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Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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fiel, steckte Turan den Kopf aus der Kabine und blickte zum Himmel.
    Über dem Punch schwebte eines jener seltsamen Gebilde, wie sie gelegentlich am Himmel in der Nähe der Farm auftauchten. Eine riesige Insel, silberfarben und bläulich schillernd, segelte hoch über der Erde dahin.
    Keiner wusste, was das war. Die Menschen nannten die Inseln Plattformen, aber wer sie erschaffen hatte, wie viele es davon gab und welche Kraft diese seltsamen Gebilde in der Luft hielt war nicht bekannt. Solange Turan denken konnte, waren Inseln über das Ödland gesegelt, unerreichbar für Gewehrkugeln und gleichgültig gegenüber dem Menschengeschlecht.
    Bald verschwand die Plattform hinter den Wolken. Der Weg verlief in sanften Biegungen entlang eines ausgetrockneten Fluss ufers, eines ehemaligen Zuflusses des Dnepr.
    In der Trockenen Zeit, manchmal wurde sie auch Sonnenzeit genannt, fand man hier nirgendwo Schutz vor der Hitze, selbst jetzt nicht, wo sie schon ihrem Ende zuging. Gegen Mittag würden die Störungen im Äther so heftig werden, dass er das Radio ausschalten musste. Aber vorläufig floss Schaar Skitalez’ Stimme noch so deutlich aus dem Lautsprecher, als würde der Mann neben Turan auf dem Beifahrersitz sitzen.
    »Neuigkeiten aus dem fernen Rjasan hat uns ein MutafagVögelchen gebracht.« Die Stimme des Radiomachers klang fröhlich und unnachahmlich in ihrer Art. »Etwa vor einer Dekade haben zwei ehrliche Wandersmänner, bekannt unter den Namen Dumpfbacke und Glatzkopf, einen gefleckten Echsen-Manis gesichtet, der mit einem Murmeltier im Maul aus den Dünen kam. Wenn das stimmt, dann müssen die Einwohner Rjasans in der nächsten Regenzeit mit gewaltigen Problemen rechnen. Es ist höchstens zwei Zyklen her, seit angeheuerte Jäger die gefleckten Echsen vertrieben haben. Wenn die Bestien jetzt aber zurückkommen, wird kein Mensch Rjasan helfen. Denn Gerüchten zufolge hat das Dorf den Jägern nicht die versprochene Summe bezahlt, sondern sie um zwanzig Kriecher-Häute und ein Dutzend Krüge selbst gebrautes Bier betrogen …«
    Turan hatte noch nie eine Echse gesehen, aber Nasar hatte ihm von diesen Raubtieren erzählt, die Angst und Schrecken in der Don-Wüste verbreiteten.
    »Aber Schaar würde sich gegen die Wahrheit versündigen, wenn er euch verschweigt, dass die beiden ehrlichen Wanderer Dumpfbacke und Glatzkopf – nach dem Zeugnis einiger Leute aus der Gegend – Säufer sind, wie man sie selten findet. Jeden Morgen betrinken sie sich mit Maisschnaps, den sie gegen alten Plunder aus den Ruinen eintauschen, um anschließend in irgendeinem verlassenen Warzenhügel vor sich hin zu schnarchen. Und deshalb kann euer Schaar diesen beiden Prachtburschen nicht mehr glauben als dem verehrten Ataman Makota. Und Makota glaubt ja selbst Makota nicht. In Kürze erwartet uns Werbung, anschließend folgen die aktuellen Tauschkurse und andere Neuigkeiten. Bis dahin möchte ich euch ein Liedchen vorspielen, das vier Jungs aus Rjasan extra für euch zum Besten geben. Die Vier sperren jeden Abend in einer hiesigen Kneipe die Kehlen auf. Sie nennen sich die ›Viererbande‹ …«
    Skitalez verstummte und aus dem Lautsprecher drang eine wehmütige Melodie, die von näselnden Stimmen gesungen wurde. Die vier Bandmitglieder trugen abwechselnd eine Ballade über ein Mädchen vor, das sich in einen Mutanten aus dem nördlichen Ödland verliebt hatte.
    Inzwischen hatte der schwierige Wegabschnitt begonnen – scharfe Kurven zwischen breiten und tiefen Granattrichtern. Manche davon waren mit den Netzen gigantischer Taranteln überzogen, andere waren von Disteln und stacheligen Ranken überwuchert.
    Auf seiner Motocyclette hätte Turan diese Etappe zügig hinter sich gebracht, ohne die Geschwindigkeit zu drosseln, aber der Punch war schwerfällig – und die Fahrt wirkte auf Turan ebenso trostlos wie die Ballade der Viererbande. In dem Lied ging es darum, dass eine junge Schöne mit einem Mutanten in die Tiefen des Ödlands flüchten wollte. Aber ihr Vater erfuhr von ihren Plänen, und die Vorstellung, dass seine einzige Tochter mit einer Bestie verschwinden könnte, passte ihm ganz und gar nicht. Denn er wollte sie mit dem Sohn eines reichen Dörflers verheiraten und das üppige Brautgeld einstreichen. Daher rief der Vater Mönche aus dem Moskauer Orden zu Hilfe. Früh am Morgen erwischten diese den Mutanten beim Schuppen hinter dem Haus seiner Liebsten. Irgendwie gelang es dem Wilden zu entkommen. Eine rasende Jagd begann, begleitet
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