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Tausendundeine Nacht mit dir

Tausendundeine Nacht mit dir

Titel: Tausendundeine Nacht mit dir
Autoren: Annie West
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nur mit allem fertig werden, er würde triumphieren, ganz gleich, was er anging.
    Ein Ruck holte sie aus diesen absurden Fantasiegespinsten. Als sie die Augen aufriss, sah sie Blut auf seinem Handgelenk. Beim Versuch, das Schloss zu öffnen, musste er wohl abgerutscht sein und sich geschnitten haben.
    „Sind Sie in Ordnung?“
    Er hob den Kopf. Sie hätte schwören mögen, ein Lachen in seinen Augen zu erkennen, weil sie, entführt und gefesselt, sich Sorgen um ihn machte. „Ich werde überleben.“
    Er zog an der Fessel, die Kette fiel rasselnd ab. Jetzt lächelte er tatsächlich, ein Lächeln, das sein Gesicht weniger ernst erscheinen ließ. Leicht verdattert riss Belle die Augen auf. Hatte sie ihn vorher für ausgesprochen männlich und sexy gehalten, sah er jetzt einfach umwerfend aus.
    Im echten Leben gab es keine so gut aussehenden Piraten!
    „Ihre Geduld ist belohnt worden“, meinte er und schob das Metall beiseite. „Und gerade noch rechtzeitig.“
    Der Regen hatte eingesetzt, riesige Wassermassen fielen vom Himmel, wehten zur Tür herein und liefen durch die Ritzen des Dachs. Unter der Decke, die rasant nass wurde,begann Belle zu zittern. Bald würde der Wind so laut werden, dass man sein eigenes Wort nicht mehr verstand.
    „Meine Hände …“
    Er schüttelte den Kopf und hielt sein Werkzeug hoch. Es war abgebrochen, steckte in rostigem Metall fest. Verzweiflung übermannte Belle. Würde dieser Albtraum denn nie enden?
    „Uns bleibt keine Zeit.“ Mit der Lampe leuchtete er auf das Hüttendach. Das Holz rüttelte und klapperte, die Wände schwankten. Mit einem gemurmelten Fluch richtete er sich auf und zog Belle auf die Füße. „Heben Sie die Hände über den Kopf“, sagte er, legte sich ihre Arme um den Nacken und zog sie an sich. Belle fühlte sich an eine solide Wand aus Muskeln gezogen und hochgehoben.
    Trotz des wütenden Sturms konnte sie fast glauben, ihr würde nichts passieren, solange sie bei ihm war.
    „In der Hütte ist es nicht sicher“, schrie er gegen das Heulen an. „Halten Sie sich fest!“
    Und damit schritt er durch die Öffnung hinaus in den tosenden Sturm.

2. KAPITEL
    Die Böen wehten sie fast um. Wie es ihm gelang, gegen den Wind anzukämpfen, wusste Belle nicht. Nur, dass seine Arme wie ein eiserner Ring um sie lagen, als würde er sie nie wieder loslassen.
    Sie barg das Gesicht in seiner Halsmulde, um ihre Augen vor dem fliegenden Sand zu schützen. Seine Haut war schweißfeucht und besaß ihren ganz eigenen Duft. Sein Herzschlag, kräftig und regelmäßig, dämpfte die Angst, die sich ihrer bemächtigen wollte.
    In einer Sandkuhle legte er Belle ab, um sie dann mit seinem eigenen Körper zu schützen. Er war so viel größer als sie, war eine Barriere gegen den schrecklichen Sturm, der durch die Nacht tobte. Das Atmen fiel ihr schwer, mit seinem Gewicht auf sich. Sand verfing sich in ihren Nasenlöchern, sie musste durch den Mund atmen. Eigentlich war es mehr ein Nach-Luft-Schnappen.
    Sie musste sich irgendwie befreien, anders hinlegen. Als sie jedoch die Arme von seinem Nacken lösen wollte, hielt er ihre Hände fest.
    „Nicht“, sagte er an ihrem Ohr. „Sonst werden wir getrennt.“
    Das Heulen war gespenstisch. Plötzlich hörte Belle einen dumpfen Laut, etwas schlug neben ihr auf. Der Mann auf ihr zuckte erst zusammen, dann erschlaffte er, wurde nochschwerer und drückte sie tiefer in den Sand. Nach einem langen Augenblick schien er sich wieder gefasst zu haben. Er hob den Oberkörper an, sodass sie wieder Luft holen konnte.
    „Sind Sie in Ordnung?“, brüllte sie an seinem Ohr.
    „Ja. Halten Sie durch, Miss Winters.“
    Diese Förmlichkeit war angesichts der Umstände absolut lächerlich. Dieser Fremde war alles, was zwischen ihr und dem möglichen Tod stand. Er war in ihrem schwächsten Moment zu ihr gekommen, als sie verletzt, verzweifelt und hilflos gewesen war. Er hatte seine Kraft mit ihr geteilt und ihr Hoffnung gegeben, als sie ihre verloren hatte.
    Und jetzt lag sie unter ihm, mit nichts bekleidet als einem Badeanzug, eng an ihn geschmiegt wie eine Geliebte. Während sein massiver Körper sie vor dem entsetzlichen Wind schützte, konnte sie jeden seiner Muskeln auf ihrer Haut spüren.
    Sie kannte nicht einmal seinen Namen.
    Belle öffnete den Mund, wollte ihn nach seinem Namen fragen, schloss die Lippen wieder. In diesem Tumult würde er sie nicht hören.
    Also tat sie das Einzige, was sie für den Mann tun konnte, der ihr das Leben rettete – sie
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