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Tauchstation

Titel: Tauchstation
Autoren: Robin Cook
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brutalen, intoleranten, schnell ausfallend werdenden Vätern aus dem Arbeitermilieu aufgewachsen, die ständig betrunken gewesen waren und ihre Ehefrauen geschlagen hatten, womit man das Benehmen der drei jungen Männer zwar erklären, nicht aber entschuldigen konnte. Das Verhalten ihrer Väter war ihnen nicht annähernd peinlich; sie betrachteten ihre harte Kindheit eher als eine natürliche Entwicklungsstufe auf dem Weg zur wahren Männlichkeit. Keiner von ihnen hatte je auch nur einen flüchtigen Gedanken an das alte Sprichwort verschwendet, das da lautet: Wie der Vater, so der Sohn.
    Männlichkeit war für Richard, Louis und Michael eine wichtige Tugend. Wenn die drei in einer Kneipe Biere stemmten und irgendwelche Typen dazukamen, die sie für weni ger männlich hielten als sich selbst, konnten diese ihr wahres Wunder erleben. »Rechtsverdreher« und »fettärschige Sesselfurzer von der Army« waren ihnen ein besonderer Dorn im Auge. Sie verabscheuten aber auch jeden, der irgendwie schräg, seltsam oder tuntig wirkte. Am meisten jedoch verachteten sie jede Art von Homosexualität, wes halb sie die beim Militär im Hinblick auf Homosexuelle gel tende Devise »Keine dummen Fragen stellen und das Maul halten« als lächerlich und einen persönlichen Affront emp fanden.
    Obwohl man Taucher bei der Navy mit Nachsicht zu be handeln pflegte und ihnen Verhaltensweisen durchgehen ließ, die man bei anderem Militärpersonal nicht duldete, überspannten Richard Adams und seine beiden Kumpel permanent den Bogen. An einem heißen Augustnachmittag suchten die drei Männer wieder einmal ihre Lieblingskaschemme auf, eine Taucherkneipe auf Point Loma, der Halbinsel vor der San Diego Bay. Sie hatten einen anstren genden Tag und ein paar schwierige Tauchgänge hinter sich. Nach diversen Runden des Warmtrinkens und einigen Streitereien über die aktuelle Baseballsaison traf sie der Schlag, als sie zwei Angehörige der Army, die offensichtlich schwul waren, fröhlich in die Bar hineinspazieren sahen. Bei ihrem umgehend einberufenen Kriegsgericht kamen die drei Taucher zu dem Schluss, dass die beiden Neuankömm linge darauf aus waren, es in einer der hinteren Nischen der Kneipe miteinander zu treiben.
    Die Tatsache, dass die Soldaten Offiziere waren, entfachte die Wut der drei Taucher nur noch mehr. Aus welchem Grund ein Offizierspaar der Army in San Diego sein mochte, einem bedeutenden Stützpunkt der Navy und der Marines, fragten die drei sich natürlich nie. Richard, der sich meistens als Anführer aufspielte, ging als Erster zu der Nische, in der die beiden Offiziere sich niedergelassen hatten, und fragte sarkastisch, ob er bei der Orgie mitmachen dürfe. Die bei den Offiziere verstanden nicht, was Richard ihnen sagen wollte – nämlich dass sie auf der Stelle verschwinden sollten. Sie lachten unbeschwert, bestritten, irgendeine Orgie feiern zu wollen, und boten stattdessen an, ihm und seinen Freun den eine Runde zu spendieren und mit ihnen anzustoßen. Das Ganze artete in eine einseitige Schlägerei aus, nach der die beiden Offiziere im Marinekrankenhaus Balboa lande ten. Richard und seine beiden Freunde verbrachten die nächste Zeit im Bunker und wurden schließlich von der Navy entlassen. Die beiden Offiziere waren zufälligerweise Angehörige des Korps der Obersten Militärstaatsanwalt schaft gewesen.
    »Macht schon, ihr Arschlöcher!«, brüllte Richard, als sei ne Kumpels nicht umgehend erschienen. Er warf einen Blick auf seine Taucheruhr. Larry Nelson war sicher schon sauer. Seine telefonische Anweisung war unmissverständlich gewesen: Sie sollten sich UMGEHEND in der Kommando zentrale der Tauchstation einfinden.
    Der Erste, der schließlich aus seiner Kajüte schlurfte, war Louis Mazzola. Er war fast einen Kopf kleiner als Richard mit seinen eins dreiundachtzig. Wenn Richard seinen Kumpel Louis ansah, fühlte er sich immer an eine Bowling kugel erinnert. Louis hatte ziemlich viel Fleisch auf den Rippen, wirkte immer unrasiert, und sein kurzes dunkles Haar klebte platt an seinem runden Schädel. Er schien kei nen Nacken zu haben; sein Kopf saß direkt zwischen seinen Schultern.
    »Wieso verbreitest du so eine Hektik?«, beschwerte sich Louis.
    »Wir gehen runter!«, bellte Richard.
    »Hast du sonst noch irgendwelche Neuigkeiten auf La ger?«, zog Louis seinen Kumpel auf.
    Schließlich schälte sich auch Michael aus seiner Kajüte. Von seiner Konstitution war er ein Zwischending zwischen dem grobknochigen Richard und dem
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