Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tausendundeine Nacht mit dir

Tausendundeine Nacht mit dir

Titel: Tausendundeine Nacht mit dir
Autoren: Annie West
Vom Netzwerk:
tiefe Stimme aus den Schatten. „Wir sind hier, um zu helfen.“
    Belle drehte den Kopf, um in funkelnde Augen zu sehen.Jetzt spürte sie auch die Körperwärme des anderen Mannes. Wer immer dieser Mann war, ihn umgab eine Aura von Macht, die sie erschauern ließ.
    Der Druck seiner Finger verstärkte sich. Vor Schmerz schrie sie leise auf, der Dolch entglitt ihr, und sofort ließ der Mann ihre Hand los und nahm den Dolch auf. Das Blut schoss zurück in die tauben Finger, Belle biss sich auf die Lippe und zog die Hand an ihre Brust, Tränen von Schmerz, Angst und Frustration in den Augen.
    „Es ist alles in Ordnung, Miss Winters“, sagte er. „Wir sind hier, um Sie zu retten.“
    Retten! Erschöpft ließ sie sich zurückfallen. Konnte das wahr sein?
    Eine warme Hand legte sich auf ihren Arm. „Halten Sie durch, solange wir uns um Ihren Freund kümmern?“
    Sie nickte schwach. „Ja, sicher.“
    Der Mann sagte etwas in Arabisch zu seinem Begleiter, der noch immer neben Duncan hockte. Jetzt wurde Belle auch klar, dass er nur nach dem Puls hatte fühlen wollen. Unendliche Erleichterung durchflutete sie. Wer immer diese Fremden waren, sie waren tatsächlich zu ihrer Rettung gekommen.
    „Hier, trinken Sie.“ Der, der der Anführer zu sein schien, hielt ihr eine Wasserflasche an den Mund. Gierig fasste sie mit beiden Händen danach und trank. Kühles klares Wasser rann ihre trockene Kehle hinunter.
    „Nicht zu hastig. Wenn Sie zu viel trinken, wird Ihnen übel.“
    Natürlich hatte er recht. Aber sie hatte unendlichen Durst. Und weil er die Flasche festhielt, war es ihr gar nicht möglich, mehr zu trinken.
    „Genug“, erklang seine Stimme an ihrem Ohr.
    Hätte sie Kraft gehabt, sie hätte sich beschwert. Doch der Angriff auf seinen Begleiter hatte ihre restliche Energieverbraucht. Sie schwankte im Sitzen, und der Fremde griff sofort nach ihren Schultern, um sie zu stützen.
    „Tut mir leid“, murmelte sie. „Ich glaube, mein Gleichgewicht funktioniert im Moment nicht besonders gut.“
    „Es ist ein Wunder, dass Sie überhaupt bei Bewusstsein sind.“ Seine Stimme klang rau, doch seine Hände waren sanft. „Kommen Sie her.“ Er zog sie an sich, hob sie mühelos auf seine Arme, und für einen kurzen Moment nahm sie Wärme und Stärke und den Duft von Sonne und Salz und Mann wahr, bevor er sie auf eine Decke legte. „Bleiben Sie liegen, solange wir nach Mr. MacDonald sehen.“
    „Sie wissen, wie wir heißen?“, brachte sie hervor.
    „Es kommt nicht oft vor, dass in Q’aroum jemand entführt wird, erst recht keine Ausländer. Natürlich wissen wir, wer Sie sind. Seit Ihr Bootsmann die Entführung gemeldet hat, wird zu Wasser und zu Lande nach Ihnen gesucht.“
    Er strich ihr das verschwitzte Haar aus der Stirn, und Belle schloss die Lider. Lächerlich, aber diese fürsorgliche Geste trieb ihr die Tränen in die Augen.
    „Ruhen Sie sich aus“, sagte er noch, bevor er von ihr wegtrat.
    Alles tat ihr weh, in ihrem Kopf hämmerte es, ihre Kehle brannte vor Durst, und sie wusste, sie war am Ende ihrer Kräfte. Doch diese rauen, warmen Hände, die sie bei den Schultern gehalten hatten, flößten ihr wieder Hoffnung ein. Hoffnung und Zuversicht. Sie rief sich die Stimme des Mannes in Erinnerung – tief und samten. Diese Stimme war ihr durch und durch gegangen, hatte etwas an ihrer Weiblichkeit berührt, trotz der prekären Lage, in der sie sich befand.
    Wenn das alles nur eine Halluzination kurz vor dem Tod war, dann würde sie in Frieden ins Jenseits hinübergleiten.
    Sie musste wohl eingenickt sein, denn als sie die Augenwieder aufschlug, beleuchtete eine zweite Taschenlampe den engen Raum. Der Wind hatte aufgefrischt, Palmwedel schlugen auf das Dach der Hütte. Die Männer verarzteten Duncan und legten ihm geschickt einen Verband an, im Licht konnte Belle erkennen, dass sie beide eine Art Tarnuniform und klobige Stiefel trugen. Soldaten? Oder Söldner? Im Moment war Belle das gleich, solange sie und Duncan nur gerettet wurden. Der Mann mit den grauen Haaren trat jetzt ein Stück beiseite und gab den Blick auf den Anführer frei.
    Belle stockte der Atem. Ein Pirat war zu ihrer Rettung geeilt!
    Das musste die Erschöpfung sein, die ihr einen Streich spielte! Sie blinzelte, aber das Bild schwand nicht.
    Sein schwarzes Haar war glatt zurückgekämmt, er hatte das Gesicht eines Kämpfers – harte, entschlossene Züge. Obwohl er grimmig dreinschaute, besaß er das atemberaubendste Gesicht, das Belle je gesehen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher