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Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt

Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt

Titel: Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt
Autoren: Nick L. Brille
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erlernen, denn um seiner Arbeit effizient nachgehen zu können, wäre es absolut unverzichtbar, ihn in die von unsichtbaren Zugangskontrollen streng bewachten Biotope der Wichtigtuer einzuschleusen. Und schließlich und endlich bestünde die Notwendigkeit, den Wichtigtuer-Ausbremser mit einem Arsenal von taktischen Waffen auszustatten, mit deren Hilfe sich Wichtigtuer aller Arten und aller Nationen bloßstellen, entzaubern und beschämen ließen.
    Der Wichtigtuer-Ausbremser müsste ein Mittelding zwischen Terminator und Anarchist sein, ein grausamer Spaßvogel, ein witziger Henker. Wenn Hans-Jörg B. zur Steigerung des Efficiency-Rankings ein Meeting des Arbeitskreises einberufen will, käme dann über die hauseigene Telefonanlage die Nachricht, dass Hans-Jörg B. bitte unverzüglich seine Mutter anrufen möge – diese könne den vom Jörgl angeforderten Teddybär auf dem Speicher leider nicht finden und benötige nun präzise Informationen, um die Suche auszuweiten. Sobald Bastian S. in einer Sitzung des Arbeitskreises die Performance der Soundso-Abteilung als suboptimal brandmarken wollte, würde sich der Underground-Ausbremser zu Wort melden und ganz ernsthaft darauf hinweisen, dass er von jener neuen Mitarbeiterin namens »feuchter Traum Natascha«, die unlängst von Bastian S. eingearbeitet wurde, eine interessante Aktennotiz zum Thema Performance erhalten habe und diese nun kurz verlesen würde. Spätestens bei »Hallo, mein geiler Hengst« würde Bastian S. die Sitzung vermutlich abbrechen – ein erster Teilerfolg für den Wichtigtuer-Ausbremser.
    Wichtigtuer-Ausbremser müssten im Fernsehen Schilder hochhalten, wenn blonde Lackaffen von »Bürgernähe« und »moralischen Prinzipien« faselten – Schilder, auf denen »Bla Bla« oder auch mal »L. ist lieb, aber Bettnässer« zu lesen sein müsste. Wichtigtuer-Ausbremser könnten sich als Stewardessen verkleiden und, statt »versehentlich« Kaffee über Hosenbeine zu schütten, faulige Fischreste in Sakkotaschen kippen. Die Ausbremser müssten dort sein, wo die Wichtigtuer sich treffen, diesen immer einen Schritt voraus sein – skrupellos und beseelt vom Gedanken, der Menschheit einen unschätzbaren Dienst zu erweisen. Zweifellos ein Beruf, der dieser Welt gut zu Gesicht stünde. Wollen Sie nicht der Erste sein? Denken Sie doch mal darüber nach.
     
Gefahr: **** (Das Fatale an Wichtigtuern ist, dass es Menschen gibt, die sie tatsächlich für wichtig halten, und diese wiederum könnten dahingehend beeinflusst werden, gegen den Wichtigtuer-Ausbremser vorzugehen. Leider sind Juristen und Polizisten besonders anfällig für die Pseudo-Wichtigkeit der Wichtigtuer, sodass der Ausbremser fast unweigerlich ein gewisses Risiko tragen würde. Aber was soll’s: No risk, no fun.)
Langeweile: (Nein, einen größeren Spaß können wir uns kaum vorstellen.)
Seltenheit: ***** (Please, be our number one.)
Ekelfaktor: **** (Die Undercover-Arbeit zwischen vielen Wichtigtuern könnte selbst die scheinbar stabilsten Naturen zu etwas zwingen, das gemeinhin mit Ekel verbunden wird: zum Kotzen.)
Neidfaktor: **** (Tatsache ist: Sie könnten ein Held all jener werden, die unter Wichtigtuern leiden. Und das sind – grob geschätzt – neunzig Prozent der Weltbevölkerung. Und wird Superman etwa nicht beneidet?)

Nachbarn-Vergrauler
     
    W ir Deutschen haben angeblich viele Qualitäten – zumindest sind wir der festen Überzeugung. So gelten wir als fleißig und zuvorkommend, als umweltbewusst und pünktlich, strebsam, einigermaßen ehrlich und sportlich. Da lassen sich fehlende Sekundärtugenden wie beispielsweise Humor doch durchaus verkraften. Eines aber werden wir selbst wohl nie von uns behaupten: gute Nachbarn zu sein.
    Ohne unsere stramme Fangemeinde in Mecklenburg-Vorpommern jetzt nachhaltig vergrämen zu wollen – nicht, dass die Jungs aus dem nationalen Jugendzentrum »Rechter Aufbruch« plötzlich aufhören, dieses Buch gemeinschaftlich zu deklamieren –, müssen wir daran erinnern, dass unser fehlender Sinn für gute Nachbarschaft im vergangenen Jahrhundert schon einiges Unheil angerichtet hat. Nun mag man einwenden, dass auch andere Länder bereits Angriffskriege gegen ihre unmittelbare Umgebung angezettelt haben, aber in kaum einer anderen Nation ist die instinktive Abneigung gegen jene, die sich im angrenzenden Revier angesiedelt haben, größer als bei uns. Der territoriale Gedanke scheint fest in unseren Genen verwurzelt zu sein, und auch wenn wir
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