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Team Zero 1 - Heißkaltes Spiel (German Edition)

Team Zero 1 - Heißkaltes Spiel (German Edition)

Titel: Team Zero 1 - Heißkaltes Spiel (German Edition)
Autoren: Eva Isabella Leitold
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Gefühle reden soll. Denkst du, es hilft mir, wenn ich mit ihr darüber rede, was in mir vorgeht, wenn ich die Einzelteile einer Leiche aufsammeln muss, oder gezwungen bin, einen Mörder zu erschießen?“
    „Hör mir doch einfach mal zu“, fiel Dan ihr ins Wort.
    „Es rührt mich, dass du dir Sorgen um mich machst, aber ich bin ein großes Mädchen und ich habe alles im Griff. Und was die Psychologin angeht … Woher sollte sie wissen, was wir da draußen erleben und zu sehen bekommen? So kann das nicht funktionieren, Dan.“
    Da war er wieder, dieser Druck, der sich langsam in ihr aufbaute. Sie wusste, dass sie jeden Moment in die Luft gehen konnte, wenn sie sich weiter in Rage redete. Der misslungene Einsatz und die Gesichter der toten, entstellten Frauen trugen dazu bei, dass es ihr zusehends schwerer fiel, sich zu zügeln. Sie fühlte sich von Minute zu Minute mieser.
    „Wie funktioniert es denn deiner Meinung nach?“, fragte er ruhig.
    Wie bitte? „Bist du tatsächlich der Ansicht, dass unsere seelischen Verwundungen durch Gespräche geheilt werden können?“ Um ihren Worten noch mehr Nachdruck zu verleihen, schüttelte sie den Kopf.
    Doch es war, als spräche man gegen eine Wand, denn Dan setzte mit seiner typisch ruhigen Art noch eins obendrauf. „Du willst nicht mit ihr reden, weil du Angst hast, dass sie herausfinden könnte, was wirklich in dir vorgeht. Du willst dich vor allen verschließen.“
    Kurz verblüffte sie seine Anschauung. „Wem sollen diese Gesprächstherapien eigentlich helfen? Mir oder den toten Frauen?“
    „Du versuchst doch nur, dich herauszureden.“
    Seine Engelsgeduld ging ihr auf den Nerv. Wo waren die guten alten Konfrontationen, wenn man sie benötigte? „Der Eindruck täuscht.“ Und damit Ende der Diskussion. Wenn sie etwas von ihrer Würde behalten wollte, war genau jetzt ein Themenwechsel angesagt. Oder schweigen.
    Während der vergangenen zwei Jahre hatte sie durch den Einsatz ihrer besonderen Gabe mehr Mordfälle gelöst als jeder andere in der doppelten Zeit. Der Gedanke, dass ihre Arbeit an ihrer geistigen Gesundheit nagen könnte, war ihr schon in den Sinn gekommen, bevor diese Psychoanalytikerin aufgetaucht war. Aber wollte sie das offiziell bescheinigt haben?
    Gut, es war alles andere als leicht verdauliche Kost, die ihnen in ihrem Job vorgesetzt wurde, aber sie hatte gute Nerven und vor allem glaubte sie an das, was sie tat. Nachdem sie die schrecklichen Schatten ihrer Vergangenheit endlich begraben und sich ein Leben aufgebaut hatte, in dem sie anerkannt und geachtet wurde, würde sie sich von einer Diplom-Psychologin sicher nicht sagen lassen, dass sie kurz vor einem Burn-out stand. Was war das überhaupt für eine neumodische Bezeichnung? Konnte man nicht einfach sagen, ein bisschen überarbeitet? Wie auch immer. Sie war ganz sicher nicht davon betroffen. Das würde sie wissen.
    „Wem willst du eigentlich etwas vormachen, Jo? Wir müssen über unsere Gefühle sprechen, das ist wichtig. Oder willst du mir etwa allen Ernstes weismachen, diese Einsätze ließen dich kalt?“
    Wie konnte er so etwas fragen? Am liebsten wäre sie auf der Stelle explodiert, hätte den grässlichen Gefühlen, die in ihr brodelten, freien Lauf gelassen, bis auch der letzte Funke Zorn und Wut wegen ihres heutigen Versagens und dem daraus resultierenden Ergebnis aus ihrem Kopf gewichen war. Drei Frauen hatten den Tod gefunden. Die jüngste war kaum älter als neunzehn. Jetzt war sie tot. Sie würde nie mehr lachen oder sich mit Freunden treffen. Ob sie das kalt ließ? Es brachte sie um den Verstand und es passierte immer wieder. Immer und immer wieder gab es Tote, weil es Psychopathen gab, die Unschuldigen das Leben raubten. Sie war nun einmal nicht Gott, sie konnte nur ihr Bestes geben und es war heute nicht gut genug gewesen.
    Sie machte hier also überhaupt niemandem etwas vor. Nicht einmal sich selbst. Das Einzige, was sie einfach nicht kapierte,war, wie in Herrgotts Namen eine Psychologin ins Konzept passen sollte. Das kostete nur unnötig Zeit. Zeit, die sie da draußen besser einsetzen konnte, um solch ein Dilemma wie das von heute vermeiden zu können. Das war das Einzige, was wirklich zählte und seine Wirkung nicht verfehlte.
    „Ich möchte, dass du dir ein paar Tage freinimmst“, holte Dan sie aus ihren Gedanken.
    Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie vor ihrem Zuhause angekommen waren, ihrem Wohnblock. Dan zog den Schlüssel aus dem Zündschloss und wartete auf eine
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