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Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt

Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt

Titel: Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt
Autoren: Nick L. Brille
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Gegenmitteln und verfolgen Veränderungen bestimmter Erreger. Auf ihren Forschungen basieren Impfstoffe, und sie beschäftigen sich leidenschaftlich und erfolgreich mit Fragen des Überlebens. Für das Militär jedoch sind diese Leute in der Regel völlig ungeeignet. Zivilisten eben. Weicheier.
     
Gefahr: ***** (Lassen Sie es uns so sagen: Das Risiko ist nicht offensichtlich und wirkt auf den ersten Blick eher unspektakulär. Zu Schlamperei und Sorglosigkeit sollte man in diesem Job allerdings wirklich nicht neigen.)
Langeweile: ** (Tag für Tag ins Mikroskop zu starren kann ein wenig ermüdend sein, doch wenn man sich vor Augen hält, was die kleinen Fleckchen unter der Linse so alles anstellen können, schläft man sicherlich nicht so schnell ein.)
Seltenheit: *** (In der biochemischen Fakultät der Uni wird man mit dieser Berufswahl nicht gerade zum Einzelgänger, doch eine Virologen-Party in Berlin dürfte trotz umgebender Großstadt eine überschaubare Veranstaltung bleiben.)
Ekelfaktor: ** (Nee – eklig ist das eigentlich nicht, eher steril. Es sei denn, die Tierversuche nehmen überhand und der Virologe entwickelt Gefühle für seine Laborratten.)
Neidfaktor: * (Dürfte schon angesichts der Berufskleidung nicht allzu hoch sein.)

Perlentaucher
     
    I ’m a material girl«, piepste der strohblonde Marilyn-Verschnitt am Anfang der Karriere, und damit war – schon in diesem frühen Stadium – das Wichtigste über die spätere Pop-Ikone Madonna gesagt. Wenn wir uns jedoch an das Video zu der quietschig geträllerten Kapitalismus-Hymne erinnern, dann fällt uns natürlich die opulente Perlenkette ein, die jene damals noch nicht ganz so heilige Lourdes-Mutter am Schwanenhals spazieren trug und die in ihrer ganzen Pracht und Fülle den Titel des Songs quasi illustrieren sollte.
    Wer immer die Idee zu diesem Video und damit auch zur Perlenkette hatte – Respekt. Die Klunker blieben in Erinnerung, wobei sich allerdings kaum jemand die Mühe macht, herauszufinden, woher die Glitzerbrocken eigentlich stammen und wer sie in die Krabbelkisten der Edelsteinhändler bringt.
    »Perlen? Wachsen die nicht in Muscheln?«, fragt sich da der gemeine Bildungsbürger, und während er sich noch Rat suchend am Hinterkopf kratzt, sorgen wir für Aufklärung.
    Also – im Prinzip ist das mit den Muscheln schon mal nicht falsch, aber die meisten Perlen werden heute »produziert« und entstammen sogenannten Zuchtfarmen. Der japanische Unternehmer Kokichi Mikimoto entwickelte dazu einen Prozess, bei dem kleine Partikel in eine Auster eingepflanzt werden, die die Bildung von Perlen begünstigen. Somit guckt man also der Auster beim Wachsen zu und weiß dabei, dass im Bäuchlein des tumben Tieres eine Perle gleich mitwächst. Und weil der Mensch a) undankbar und b) gierig ist, macht er die Auster irgendwann einmal einfach auf, klaut den die Verdauung ohnehin hemmenden Klunker und verscherbelt das nunmehr um seine Preziose erleichterte Tier an ein südfranzösisches Gourmet-Restaurant. Und damit – aber das nur am Rande – kommt die Auster dem Ideal von der Eier legenden Wollmilchsau schon ziemlich nahe.
    Allerdings – und Kenner wissen das natürlich – rümpfen Snobs beim Wort »Zuchtperle« nur allzu gern das zarte Näschen. Zu sehr industriell produziert, zu gleichförmig, zu perfekt – so richtig teuer ist nur jenes Schmuckstück, das ohne künstliche Beimischungen auf ganz natürlichem Wege als Perlchen in der Auster die Schwangerschaft simuliert. Und genau für diese ungleich selteneren Schmuckstücke engagiert sich jener Berufsstand, der als »Perlentaucher« in die Annalen einging.
    Diese eisenharten Burschen – in der Realität eine Mischung aus Aquaman, Surfertyp und Glücksritter – tauchen vornehmlich in asiatischen oder ozeanischen Meeren in Tiefen bis zu zwölf oder sogar fünfzehn Metern nach sogenannten Riesenaustern, kratzen die eher störrischen, wenngleich im Allgemeinen recht lethargischen Viecher vom Meeresgrund und befördern sie an die Wasseroberfläche. Dort werden sie von einem Gehilfen entgegengenommen, mehr oder weniger sanft geöffnet und auf ihren Inhalt überprüft. Ist dieser glitschig-glibberig und müffelt stark nach fischiger Lebensart, so wird die Auster auf den riesigen Haufen ertragloser Artgenossen geworfen und ihre Schale einer späteren Verwendung zugeführt. Enthält sie jedoch eine Perle – ungefähr einmal bei hundert Tauchgängen kommt das vor –, so jubelt der
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