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Tauchstation

Titel: Tauchstation
Autoren: Robin Cook
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für die Unterseeforschung zu entfachen und Benthic Marine ei nen kometenhaften Aufstieg in die erste Liga der Ozeano graphie zu verschaffen. Doch leider lief das riskante Projekt nicht wie geplant.
    Fertig angezogen warf Perry einen Blick in den Spiegel über dem Waschbecken seines winzigen Badezimmers. Ein paar Jahre zuvor hätte er sich die Zeit dafür genommen, doch die Zeiten hatten sich geändert. Seitdem er in den Vierzigern war, fand er, dass sein Wuschelhaar, das ihm frü her geschmeichelt hatte, ihn älter oder zumindest müde und erschöpft aussehen ließ. Hinzu kam, dass sein Haar sich allmählich lichtete und er eine Lesebrille benötigte. Wenigs tens war ihm sein gewinnendes Lächeln geblieben. Gegen seine geraden weißen Zähne hatte er nichts einzuwenden, vor allem, weil sie seine sonnengebräunte Gesichtsfarbe be tonten, für deren Erhalt er keine Mühe scheute. Zufrieden mit seinem Spiegelbild, eilte er aus seiner Kajüte und haste te den Gang entlang. Als er an den Türen des Kapitäns und des Ersten Offiziers vorbeikam, war er versucht anzuklopfen und seinem Ärger Luft zu machen. Die stählernen Wände des Schiffs hallten nach wie Kesselpauken und hätten ei gentlich alle Besatzungsmitglieder des Schiffs aus dem Schlaf schrecken müssen. Als Gründer, Präsident und größ ter Anteilseigner von Benthic Marine erwartete er von der Besatzung vollen Einsatz, und zwar erst recht, wenn er an Bord war. War er etwa der Einzige, der die Vibration als be unruhigend empfand und ihr auf den Grund gehen wollte?
    Auf dem Deck angekommen, versuchte er zu orten, wo her das seltsame Dröhnen kam, das sich jetzt mit den Be triebsgeräuschen des Bohrturms vermischte. Die Benthic Ex plorer war hundertfünfzig Meter lang und wurde in der Mitte von einem zwanzigstöckigen Bohrturm für Tiefbohrungen überragt, der einen zentralen Schacht überbrückte. Zusätz lich zu dem Bohrturm war das Schiff mit einer ultramoder nen Sättigungs-Tauchstation ausgestattet und verfügte über ein Tiefseetauchboot und mehrere ferngesteuerte mobile Kameraschlitten, von denen jeder mit einer beeindrucken den Anzahl von Fotoapparaten und Videokameras bestückt war. Darüber hinaus gab es auf der Benthic Explorer ein High-Tech-Labor, was ihrer Muttergesellschaft, der Benthic Marine, die Durchführung umfangreicher ozeanographischer Studien und Operationen ermöglichte.
    Die Tür zur Bohrstation stand offen. Ein Riese von ei nem Mann erschien und gähnte und streckte sich. Dann zog er sich in aller Seelenruhe die Träger seines Overalls über die Schultern und setzte seinen gelben Helm auf, auf dem in fetten Buchstaben SCHICHTLEITER stand. Noch ein wenig schlaftrunken steuerte er den Drehtisch an. Of fenbar hatte er trotz der Vibration, die das Schiff nach wie vor erschütterte, keinerlei Eile.
    Perry legte einen Schritt zu und holte den Schichtleiter genau in dem Moment ein, als zwei Deckhelfer auf ihn zu kamen.
    »Das geht jetzt schon seit zwanzig Minuten so, Chef«, brüllte einer der Helfer über den lärmenden Bohrer hinweg. Alle drei ignorierten Perry.
    Der Schichtleiter bedachte den Hinweis mit einem abfäl ligen Knurren und streifte sich ein Paar schwere Arbeitshandschuhe über. Dann ging er hinaus auf die schmalen Metallroste, die den zentralen Bohrschacht überspannten. Die Gelassenheit, die der Mann an den Tag legte, machte Perry fassungslos. Der Übergang erweckte keinen beson ders stabilen Eindruck; zwanzig Meter tiefer toste der Oze an, und zum Festhalten gab es nur einen niedrigen schma len Handlauf. Am Drehtisch streckte der Schichtleiter die Arme aus und umfasste mit beiden behandschuhten Händen die rotierende Bohrstange. Er griff nicht fest zu, son dern ließ die Stange zwischen seinen Handflächen rotieren. Dabei legte er den Kopf zur Seite und versuchte die Ur sache für die Vibration auszumachen, die über die Stange übertragen wurde. Er brauchte nur ein paar Sekunden.
    »Haltet sofort den Bohrer an!«, brüllte er.
    Einer der Deckhelfer eilte zurück zum Schaltpult. Kurz danach kamen die Antriebsaggregate am Drehtisch mit ei nem lauten metallischen Quietschen zum Stehen, und das knirschende Vibrieren verstummte. Daraufhin verließ der Schichtleiter den Drehtisch und ging zurück aufs Deck.
    »So ein Mist!«, fluchte er entnervt. »Das Ding ist schon wieder kaputt. Langsam reicht es ja wohl.«
    »Kann man wohl sagen«, entgegnete der Deckhelfer, der bei ihm geblieben war. »In den vergangenen vier oder fünf Tagen
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