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Team Zero 1 - Heißkaltes Spiel (German Edition)

Team Zero 1 - Heißkaltes Spiel (German Edition)

Titel: Team Zero 1 - Heißkaltes Spiel (German Edition)
Autoren: Eva Isabella Leitold
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beinahe zu Tränen. Bei ihm konnte sie die raue Schale, hinter der sie sich oft verbarg, ablegen, denn er wusste so oder so, dass sie aus der Bahn geworfen war. Das war seltsam, denn im Grunde konnte sie ihr Innerstes vor allem und jedem verschließen. Manchmal fragte sie sich, ob ihre Truppe sie genau deshalb mochte und schätzte, weil sie sich unerschütterlich gab und ihnen somit eine Stütze sein konnte. Das war schließlich Teil ihres Jobs. Aber wer war ihre Stütze? An wen konnte sie sich klammern, wenn sie den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sah? Wenn laut die Verzweiflung in ihr aufschrie? Wenn sie den Boden unter den Füßen verlor und sie vergeblich nach Halt angelte? Und vor allem, wer würde ihre Sicht der Dinge verstehen? Darauf wusste sie keine Antwort, obwohl sie in den vergangenen Jahren nicht innegehalten hatte, es herauszufinden. Sie hatte auch nicht vor, noch einmal auf ihrem Weg anzuhalten und zu überprüfen, ob es nicht doch einen Menschen gab, der ihr Vertrauen nicht missbrauchen würde. Sie war mit genug hässlichen Erfahrungen geschlagen. Eine Wiederholung kam nicht infrage.
    Auch wenn sie nicht mit Dan über ihr verkorkstes Leben und ihre Gabe sprechen konnte, hatte sie doch das Gefühl, dass er sie besser verstand als jeder andere. Sie hatte keine Ahnung, was er über sie dachte, wenn er sie mit diesen weisen Augen betrachtete. Sie wollte es auch gar nicht wissen, denn sie hatte zu viel Angst, dass sie das, was zwischen ihnen war, zerstören würde. Sie hütete sich davor, in den Geist der Menschen einzudringen, mit denen sie ständig zusammen war. Es war eine Sache, in den Köpfen kranker Menschen herumzustochern, aber eine ganz andere, von seinen Mitmenschen zu wissen, was sie von einem dachten, wie sie einen sahen.
    Die Wahrheit kann oft schmerzlich sein. Das wusste sie nur allzu gut.
    Dan sah sie noch immer an. Mittlerweile hatte sie sich so weit beruhigt, dass sie den roten Nebel aus ihrem Kopf vertreiben konnte. Zumindest hatte sie nicht mehr das Bedürfnis, etwas zerdeppern zu müssen.
    „Ich möchte mit dir sprechen, Jo.“
    „Okay.“ Sie nahm noch einen Schluck Tee. Tequila wäre ihr lieber gewesen, oder etwas ähnlich Starkes, um das beklemmende Gefühl in ihrer Brust zu vertreiben. Härtere Sachen trank sie selten, aber nach dem heutigen Einsatz könnte sie etwas Stärkeres als Tee vertragen.
    „Komm, steig ein, wir fahren eine kleine Runde.“
    Dabei deutete Dan auf seinen BMW Kombi. Verwundert sah sie ihn an, denn sie erinnerte sich nicht daran, wann er das letzte Mal so frühzeitig einen Tatort verlassen hatte. Für gewöhnlich war auch sie eine der Letzten, die das Feld räumten, denn sie musste sich die Aura des Täters einprägen, um eine Chance zu haben, ihn auf der geistigen Ebene zu erreichen. Doch in diesem Fall hatte sie das ja bereits getan, somit hatte sich ihre Arbeit wohl erledigt. Innerlich seufzte sie, während Dan die Beifahrertür öffnete. Sie stieg ein und schnallte sich an.
    Als sie das Viertel hinter sich gelassen hatten, sah sie ihn von der Seite an. „Du wolltest etwas mit mir besprechen?“
    „Wie geht es dir, Jo?“
    Sie wunderte sich über diese Frage, denn dahinter verbarg sich eine Anklage. „Mir geht es gut“, versicherte sie, bemüht, einen selbstsicheren Eindruck zu machen.
    „Du verweigerst seit vier Monaten das Gespräch mit Dr. Corey.“
    Hier war sie also, die Anklage. Dr. Corey war die Psychologin, die die Dienststelle des SWAT-Kommandos betreute. Jedes Teammitglied musste in regelmäßigen Abständen mit ihr über die Einsätze sprechen.
    „Ja. Und was willst du mir damit sagen?“
    „Denkst du, für dich gelten nicht dieselben Regeln wie für alle anderen?“
    „Wolltest du nur mit mir reden, um mir zu sagen, dass ich die Gespräche mit der Psychologin vernachlässige?“
    Dan schüttelte den Kopf. „Jo, diese Gespräche sind wichtig. Wir können nicht alle Erlebnisse allein verarbeiten.“
    Er sprach mit ihr wie ein Vater zu seinem Kind. Sie kannte ihn, seit sie vor zwei Jahren zum SWAT-Kommando kam. Er leitete die Abteilung und hatte Josy damals eingestellt. Vom ersten Moment an mochte sie ihn. Er war acht Jahre älter als sie und mit seinen bereits teilweise ergrauten Haaren und seinem besonnenen Charakter strahlte er eine ansteckende Ruhe aus. Doch im Augenblick brachte er Josy mit seinem Gerede und seiner offenen Anklage nur auf die Palme.
    „Ich sehe einfach nicht ein, wieso ich mit einer fremden Person über meine
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