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Tausendundeine Nacht mit dir

Tausendundeine Nacht mit dir

Titel: Tausendundeine Nacht mit dir
Autoren: Annie West
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legte die Hände auf seinen Kopf und spreizte die Finger. So konnte sie ihn vielleicht wenigstens vor herumfliegenden Teilen schützen. Dann drehte sie ihr Gesicht und fand Trost in der Wärme seines Atems.
    Rafiq konnte genau den Moment bestimmen, als sie sich dem Unabänderlichen ergab. Sie lag jetzt völlig still unter ihm. Ihr hämmernder Pulsschlag beruhigte sich etwas, und ihre Starre lockerte sich. Nur die Finger hielt sie weiter angespannt auf seinem Kopf ausgebreitet, um ihn zu schützen.
    Seine Lippen begannen zu zuckten, als er die Absurditätder Situation überdachte.
    Miss Isabelle Margaret Winters aus Cairns, Australien, fünfundzwanzig Jahre alt, war eine bemerkenswerte Frau. Eine Kämpfernatur, entschlossen, alles aus sich herauszuholen und niemals aufzugeben, ganz gleich, wie die Chancen standen.
    Sie hatte sogar Dawud mit seinem eigenen Messer angegriffen!
    Bei dem Gedanken lächelte er leicht. Sollten sie das hier überleben, würde er diese Episode mit Freuden ausnutzen.
    Dawud war ein alter, treu ergebener Freund, nur manchmal vergaß er, dass er nicht die Entscheidungen für Rafiq treffen konnte. Er hatte sich sogar mit ihm streiten müssen, weil Dawud bei Miss Winters hatte zurückbleiben wollen. Dabei müsste Dawud es besser wissen. Rafiq war verantwortlich für sie. Er kannte seine Pflichten. Früh hatte er gelernt, Verantwortung zu tragen und sich jeder Herausforderung zu stellen.
    Er bewegte sich leicht, um den Schmerz in seiner Schulter zu lindern, an der ihn irgendetwas getroffen hatte. Die Bewegung machte ihm nur ihren weichen Körper unter sich bewusst. Da sie die Arme um seinen Nacken gelegt hatte, pressten sich ihre Brüste in seine Haut, ihre Hüfte an seinem Unterleib gaukelte ihm erotische Freuden im Schlafgemach vor, ihre Lippen an seinem Hals ließen ihn sich fragen, wie es sein mochte, diesen Mund zu küssen. Trotz des Sandes in der Nase konnte er ihren schwachen Duft wahrnehmen, malte sich aus, wie ihre Haut auf seiner Zunge schmecken würde.
    Mit all seinen Sinnen war er sich ihrer bewusst. Und er spürte ihre Verwirrung und ihre Angst.
    Nur mit Mühe zwang er sich, seine Gedanken wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren, verärgert über die eigene Schwäche. Sich von einer schönen Frau ablenkenzu lassen, in dieser Extremsituation! Das war jenseits aller Vernunft!
    Ob umherfliegende Teile das Schlimmste waren, was sie aushalten mussten? Oder würde das Atoll fortgeschwemmt werden? Das lag in der Hand des Schicksals.
    Er musste an seinen Großvater denken. Der alte Mann hatte fest an die Macht des Schicksals geglaubt. Selbst als er seinen Sohn, Rafiqs Vater, verloren hatte, blieb er der unverbrüchlichen Überzeugung, dass es so vorbestimmt war.
    Würde der alte Mann noch leben, dann wäre es seiner Meinung nach kein Zufall, dass Rafiq hier gemeinsam mit Isabelle Winters dem Sturm trotzte.
    Miss Winters wäre schließlich gar nicht hier ohne Rafiq. Er persönlich hatte jedes Mitglied der Forschungsmannschaft überprüft und seine Erlaubnis für das Projekt gegeben. Ohne seine Zustimmung wäre Miss Winters gar nicht in seinem Land.
    Schuld nagte an ihm. Unabsichtlich war sie zu einer Figur im Schachspiel der Politik geworden.
    Wegen des Sturms würde Dawud nicht rechtzeitig auf der Hauptinsel ankommen, bevor das Ultimatum für die Lösegeldforderung ablief. Eine Nachricht konnte Dawud auch nicht senden. Das Funkgerät auf dem Schlauchboot war außer Betrieb. Folge des Sturms oder Sabotage? Und ohne die Nachricht, dass die Geiseln gefunden worden waren, würde niemand es wagen, sich Rafiqs ursprünglicher Anordnung zu widersetzen. Das Lösegeld würde gezahlt werden.
    Sosehr es ihm auch widerstrebt hatte, sich erpressen zu lassen … Er wusste, wer hinter der Entführung steckte, und er wusste, dass eine Nichterfüllung der Forderung das Todesurteil für Miss Winters und ihren Kollegen bedeutete.
    Ein solches Risiko hätte er niemals eingehen können.
    Zwar war er zuversichtlich gewesen, den Anführer irgendwannseiner gerechten Strafe zuzuführen. Aber vorher hatte Rafiq auf Zeit spielen müssen. Q’aroum brauchte den Wirbel nicht, den die Entführung und Ermordung zweier ausländischer Wissenschaftler in der internationalen Presse aufrühren würde. Das Land war bekannt für seine Stabilität und Sicherheit, was internationale Investoren und Geschäftsleute anzog. Dieser Ruf durfte keinen Schaden leiden.
    Und deshalb wurde auf sein Geheiß das unerhörte Lösegeld
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