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Tee und Toast

Tee und Toast

Titel: Tee und Toast
Autoren: Mary Scott
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dem Moment fiel ein glimmender Zweig neben den Schuppen auf den Boden, und ich hatte gerade noch Zeit, einen Sack zu packen und auf den Ast zu schmeißen.
    Die nächste Stunde war ein Alptraum. Wir rannten atemlos hin und her und konnten kaum der vielen Gefahren Herr werden.
    Und während der ganzen Zeit war ich von Angst gehetzt. Was war mit Paul los? Der Qualm war inzwischen so dick geworden, daß man nicht einmal mehr die Koppeln unter dem Haus sehen konnte. Nur das ängstliche Blöken der Schafe bewies mir, daß die Herden sicher eingetrieben waren. Ich war fast schon am Ende meiner Kräfte, als ich ein Pferd auf unser Haus zugaloppieren hörte. Es war Larry. Sie sprang vom Pferd, packte wortlos einige Säcke und rannte auch schon auf den Wollspeicher zu, an dessen Vorderfront ein Fleck Gras lichterloh brannte.
    Ich sprang schnell ins Haus, um nach den Kindern zu sehen. Die Zwillinge bauten unter Micks Anleitung aus Kochtöpfen, Tiegeln und Konservenbüchsen einen Turm und hatten kaum Zeit, von ihrer Arbeit aufzuschauen. Aber Christopher war unglücklich. »Laß mich helfen, Mammi« bettelte er. »Ich kann auch Funken totschlagen. Ich bin kein Baby mehr.«
    Es wurde mir plötzlich klar, daß er recht hatte. »Gut«, antwortete ich. »Aber du mußt immer in meiner Nähe bleiben und darfst auf keinen Fall den Garten verlassen.« Ich bemerkte den fragenden Blick in Micks Augen und sagte: »Ich weiß, daß Sie auch draußen helfen wollen, Mick. Aber jemand muß bei den Zwillingen bleiben. Wenn wir nicht mehr zurechtkommen, werde ich Sie rufen. Paul muß ja jede Minute zurückkommen.«
    Ich hielt das Warten fast nicht mehr aus. Ich hörte Sam schreien und sah, wie Larry mit der Leiter kämpfte, die neben der Verandatreppe lag. Ein glühender Zweig war auf die Dachrinne gefallen. Ich sprang Larry zu Hilfe. Mit vereinten Kräften lehnten wir die Leiter ans Haus, und im Nu war Larry oben und hatte den glimmenden Ast heruntergeworfen.
    Mit einem Satz sprang sie die letzten Sprossen herunter, lachte und klopfte mir auf die Schulter. »Siehst du, das Haus ist gerettet«, meinte sie aufmunternd und war schon wieder weg.
    Einen Moment lang starrte ich nur bewundernd hinter ihr her. Sie war eine außergewöhnliche Frau. Sie steckte in alten Kordhosen, hatte sich dicke Socken über die Hosenbeine fast zu den Waden herauf gezogen, trug uralte, feste Halbschuhe und hatte um ihr Haar einen alten Wollschal gebunden. Ihr Gesicht glänzte vor Schweiß und Ruß. Ich konnte nicht viel besser aussehen. »Ihr seht aus wie die Teufel in meinem Bilderbuch, Tante Larry und du«, sagte Christopher. »Gib mir einen Sack, Mammi, du hast es mir versprochen.«
    Die Schafe schrien verzweifelt. Sie waren wie verrückt vor Angst. Und mir ging es nicht anders. Nicht unseretwegen, sondern wegen Paul.
    Plötzlich hörte es auf zu stürmen. Wir starrten uns entgeistert an. Seit Stunden kämpften wir uns in einem Babylon von Getöse, Rauch und Flammen ab, und nun war auf einmal alles totenstill.
    Ich wischte mit meiner rußigen Hand über die feuchte Stirn. Christopher blickte zu mir auf. »Mammi, es ist so still«, sagte er. »Wo ist Daddy?«
    Mick erschien auf der Veranda und streckte dramatisch die Hände zum Himmel. »Gott und all seinen Heiligen sei Dank«, schrie er. »Er hat dem Sturm die Flügel abgebrochen.«
    Ich mußte fast lachen, aber im gleichen Augenblick fing der wilde Wein unter dem Wohnzimmer an zu brennen, und ich riß mit einem Ruck die Reben, die ich so mühsam hochgezogen hatte, zu Boden und trampelte darauf herum. Plötzlich fiel etwas Kaltes auf meine Stirn. Es war ein Tropfen. Ich versuchte, durch den Qualm in den Himmel zu blicken. Endlich war die Erlösung gekommen. Es regnete.
    Ich stand völlig erschöpft da und hielt meine Hände den Tropfen entgegen. Der Himmel hatte seine Schleusen geöffnet und ergoß seine Wassermassen auf das brennende Land. Die Tränen schossen mir in die Augen, und ich weinte wie ein Kind.
    Plötzlich hörte ich eine Stimme. »Aber, Susan, was stehst du denn im strömenden Regen? Wirst du nie vernünftig werden?«
    Ich drehte mich um und warf mich schluchzend in Pauls Arme. »Nun beruhige dich doch«, sagte er besänftigend und strich mir übers Haar. »Es ist naß genug, mußt du dann auch noch Tränen vergießen? Komm mit ins Haus. Jetzt ist alles vorbei. Du hast dich tapfer geschlagen. Ich mache dir einen Tee, und dann geht’s gleich ins Bett.«
    Ich lachte und heulte zur gleichen Zeit. »Zuerst
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