann knirschte es wieder, und der Stein, aus dem der Sims gemeißelt war, schob sich erneut ein Stück heraus.
    Noch ein Stück, und nun konnten wir sehen, dass ein Steinquader sich langsam, Zoll für Zoll, aus der Wand schob. Ein weiterer Stoß, noch einer, und wir beobachteten in leerer Verblüffung, wie er sich wieder ein Stück heraus schob und dann mit einem dumpfen Poltern heraus fiel.
    Und Priorin Barbara kroch hervor. Alles, was nach zwei Jahrhunderten von ihrem Körper übrig geblieben war. Gebeine und Stücke eines Ringpanzers auf verrottetem Leder. Und ein Schwert, rot vom Rost. Das Etwas entfaltete sich und kam knarrend auf die knochigen Füße, verstreute die ersten Frühlingsblumen, die auf dem Altar der Göttin niedergelegt worden waren, eine Dankesgabe für ihr Geschenk des Frühlings. Die Gestalt richtete sich auf und schob sich schlurfend vorwärts, eine kratzende, scharrende Karikatur von Mercedas schleifenden Schritten.
      Ich hätte mein Frühstück und das Abendessen vom Vortag, schreiend und zusammen gekrampft vor Entsetzen von mir geben
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher