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Tee und Toast

Tee und Toast

Titel: Tee und Toast
Autoren: Mary Scott
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vorbei.
    »Ein reizendes Mädchen«, sagte er halb zu sich selbst. »Sie ist einfach nicht totzukriegen. Immer gut aufgelegt und lustig.« So denkt mein Mann wirklich über Larry, wenn er es auch vor ihr nicht zugibt.
    Als wir nach Hause kamen, lagen die Kinder bereits im Bett und schliefen — ungewaschen — tief und fest. Mick war über den Küchentisch gesunken und schnarchte. Neben ihm standen drei volle Flaschen Bier. Diese außergewöhnliche Tatsache bewies uns, daß er unglücklich und traurig war. Paul legte eine Hand auf die Schulter des alten Iren, und Mick fuhr mit einem Ruck in die Höhe. Auch er war schwarz und ruß verschmiert. Zwei Tränenspuren rannen über sein faltiges Gesicht. Auch Paul hatte bemerkt, daß der alte Mann geweint hatte, und sagte sofort: »Mr. O’Neill geht es gut, Mick. Wir haben ihn eben nach Hause gebracht.«
    »Und warum ist er nicht in seinem eigenen Wagen gefahren?« fragte Mick und rieb sich die Augen.
    Paul erzählte, und Mick atmete erleichtert auf. »Wenn nur ihm nichts passiert ist!«
    Wir schauten noch kurz zu den Kindern hinein und gingen dann nach einem gründlichen Bad selbst zu Bett.
    Es war schon sieben Uhr vorbei, als ich am nächsten Morgen aufwachte. Die Sonne schien strahlend vom Himmel. War alles nur ein böser Traum gewesen? Ich sprang aus dem Bett und lief ans Fenster. Von einem Traum konnte nun wirklich nicht mehr die Rede sein.
    Es sah grauenvoll aus. Unser mühsam gepflegter Rasen war zertrampelt und verbrannt, meine Ziersträucher streckten kümmerlich ihre versengten Zweige in die Luft, der Verandaboden hatte ein riesengroßes Loch. Ich zog mir schnell ein Kleid über und ging hinaus in den Garten.
    In der angrenzenden Koppel drängten sich unsere ganzen Herden. Aus dem Stall hörte ich das gelangweilte Blöcken der Zuchthammel. Die Hügel jenseits der Furt waren ein Bild der Verwüstung.
    Die Kinder wachten auf, und ich eilte zurück ins Haus. Paul war schon sehr früh aufgestanden und auf seine verkohlten Koppeln hinausgeritten. Wir waren schon lange mit dem Frühstück fertig, als er zurückkam. Er sah müde und abgespannt aus. Ich wagte nicht, ihn nach dem Ergebnis seines Erkundungsrittes zu fragen, sondern brühte erst einmal Tee auf.
    »Es ist zwar nicht so schlimm, wie ich gefürchtet habe«, begann er von selbst zu erzählen, »aber wir haben doch einige Schafe verloren. Doch alles in allem sind wir noch gut weggekommen. Die Zäune sind stellenweise völlig verbrannt. Wir werden kaum etwas von unseren Herden verkaufen müssen, da der Regen noch rechtzeitig für das Herbstgras einsetzte. Aber, wie gesagt, es hätte schlimmer ausgehen können. Nur müssen wir eben jetzt...«
    Er zögerte und blickte mich traurig an. »Was, Paul?« fragte ich.
    »Wir müssen eben mit dem neuen Wagen noch warten.«
    Ich war erstaunt. »Mit dem neuen Wagen? Aber wir hatten doch gar nicht vor, einen zu kaufen.«
    »Doch, ich wollte dich damit überraschen. Ich habe nur noch auf den Scheck für die Wolle gewartet. Aber jetzt...«
    Er sah wie ein enttäuschter kleiner Junge aus. Auf einmal schossen mir die Tränen in die Augen, und ich erklärte Paul verzweifelt, daß nicht der Wagen daran schuld sei, sondern sein trauriges Gesicht.
    Nun mußten wir beide lachen. Paul nahm mich in die Arme und sagte nur: »Meine dumme, kleine Susan.«
    In dem Moment hielt ein Wagen vor unserem Haus. Wir wollten unseren Augen nicht trauen. Es waren Anne, Julian und der Colonel. Ich rannte hinaus, um sie zu begrüßen.
    »Was machen denn Sie hier?« fragte ich Annes Vater vorwurfsvoll. »Ich dachte, Sie seien noch im Krankenhaus. Julian, warum hast du nicht ein Machtwort gesprochen?«
    »Ein Machtwort?« wiederholte Julian lachend, und der Colonel legte einen Arm um meine Schultern und sagte herzlich: »Susan, wie ich mich freue, Sie wiederzusehen. Keine zehn Pferde hätten mich davon abhalten können. Ich muß doch wissen, ob ihr alle noch am Leben seid.«
    Anne war natürlich sofort ins Haus zu ihren Kindern gerannt. Wir folgten ihr langsam. Die Männer blieben im Wohnzimmer und sprachen über die gestrige Katastrophe, während ich zu Anne und den Kindern ging. Die Zwillinge waren außer sich vor Freude, saßen beide auf dem Schoß ihrer Mutter und plapperten wild auf sie ein.
    Als sie sich wieder etwas beruhigt hatten, erkundigte ich mich nach dem Befinden des Colonels. Es ginge ihm viel besser, antwortete Anne. Man hätte ihn einfach nicht davon abhalten können, nach Hause zu fahren.
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