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Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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doch!«, entgegnete eine Stimme vom Hof. »Was schreist du in der Früh schon hier herum?«
    Seit Turans Mutter krank geworden war, führte Bruta bei ihnen den Haushalt. Die Alte war streitsüchtig, dafür konnte sie gut kochen.
    »Immer diese Hetzerei!«, brummte sie, während sie mit einem Korb überm Arm herbeigeeilt kam.
    Turan nahm Bruta den Korb ab, dessen Inhalt mit einem Handtuch zugedeckt war und nach Piroggen roch. Er schlüpfte in die Kabine. Zum Frühstücken war er an diesem Morgen noch nicht gekommen. Der Vater hatte ihn vor Sonnenaufgang geweckt, zum Waschen geschickt und hinterher direkt in die Garage.
    »Mach schon«, drängte Boris Dschaj-Kan, als die Alte wieder verschwunden war. »Stell den Korb unter den Sitz und geh Mika wecken, sonst steht er womöglich noch von alleine auf und läuft sonst wohin. Und dann kannst du ihn suchen.«
    »Warum muss ich Mika mitnehmen?« Turan sprang vom Trittbrett.
    Noch vor fünf Minuten hatte er gar nicht wegfahren wollen, aber nachdem sein Vater ihm den Punch anvertrauen wollte, war seine Stimmung umgeschlagen. Nur die Gesellschaft seines unternehmungslustigen Bruders konnte alles kaputtmachen.
    »Er hat einen Ausschlag«, sagte Boris langsam. »Am Hals.«
    »Na und? Er hat doch immer irgendwo einen Ausschlag, das geht vorbei.«
    »Mutter macht sich Sorgen. Und das ist nicht gut für sie.«
    Der Farmer stand am Tor, im Licht der Morgendämmerung – eine dunkle Silhouette vor grauem Hintergrund. Mittelgroß, stämmig und kräftig, in alten Reithosen und einem Pullover. Ohne Kopfbedeckung. An seinem Gürtel hing eine Pistole, und die aufgekrempelten Ärmel entblößten starke, behaarte Arme. Turan wunderte sich immer wieder darüber, dass das Kopfhaar seines Vaters grau war und darunter eine verbrannte Glatze erkennen ließ, seine Arme dagegen von schwarzen Härchen dicht bewachsen waren.
    »Du hast fünf Minuten, um deinen Bruder zu wecken und bei deiner Mutter vorbeizuschauen. Es ist schon spät!«
    Dies war ein Morgen voller Überraschungen.
    »Warum bei Mutter?« Turan konnte sich die Frage nicht verkneifen. »Wir sind doch zum Abendessen zurück, vielleicht schon früher.«
    Pause – wieder schwieg der Vater, obwohl die Frage alles andere als kompliziert war.
    »Sie sieht euch nur selten und hat gestern gefragt, ob ihr mal bei ihr vorbeikommt. Fällt dir das schwer? Muss ich dich etwa dazu überreden?«
    Nein, Turan fiel es nicht schwer. Obwohl ihn das Aussehen seiner Mutter und die Gespräche, die sie führten, in letzter Zeit immer mehr deprimierten. Sie tat ihm natürlich leid, gleichzeitig versuchte er sie so wenig wie möglich zu besuchen, weshalb er durchaus Gewissensbisse hatte.
    »Los jetzt!« Sein Vater ging zum Tor hinaus, um abrupt – als wäre er über seine eigene Schroffheit erschrocken – stehen zu bleiben. Er sah sich nach seinem Sohn um, und als dieser aus der Garage trat, schlug er ihm leicht auf die Schulter.
    Turan hatte seinen Vater noch nie so konfus erlebt. Der Junge war nicht daran gewöhnt, dass Boris Dschaj-Kan seine väterlichen Gefühle in irgendeiner Art äußerte – auch nicht auf diese zurückhaltende Weise. Er lächelte als Antwort unsicher. Aber der Farmer drehte sich schon um und eilte auf den Schuppen zu, wo zwei junge Tagelöhner ein kleinwüchsiges Pferd ohne Schwanz herausführten.
    Mika hüpfte auf einem Bein herum und zog sich gerade den zweiten Schuh an. Um ein Haar wäre er zur Hintertür hinausgeflitzt.
    »Bleib stehen!« Turan packte seinen Bruder an den strohblonden Haarbüscheln am Scheitel. »Du verschwindest nirgendwohin.«
    »Warum?!« Mika begann augenblicklich zu schreien. »Lass mich los! Ich muss was erledigen!«
    »Vater hat gesagt, wir fahren zum Eisernen Berg.«
    »Ich will da nicht hin!« Mika versuchte sich loszureißen. »Da sind die Alten!«
    Der Junge mochte die Wundheilerin und ihren Bruder, den alle nur den Alten nannten, nicht besonders. Die beiden stopften ihn jedes Mal mit einem extrem gesunden, aber ekeligen Brei aus Zwergmais voll. Dann drängte ihn die Alte, den Mund zu öffnen und die Zunge rauszustrecken, die sie sich ausgiebig besah. Schließlich tastete sie seinen Oberkörper ab und knetete mit ihren starken, trockenen Fingern seinen Bauch.
    »Genau, wir fahren zu den Alten.« Turan nickte.
    »Warum? Ich fahr nicht mit!«
    Mika sah mit seinen Sommersprossen und den großen Ohren ziemlich seltsam aus. Wenn er sich ärgerte, röteten sich seine Backen und zwischen seine Augenbrauen
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