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Tauchstation

Titel: Tauchstation
Autoren: Robin Cook
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Institution.«
    »Wo wir wohl sind?«, fragte jetzt Harvey. Er stützte sich auf einen Ellbogen und musterte die flache windgepeitschte Insel. Sie schien nur aus Sand, Muscheln und Dünengras zu bestehen.
    »Das hat Michael doch schon gesagt«, erwiderte Donald. »Wir sind auf einer der vielen Inseln vor dem Hafen von Boston gelandet.«
    »Und wie kommen wir in die Stadt?« Perry musterte arg wöhnisch die Umgebung.
    »In ein paar Stunden wimmelt es hier von Ausflugsboo ten«, erklärte Michael. »Wenn die Leute unsere Geschichte hören, werden sie sich darum reißen, uns mitnehmen zu dürfen.«
    »Ich sehne mich schon nach einem üppigen Abendessen, bei dem ich weiß, was ich auf dem Teller habe«, stellte Per ry fest. »Und nach einem Telefon! Ich will endlich meine Frau und meine Tochter anrufen. Und danach werde ich erst mal achtundvierzig Stunden schlafen.«
    »Dem kann ich mich voll und ganz anschließen«, nickte Donald. »Kommen Sie! Gehen wir auf die andere Seite der Insel! Selbst wenn ich nur aus der Ferne einen Blick auf old Beantown erhaschen kann, wird mein Herz vor Freude einen Hopser machen.«
    »Ich bin dabei!«, begeisterte sich Perry.
    Sie standen auf, streckten sich und marschierten über den festen Sand am Wasser entlang. Obwohl sie alle erschöpft waren, fingen sie an zu singen. Selbst Donald ließ sich von der ausgelassenen Stimmung anstecken.
    Als sie die Spitze einer kleinen Landzunge erreichten, blieben sie wie angewurzelt stehen und verstummten. Etwa hundert Meter vor ihnen hockte ein alter, grauhaariger Mann im Schatten. Er hatte gerade sein kleines Boot an Land gezogen, dessen Segel träge im Wind flatterte.
    »Wenn das kein glücklicher Zufall ist«, stellte Perry fest.
    »Ich schmecke schon den Kaffee auf der Zunge und sehe die frischen Laken vor mir«, freute sich Michael. »Kommen Sie, machen wir den Opa zu einem Helden. Wahrscheinlich bringen sie ihn auf CNN.«
    Mit lautem Freudengebrüll rannten sie auf den alten Fischer zu, der beim Anblick der grölenden, über die Dünen auf ihn zustürmenden Männer in Panik geriet. Hastig raffte er seine Utensilien und seine Netze zusammen und versuch te zu fliehen.
    Richard war als Erster zur Stelle. Er rannte hinaus ins hüfttiefe Wasser und hielt das Boot am Bug fest.
    »Hey, alter Mann!«, lachte er. »Warum so eilig?«
    Der Fischer ließ das Segel los und versuchte Richard mit einem Ruder abzuwehren. Richard packte das Ruder, riss es dem Mann aus der Hand und warf es beiseite. Währenddes sen rannten auch die anderen ins Wasser und stürzten sich auf das Boot.
    »Der Kerl ist ja nicht gerade besonders freundlich«, stell te Richard fest. Der alte Fischer stand in der Mitte seines Schiffs und starrte die Männer finster an.
    Harvey nahm das Ruder und legte es zurück ins Boot.
    »Das ist ja wohl auch kein Wunder«, entgegnete Perry, sah an sich herunter und musterte anschließend auch seine Begleiter. »Sehen Sie sich doch mal an! Was würden Sie wohl denken, wenn plötzlich fünf Männer in Edelunter wäsche aus dem Morgendunst auftauchen und auf Sie zu stürmen würden?«
    Sie brachen in hysterisches Gelächter aus. Die Anspan nung und die Erschöpfung forderten ihren Tribut, und es dauerte mehrere Minuten, bis sie sich wieder unter Kontrol le hatten.
    »Tut mir Leid, alter Mann«, brachte Perry zwischen zwei Lachanfällen hervor. »Entschuldigen Sie unser Aussehen und unser Benehmen. Aber wir haben eine Höllennacht hinter uns.«
    »Zu viel Grog, nehme ich an«, entgegnete der Fischer.
    Die Antwort des alten Mannes rief eine weitere Lachorgie hervor, doch schließlich rissen sie sich zusammen und überzeugten ihn, dass sie wirklich nichts Böses im Schilde führ ten. Sie stellten ihm eine großzügige Entlohnung in Aussicht, wenn er sie nach Boston bringen würde. Damit war die Sache besiegelt, und sie stiegen ins Boot.
    Verglichen mit den angespannten Stunden in dem engen dunklen U-Boot war diese Fahrt ein reiner Erholungstrip. Die warme Sonne schien angenehm auf sie herab, der Wind säuselte leise im Segel, und das Boot wiegte sich sanft hin und her. Noch bevor sie die Insel umrundet hatten, waren alle außer dem alten Mann in einen tiefen Schlaf versunken.
    Es blies eine kräftige Brise, sodass der kundige Fischer den Hafen ziemlich bald erreichte. Da er keine Ahnung hatte, wo seine Passagiere abgesetzt werden wollten, schüttelte er Perry, der ihm am nächsten saß, an der Schulter. Perry reagierte mit einem müden Grunzen und hatte
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