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Tenebra 1 - Dunkler Winter

Tenebra 1 - Dunkler Winter

Titel: Tenebra 1 - Dunkler Winter
Autoren: Dave Luckett
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ich weiß, aber er ist auch ganz erfreulich, wenn er nicht zu lange andauert. Und er riecht nach Leben und Erde.
    Silvus erschien in der Tür und winkte mir mit einer Kopfbewegung. Ich überlegte, dass ich offiziell noch immer sein Knappe war, und dass mein Eid Gehorsam verlangte. Ich entschuldigte mich beim Schmied, der grunzte. Einstweilen würde er selbst den Hammer schwingen müssen.
    Ich legte meine Lederschürze ab, verließ die Werkstatt und blinzelte im kalten Sonnenschein umher, bis meine Augen sich vom rauchigen Halbdunkel der Schmiede umgestellt hatten. Der durch das vorhandene Straßennetz gegebene Grundriss der Stadt bildete die Grundlage für den Wiederaufbau, und ich vermute, dass die meisten Leute ihre Häuser wieder genauso aufbauten, wie sie gewesen waren. Überall herrschte Geschäftigkeit und Gehämmer. Geschäftigkeit stimmt heiter.
    Ich kam an seine Seite. »Was gibt es?«
    »Ich brauche dich als Zeugen.«
    »Als Zeugen wofür?«
    »Wenn ich es dir sagte, könntest du kein fairer Zeuge sein.«
    Ich dachte darüber nach. Vielleicht. Ich dachte noch immer, es habe mehr mit Silvus' Gefühl für Dramatik zu tun als mit einem juristischen Sachverhalt. Ich warf ihm einen misstrauischen Seitenblick zu, der ihm nicht entging.
    »Ich ersuchte die Priorin um ein Zusammentreffen«, räumte er ein.
    Die Priorin. Was nun?
    Wir passierten die Zugbrücke und traten in die Festung, durch den inneren Hof und dann in den Bergfried. Ich fragte mich den ganzen Weg, was er von der Priorin wolle. Sie erwartete uns auf der Schwelle der massiven Tür, bewaffnet und gepanzert. Anscheinend hatte man sie von der Beaufsichtigung der Waffenübungen herbeigeholt, der einzigen Beschäftigung, der sie neben der Planung für den Wiederaufbau der Festungsmauer, die Gestellung von Arbeitskräften, den Antransport neuer Steinquader und die Organisation der verstärkten Türme und Bastionen einen Teil ihrer Zeit widmete.
    »Was wollen Sie mir zeigen?«, fragte sie ungeduldig.
    »Etwas, das in meinen Augen ein wesentlicher Mangel der Verteidigungsfähigkeit ist.«
    Sie zog die Brauen hoch. Eingerahmt vom Helm, wirkte ihr Gesicht stärker, weniger rundlich.
    »Hier im Bergfried? Dann ist es gut, dass Sie ihn gefunden haben, bevor das Dunkel darauf kommen konnte.«
    »Das denke ich auch.«
    Wie?
    Aber er gab uns keine Zeit zu überlegen, wandte sich um und ging voraus - abwärts. Was war diese Schwäche? Eine dünne Stelle in den unteren Mauern des Bergfrieds? Es schien kaum möglich; und es verhielt sich auch nicht so. Er erreichte die Erdgeschossebene, wo der Speisesaal und die Küche lagen, und stieg weiter hinab. Unterwegs nahm er eine Fackel aus einem Wandhalter, um unseren Weg zu beleuchten.
    Hatte er einen Geheimgang entdeckt? Wir passierten einen Ausgang, dann einen weiteren. Lagerräume. Aber er stieg die Wendeltreppe weiter hinab in die Tiefe, wir ein paar Schritte hinter ihm.
    Endlich erreichten wir das unterste Kellergeschoss, ein leeres Gewölbe am Ende der Wendeltreppe, mit Steinplatten belegt und einer einzigen Tür aus dicken Eichenplanken, die weiter führte. Neben ihr steckte noch eine Fackel in der Halterung. Silvus zündete sie an, gab sie mir, hob den Fallriegel und ließ uns vorangehen. Wir standen da, Silvus bei der Tür, die sich nach innen öffnete. Mich fröstelte.
    »Was haben Sie gefunden, Ser de Castro?« Mercedas Stimme klang so kalt wie die Luft. »Hier befindet sich nur der älteste Schrein der Göttin, der schon hier war, bevor die Festung erbaut wurde. Sonst nichts. Ist das Ihr Mangel?«
    »In der Tat. Aber um ihn zu sehen, ist es notwendig, Zusammenhänge zu erklären, die vielleicht nicht allgemein bekannt sind.«
    Er legte eine Hand an den kalten Stein und schien sich selbst zuzunicken. Ringsum war es so, wie die Priorin gesagt hatte. Die mächtigen Steinquader fügten sich zu schweren, niedrigen Gewölben, die in der Mitte von zwei massigen Pfeilern gestützt wurden, um das große Gewicht des Bergfrieds zu tragen. Kerzen brannten vor einem aus den Quadern gehauenen Sims, und auf diesem lag ein Sträußchen der ersten Schneeglöckchen und Krokusse.
    Der Raum war klein, vielleicht zehn oder zwölf Schritte im Quadrat, doch war die freie Bodenfläche durch die schweren Gewölbepfeiler noch kleiner. Silvus blieb bei der offenen Tür stehen. Ich machte Platz, indem ich mich auf der anderen Seite an die Wand stellte.
    »Um das Problem zu verstehen, muss man über Mana Bescheid wissen. Ihnen wird es
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