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Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt

Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt

Titel: Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt
Autoren: Nick L. Brille
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recht eklig sein.)
Neidfaktor: * (»Ach Mama – ich wäre so gern eine Freiheitsstatuendarstellerin …« Wann haben Sie diesen Satz zuletzt gehört? Noch nie? Nein? Sehen Sie – das beantwortet die Frage nach dem Neidfaktor.)

Würfelinspektor
     
    S ind Ihre Kinder in der Nähe? Nein? Fein – dann lesen Sie jetzt weiter, und wenn die lieben Kleinen sich doch irgendwo in Sichtweite herumtreiben, dann achten Sie darauf, dass sich beim Lesen der folgenden Zeilen Ihre Lippen nicht bewegen. Man kann da gar nicht vorsichtig genug sein.
    Also – was ich Sie fragen wollte: Kennen Sie dieses total geile Gefühl, wenn Sie beim Mensch-ärgere-dich-nicht jemanden rausschmeißen können? Ja? Egal, wer es ist – Ihre angetraute bessere Hälfte, Nachbar Dieter, Tante Hilde, Oma Erika oder eben eines Ihrer Kinder –, es ist, seien Sie ehrlich, einfach ein irrer Kick, wenn Sie mit Ihrem blauen Figürchen ganz lässig das gelbe Figürchen vom Spielfeld kicken, schnipsen oder kegeln – mit einer lässigen Beugung Ihres Handgelenks, mit einem subtilen Lächeln, einem traumhaft schönen Gefühl des Triumphs.
    Natürlich ist das nicht richtig und schon gar nicht nett, und natürlich sollten Sie sich ein bisschen schämen, denn schließlich geht es bei diesem Würfelspiel nicht um Sieg oder Niederlage, nicht um Tod oder Gladiolen, wie ein berühmter holländischer Fußballlehrer es ausdrücken würde. Nein, im Mittelpunkt steht natürlich der gemeinsame Spaß am gemeinsamen Spiel, die Freude an der zusammen verbrachten Familienzeit, die Genugtuung, die Augen der Kinder leuchten zu sehen … Gähn …
    Ach, Blödsinn – wem wollen wir etwas vormachen? Der Homo ludens spielt, um zu gewinnen, und Typen, die Spiele um ihrer selbst willen betreiben, lügen uns entweder die Hucke voll, sind nicht ernst zu nehmen oder werden von Sehenden gemeinhin als Mahatma Gandhi identifiziert. Aber wir Normalos, wir wollen gewinnen, wir wollen siegen, wir wollen triumphieren über das Schicksal, über unsere Gegner, über die Ungerechtigkeiten dieser Welt. Und dafür – auch das werden wohl wieder nur einige wenige zugeben – ist uns fast jedes Mittel recht. Gut, für die wöchentliche Nordic-Walking-Runde mit Mathilde werfen wir keine Anabolika ein, und wenn wir uns zum Rommé-Abend im Foyer des Seniorenheims verabreden, dopen wir höchstens mit Traubenzucker und Knoblauch-Dragees, was uns aufgrund des strengen Geruchs meistens ein ausreichendes Maß an Ellbogenfreiheit beschert. Aber wenn es ernst wird, dann ver-lance-armstrongen wir doch alle. Beim Bingo-Turnier im Pfarrheim würden wir für den Truthahn in der Tombola sogar noch die Zahl des Teufels als unsere eigene ausgeben, wenn wir damit weiterkämen, und welcher Mann hätte beim Strip-Poker mit der heißen Heidi noch niemals seinem Nebenmann in die Karten gelinst? Ein bisschen Schummeln nämlich gilt gemeinhin als statthaft, vorausgesetzt, man lässt sich nicht erwischen, und als echte Helden gelten jene, die sich mit Chuzpe und pfiffigen Ideen nicht nur Kleingeld und Heidis Höschen, sondern gleich den Jackpot erschwindeln.
    Womit wir wieder beim Würfeln wären – und bei der Idee, das Glück in der amerikanischen Spielermetropole Las Vegas ein klitzekleines bisschen in die eigene Richtung zu manövrieren. Was wurde da nicht schon alles ausprobiert: vom Kartenzinken über komplizierte Spiegel-Anordnungen beim Black Jack bis zum Magneten im Roulette-Tisch und zum illegalen Team-Play beim Poker – geheime Zeichensprache inklusive.
    Und weil auch beim Würfeln gerne mal ein bisserl manipuliert wird, beschäftigt das Nevada Gaming Board einen leibhaftigen Würfelinspektor. Wow. Nach dem Zufallsprinzip überprüft dieser ehrenwerte Mann mit einem gottgegebenen Hang zur Penibilität all die kleinen sechsseitigen Geräte, mit denen an den Tischen der Casinos gespielt wird. Zunächst einmal guckt er nach, ob die Punkte auch korrekt auf den Würfeln angeordnet sind. Das ist wichtig, denn sonst könnte irgendein Schlurch ja auf die Idee kommen, einen Würfel zu benutzen, der die Sechs gleich zweimal anzeigt, was seine Chancen naturgemäß über Gebühr erhöhen würde. Übrigens auch beim Mensch-ärgere-dich-nicht. Also gilt: Die Vier muss immer gegenüber der Drei liegen, die Ziffern auf den gegenüberliegenden Seiten müssen zusammen immer sieben ergeben. Des Weiteren werden die Kanten und Winkel überprüft, es wird gecheckt, ob sich die Würfel korrekt drehen und ob auch alle
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