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Tempelhyänen

Tempelhyänen

Titel: Tempelhyänen
Autoren: Glen Cook
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Großem berufen. Ganz bestimmt bin ich eine Enttäuschung für ihn gewesen. Man kennt mich auch als Magister Peridont, Peridontu und Altodeoria Princeps.«
    »Ah. Ich hör in der Ferne ein Glöckchen bimmeln.« Ein Magister ist das seltenste Fabelwesen, das es gibt. Ein Zauberer mit dem Segen der Kirche. Der andere Titel war ein Relikt aus der Vergangenheit. Es bedeutete so etwas wie: Der Träger ist ein Prinz der Stadt Gottes. Bestimmt gab es im Himmel schon eine Koje mit seinem Namen drauf. Die Kirchenbonzen hatten aus ihm einen Heiligen gemacht, noch bevor er seinen geweihten Löffel abgab.
    Vor tausend Jahren hätte das aus ihm einen eingefleischten, härene Gewänder tragenden heiligen Mann gemacht, dem man überall Denkmäler errichtete. Heutzutage bedeutete es eher, daß er alle in Angst und Schrecken versetzte und man versuchte, ihn mit ein paar bunten Glasperlen abzuspeisen.
    »Passen die Titel der Großinquisitor und Malevecha auch noch irgendwie ins Bild?« wollte ich wissen.
    »So hat man mich genannt.«
    »So langsam krieg ich Sie in die richtige Schublade.« Dieser Peridont war ein verdammt unheimlicher Hurensohn. Glücklicherweise war die Kirche seit langem immer nur einen winzigen Herzschlag vom vollkommenen Infarkt entfernt. Ihr hingen nur etwa zehn Prozent der menschlichen Bevölkerung von TunFaire an, und von der nichtmenschlichen Population war überhaupt keiner drin. Ihre Lehre besagt, nur Menschen hätten eine Seele und die anderen Lebensformen seien nichts weiter als clevere Viecher, die Sprache und Verhaltensweisen der Menschen nachäffen. Was die Kirche bei den cleveren Viechern natürlich ungeheuer beliebt macht.
    »Sie sind nicht besonders erfreut«, stellte er fest.
    »So kann man das nicht sagen. Ich würde es lieber so ausdrücken: Es bestehen schwerwiegende philosophische Diskrepanzen zwischen mir und einigen Vertretern der Kirche.« Die elfische Zivilisation, zum Beispiel, ist zigtausend Jahre älter als unsere. »Ich wußte gar nicht, daß Mr. Weider ein Mitglied ist.«
    »Er ist nicht besonders … angesehen. Man könnte sagen, er ist vom rechten Glauben abgefallen. Er wurde in diesen Glauben hineingeboren. Mit mir hat er nur geredet, um seiner Frau einen Gefallen zu tun. Sie ist eine unserer Laienschwestern.«
    Ich erinnerte mich an sie. Sie war eine fette, alte Frau mit Damenbart, die immer eine Miene schnitt, als hätte sie eine Zitrone im Mund. »Verstehe.«
    Da ich jetzt wußte, wer er war, standen wir auf derselben Ebene. Jetzt mußte ich ihn nur noch ans Patschhändchen nehmen und ihn zum Punkt führen. »Sie tragen Zivil.«
    »Ich bin nicht in offizieller Mission hier.«
    »Inkognito? Oder ist die Angelegenheit privater Natur?«
    »Ein bißchen von beidem. Mit Genehmigung von oben.«
    Genehmigung? Er hatte sich den Besuch genehmigen lassen? Ich wartete.
    »Mein Ruf ist übertrieben, Mr. Garrett. Allerdings habe ich das wegen der psychologischen Wirkung unterstützt.«
    Ich grunzte und stellte die Lauscher auf. Er war nicht alt genug, als daß er all die miesen Taten hätte begehen können, die man ihm unterschob.
    »Sind Sie sich über den Kummer im klaren, der unsere orthodoxen Vettern im Moment heimsucht?«
    »Ich habe mich nicht mehr so gut amüsiert, seit meine Mutter mich in den Zirkus mitgenommen hat.«
    »Sie haben genau den Finger auf die Wunde gelegt, Mr. Garrett. Die ganze Schweinerei ist zu einem Gegenstand öffentlicher Unterhaltung geworden. Es gibt bestimmt kaum Ketzer, die Hanos Strafgericht mehr verdient haben als die Orthodoxen. Aber niemand betrachtet diese Ereignisse als Buße. Und genau das erfüllt mich mit Bangen.«
    »Häh?«
    »Der Pöbel giert nach weiteren Enthüllungen, nur um den Topf am Köcheln zu halten. Ich fürchte den Tag, an dem die Orthodoxen vollkommen ausgeblutet sind und man anfängt, andere Leitbilder zu suchen, die man zur Ader lassen kann.«
    Sieh an. »Sie meinen, die Kirche könnte das nächste Opfer sein?« Würde mir wirklich nicht das Herz brechen.
    »Möglich. Trotz meiner Bemühungen sind auch unter uns einige gestrauchelte Sünder. Aber meine Hauptsorge gilt nicht allein der Kirche. Sie gilt dem Glauben an sich. Jede weitere Enthüllung versetzt dem religiösen Glauben einen empfindlichen Schlag. Mittlerweile beginnen selbst die, die nie etwas in Frage gestellt haben, laut zu überlegen, ob Religion nicht nur ein Hütchenspiel ist, das von Betrügern veranstaltet wird, die nur die Arglosen melken.«
    Er sah mir direkt in die
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