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Tausendundeine Nacht mit dir

Tausendundeine Nacht mit dir

Titel: Tausendundeine Nacht mit dir
Autoren: Annie West
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Stunden. Eine Ewigkeit. Und sollte der Zyklon dieses Inselchen heimsuchen, reichlich Zeit zum Sterben.
    Die Enttäuschung verursachte Belle Übelkeit. Und sie hatte geglaubt, sie sei gerettet. Aber zumindest war Duncan nun in Sicherheit.
    Sie starrte den Mann vor sich an. Sein Blick war undurchdringlich, und seine Miene verriet absolut nichts, auch wennAngst oder Verzweiflung in einer solchen Situation nur verständlich gewesen wären. Jene Angst, die sie selbst verspürte und die ihre Glieder erstarren ließ.
    Doch etwas an seiner Haltung, wie er die breiten Schultern reckte und die Hände auf seine Knie stützte, sagte ihr, dass dieser Mann auf alles vorbereitet war. Auch auf eine hysterische Frau.
    Mühsam nahm sie sich zusammen und verdrängte die Angst. Als Kind hatte sie tropische Wirbelstürme am Great Barrier Reef miterlebt, sie wusste, welchen verheerenden Schaden sie anrichten konnten. Unwillkürlich sah sie zu dem klappernden Hüttendach auf. „Wie können wir uns darauf einstellen?“
    Der Pirat deutete auf die Decke, die noch immer schützend um ihre Schultern lag. „Wenn Sie erlauben …“ Als sie nickte, schlug er sie etwas zurück und hielt die Taschenlampe auf ihre bloßen Füße gerichtet. Sie waren voller Sand und blutverkrustet. Um die Gelenke zog sich ein roter Ring, dort, wo die Fesseln die Haut abgeschabt hatten. Belle unterdrückte den lächerlichen Drang, ihre Füße zurückzuziehen.
    Im dämmrigen Schein der Lampe betrachtete sie sein Gesicht, während er ihre Verletzungen untersuchte. Sein Kinn war hart vorgeschoben, seine Wangenmuskeln arbeiteten. Die Luft zwischen ihnen schien wie elektrisch aufgeladen. Etwas strahlte in großes Wellen von ihm aus.
    Ärger? Weil er sich in dem herannahenden Sturm auch noch um sie kümmern musste? Sie zog sich noch tiefer in die schützende Decke zurück. Ihr Instinkt warnte sie, bei diesem Mann Vorsicht walten zu lassen. Was verrückt war. Ein Fremder riskierte sein Leben, um sie zu retten. Sie musste ihm vertrauen. Was sollte sie schon von ihm zu befürchten haben?
    „Sollten Sie nicht besser erst meine Hände von den Fesselnbefreien?“ Dann konnte sie mithelfen, die Hütte zu sichern, und wäre auch weniger abhängig von ihm. Sie würde sich sehr viel wohler fühlen, wenn sie sich selbst helfen konnte.
    „Es ist wichtiger, dass Sie die Beine frei bewegen können.“
    „Wieso?“ Wohin sollten sie schon gehen? Dieses Inselchen bot nicht gerade viele Ausweichmöglichkeiten. Und sollte der Sturm das Wasser an Land treiben … sie lagen hier vielleicht zwei Meter über dem Meeresspiegel. Einer Flutwelle hatte diese Insel nichts entgegenzusetzen.
    Die Erkenntnis traf sie mit Wucht. Er musste gespürt haben, wie sie sich plötzlich verspannte. Er sah auf, im Dunkeln glühten seine Augen.
    „Alles in Ordnung mit Ihnen?“
    Oh ja, natürlich, ihr ging es ganz prächtig! Besorgt sah sie auf ihre Füße. Jetzt verstand sie auch, was er vorhatte. „Ohne Fußfesseln kann ich wenigstens Wasser treten, wenn wir weggespült werden.“
    Durchdringend sah er sie an. „Ich werde auf Sie aufpassen. Das verspreche ich.“
    Belle zweifelte nicht daran, dass er es ernst meinte. Doch würde das ausreichen, damit sie beide überlebten?
    „Haben Sie mehr Vertrauen, Miss Winters“, fuhr er fort. „Ich werde uns beide hier herausholen. Laut Vorhersage soll der Sturm weiter nach Westen abziehen. Hier wird es mit Sicherheit unangenehm werden, aber wir werden überleben. Und jetzt halten Sie still, damit ich mir das Schloss ansehen kann.“
    Er breitete eine kleine Werkzeugmappe neben sich aus und fasste nach ihrer Ferse. Belle stockte der Atem, als ein Stromstoß sie bei der Berührung durchzuckte. Das hier war völlig unpersönlich, dennoch reagierten ihre Sinne. Kleine Wellen liefen ihre Beine empor. Ihr logischer Verstandmahnte sie streng, dass kein Mann, ganz gleich, wie sexy er auch sein mochte, Elektrizität mit bloßen Händen entstehen lassen konnte.
    Seufzend schloss sie die Augen, um das Bild seines dunklen Schopfes über ihren Beinen auszublenden. Der Wind heulte immer stärker, wirbelte Sand durch die Türöffnung und kündete von der bevorstehenden Naturkatastrophe. Dennoch fühlte Belle sich wie in einer Traumwelt, seltsam unbeteiligt in dieser verfallenen Hütte, beschützt von diesem außergewöhnlichen Mann.
    Außergewöhnlich? Sie wusste doch nur, dass er außergewöhnlich gut aussah, mehr nicht. Und dass ihn eine Aura von Macht umgab. Er würde nicht
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