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Tempelhyänen

Tempelhyänen

Titel: Tempelhyänen
Autoren: Glen Cook
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Augen und lächelte. Dann reichte er mir den Bierkübel. Das hätte ein Zitat von mir sein können. Und er wußte es. Seine Hausaufgaben hatte er jedenfalls gründlich gemacht.
    »Ich bin ganz Ohr.« Plötzlich wußte ich, wie Pokey sich fühlen mußte, wenn er einfach nur aus Neugier einen Auftrag übernahm.
    Magnus lächelte wieder. »Ich bin davon überzeugt, daß es hier um mehr geht als um einen einfachen Skandal, der sich zu einem Buschfeuer ausgeweitet hat. Die ganze Sache wird gelenkt. Eine bösartige Macht dirigiert alles und ist entschlossen, den Glauben zu vernichten. Ich glaube, daß man irgendwo nur einen Felsbrocken umdrehen muß, um den gesellschaftlichen Skorpion, der darunter lauert, zum Vorschein zu bringen.«
    »Das wird ja alles immer interessanter. Ihre weltliche Art, das auszudrücken, überrascht mich.«
    Er grinste. Der Großinquisitor war ein ziemlich vergnügter Miesling. »Die teuflische Herkunft dieses Angriffs steht vollkommen außer Frage. Aber mich interessieren die Personen, ihre Hilfsmittel, ihre Ziele und die weltlichen Helfershelfer unseres Feindes. Dies alles kann man durchaus mit weltlichen Begriffen benennen, zum Beispiel mit dem Wort Straßenraub.«
    Und für Raub fand sich sicher auch im Wortschatz der Sekten ein passender Ausdruck.
    Der Fiesling war für einen angeblich rücksichtslosen Fanatiker ziemlich vernünftig. Ich denke, daß ein Priester als allererstes seine schauspielerischen Fähigkeiten ausbilden muß. »Also wollen Sie mich engagieren, um die Witzbolde auszumerzen, die der Priesterschaft der Orthodoxen Feuer unter dem Hintern machen?«
    »Nicht ganz. Obwohl ich hoffe, daß ihre Demaskierung ein Nebenprodukt sein wird.«
    »Wir sprechen irgendwie nicht dieselbe Sprache.«
    »Feinsinnigkeit und Glaubwürdigkeit, Mr. Garrett. Würde ich Sie engagieren, um die Verschwörer zu finden und zu entlarven, könnte ich trotzdem nicht vollkommen sicher sein, daß Sie die Beweise nicht fälschen. Wenn ich jedoch andererseits einen stadtbekannten Skeptiker engagiere, um nach Wächter Agire und den Reliquien des Terrell zu suchen, und er bei dieser Suche zufällig einige Strolche aus dem Strauch hervorscheucht…«
    Ich nahm einen tiefen Schluck von seinem Bier. »Meinen Respekt vor Ihrer Raffinesse.«
    »Sie nehmen den Auftrag also an?«
    »Nein. Ich sehe nicht ein, warum ich mich bloß für Geld in so einen Schlamassel stürzen sollte. Aber Sie können einen wirklich neugierig machen. Und Sie haben es auch gut drauf, Intrigen zu spinnen.«
    »Ich zahle sehr gut. Und ich biete Ihnen eine außergewöhnlich hohe Prämie, wenn Sie die Reliquien wiederbeschaffen.«
    »Darauf verwette ich meinen Hintern.«
    Die Große Spaltung zwischen den Orthodoxen und ihren Hauptablegern hatte vor etwa tausend Jahren stattgefunden. Das Ökumenische Konzil von Pyme versuchte, die Dinge zu flicken. Aber die Ehe dauerte nicht lange. Und bei der Scheidung rissen sich die Orthodoxen die Reliquien unter den Nagel. Seit dieser Zeit hat die Kirche versucht, sie zurückzuergattern.
    »Ich will Sie nicht bedrängen, Mr. Garrett. Sie sind der beste Mann für den Job, aber leider auch genau aus demselben Grund wahrscheinlich der Letzte, der ihn annimmt. Ich habe noch andere Eisen im Feuer. Vielen Dank dafür, daß ich Ihre Zeit in Anspruch nehmen durfte. Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Abend. Sollten sich Ihre Gefühle ändern, können Sie mich in St. Bramarbas erreichen.« Er klemmte sich den Kübel unter den Arm und verschwand damit in der Dämmerung.
    Der kleine Mann hatte mich beeindruckt. Wenn er wollte, konnte er ein richtiger Gentleman sein. Das sieht man nicht oft bei Menschen, die gewohnt sind, Macht auszuüben. Und er war innerhalb seines Einflußbereichs der gefürchtetste Mann von ganz TunFaire. Ein Heiliger Schrecken.

 
5. Kapitel
     
    Dean kam nach draußen. »Ich bin soweit fertig, Mr. Garrett. Wenn Sie nichts mehr für mich zu tun haben, gehe ich nach Hause.«
    So redet er immer, wenn er irgendwas will. Und jetzt hoffte er offenbar, daß ich noch eine Aufgabe für ihn hätte. Zu Hause erwartete ihn eine ganze Legion von jungferlichen Nichten, die ihn fast in den Wahnsinn trieben.
    Eines der Vermächtnisse des Krieges im Cantard ist ein Frauenüberschuß. Seit Dekaden zieht die männliche Jugend von Karenta in den Krieg, um die Silberminen zu erobern, und genauso lange kommt nur die Hälfte zurück. Für uns ungebundene Überlebenskünstler ist das ganz nett, aber für Eltern mit
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