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Tauchstation

Titel: Tauchstation
Autoren: Robin Cook
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erstaunlicher war jedoch, dass von der Substanz innerhalb der Magmakammer zurückgeworfene Schallwellen die gleichen Merkmale aufwiesen wie diejenigen der Mohorovicic Diskontinuität, der mysteriösen Grenze zwischen der Erd kruste und dem Erdmantel. Obwohl während des Kalten Krieges sowohl die Amerikaner als auch die Russen alles darangesetzt hatten, hatte es bisher noch niemand ge schafft, an Magma aus dem Bereich der Mohorovicic Dis kontinuität zu gelangen. In der Hoffnung, dass es Benthic Marine als erstem Unternehmen gelänge, Proben dieser flüssigen Substanz zu gewinnen, hatte Perry beschlossen, die Benthic Explorer noch einmal an diesen Ort zu schicken und an dem Berg Bohrungen vornehmen zu lassen. Er ging davon aus, dass die Analyse des Materials Aufschlüsse über die Struktur und vielleicht sogar den Ursprung der Erde geben würde. Und jetzt verkündete ihm der Leiter des Benthic Explorer -Projekts, dass die ursprünglichen seismischen Da ten womöglich falsch waren!
    »Es könnte sein, dass die Magmakammer leer ist«, be richtete Mark.
    »Leer?«, fragte Perry entsetzt.
    »Na ja, nicht leer«, korrigierte sich Mark. »Vielleicht ist sie mit einer Art komprimiertem Gas gefüllt, vielleicht auch mit Dampf. Ich weiß, dass die Extrapolation von Daten aus dieser Tiefe unsere derzeitige Bodenradartechnologie über fordert. Viele Leute mögen gar behaupten, dass die Ergeb nisse, von denen ich hier spreche, jedes wissenschaftlichen Beweises entbehren und nichts weiter sind als ein Hirnge spinst sozusagen. Aber die Tatsache, dass die Daten unseres Radars irgendwie nicht mit den seismischen Daten zusammenpassen, bereitet mir doch Sorgen. Verstehen Sie – ich würde mich einfach schwarz ärgern, wenn wir diesen Rie senaufwand betreiben, um dann nichts weiter hinaufzube fördern als überhitzten Dampf. Damit wäre niemand glück lich und am wenigsten wahrscheinlich Ihre Investoren.«
    Perry kaute auf der Innenseite seiner Wange herum und ließ sich Marks Bedenken durch den Kopf gehen. Beinahe wünschte er sich, nie vom Sea Mount Olympus gehört zu haben – so hatte die Besatzung den tafelbergähnlichen Un terwasserberg getauft, in den sie gerade ein Loch zu bohren versuchten.
    »Haben Sie Dr. Newell darüber in Kenntnis gesetzt?«, fragte Perry. Dr. Suzanne Newell war die leitende Ozea nografin auf der Benthic Explorer. »Ich meine, hat sie diese Radardaten gesehen, von denen Sie mir eben erzählt haben?«
    »Nein«, erwiderte Mark. »Bisher habe ich sie niemandem gezeigt. Ich habe den Schatten auf meinem Computerbild schirm ja selbst erst gestern entdeckt, als ich ein paar Vorbe reitungen für Ihre Ankunft getroffen habe. Eigentlich hatte ich vorgehabt, gestern Abend bei der Besprechung darauf einzugehen, aber dann erschien es mir doch sinnvoller, erst einmal unter vier Augen mit Ihnen darüber zu reden. Falls Sie es noch nicht bemerkt haben sollten – bei ein paar Mit gliedern der Besatzung machen sich erste Probleme mit der Arbeitsmoral bemerkbar. Viele glauben inzwischen, dass der Versuch, in den Guyot einzudringen, ein bisschen dem Kampf gegen Windmühlen gleicht. Es werden erste Stim men laut, dass man das Projekt lieber aufgeben und zu sei nen Familien zurückkehren sollte, bevor der Sommer vorbei ist. Da wollte ich nicht noch Öl ins Feuer gießen.«
    Perry spürte, wie ihm die Knie weich wurden. Er zog Marks Schreibtischstuhl unter dem Tisch hervor, ließ sich schlaff hineinplumpsen und rieb sich die Augen. Er war mü de, hungrig und deprimiert und hätte sich ohrfeigen kön nen, dass er auf der Grundlage so weniger zuverlässiger Da ten die Zukunft seiner ganzen Firma aufs Spiel gesetzt hatte. Doch seinerzeit war ihm die zufällige Entdeckung des Berges wie das große Los erschienen, das ihn einfach zum Handeln gezwungen hatte.
    »Kopf hoch!«, versuchte Mark ihn aufzumuntern. »Glau ben Sie, mir macht es Spaß, der Überbringer schlechter Nachrichten zu sein? Wir machen es so, wie Sie vorgeschla gen haben. Wir versuchen, uns eine bessere Probe zu beschaffen, damit wir uns eine genauere Vorstellung von dem Gestein machen können. Lassen Sie uns jetzt nicht die Flinte ins Korn werfen!«
    »Wenn das so einfach wäre«, seufzte Perry. »Wissen Sie, wie viel es Benthic Marine jeden Tag kostet, das Schiff hier draußen zu haben? Vielleicht sollten wir lieber ab sofort die Verluste begrenzen.«
    »Frühstücken Sie doch erst einmal«, schlug Mark vor. »Wichtige Entscheidungen sollte man nie auf nüchternen
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