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Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt

Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt

Titel: Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt
Autoren: Nick L. Brille
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verspielten Höhlenbau in der nahe gelegenen Ausgleichsfläche des Getränkemarktes findet, dann beschließt er womöglich, das massige Stück Metall mit Papas Schubkarre in den eigenen Vorgarten zu transportieren – zur Belustigung des Cockerspaniels, der sein Beinchen schließlich nicht ständig nur an Gartenzwergen heben will. Schon das Hieven auf das Transportmittel – für echte Brummer müsste sich Paulchen womöglich Hilfe aus seiner Grundschulklasse holen – könnte für die fröhliche Rasselbande allerdings mit einem fetzigen Freiflug in eine andere Dimension enden. Denn bedauerlicherweise verstanden die Alliierten zwar was vom Bombenbau, wollten aber – wie alle übrigen kriegführenden Parteien offenkundig auch – partout nicht darauf achten, dass sich die Blindgänger irgendwann einmal selbst entschärfen. Im Gegenteil: Durch den Aufprall und den jahrzehntelang ungehindert wütenden Gevatter Rost sind die Zünder zuweilen so sehr in Mitleidenschaft gezogen, dass schon der rasselnde Atem eines ganz in der Nähe Würmer jagenden Maulwurfs zur auslösenden Erschütterung werden könnte. Ganz zu schweigen von Paulchens lebhaftem Interesse an metallischen Wuchtbrummen aller Art.
    Deshalb gehen wir zu Gunsten des kleinen Rackers einfach mal davon aus, dass der schlaue Bengel schön die Finger von seinem Fund lässt und ihn stattdessen seinem Papa oder gar dem örtlichen Wachtmeister meldet, sodass dieser sich umgehend um den Spezialisten bemühen kann: den Kampfmittelräumer.
    Dieser weiß natürlich aus Erfahrung, wo sich seine Pappenheimer – die explosiven Kameraden – am liebsten und am häufigsten tummeln, denn der geschichtsbeflissene Hobbyhistoriker hat schon aus beruflichem Interesse die bombige Historie des Zweiten Weltkriegs in groben Zügen auswendig gelernt. So weiß er wohl, dass immer noch etwa 33 000 Landminen beispielsweise im Nationalpark Eifel oder an der früheren innerdeutschen Grenze liegen. Und weil die Alliierten während des Krieges hauptsächlich Industriestandorte beworfen haben, darf man Bau- und Baggerarbeiten in Duisburg-Wedau, Bochum oder Wanne-Eickel zuweilen durchaus als risikobehaftet einstufen.
    Wenn in diesen Regionen gegraben wird, rückt automatisch zunächst einmal der »deutsche Kampfmittelräumdienst« an und sucht den Untergrund nach Blindgängern ab. Die stahlharten Jungs von der megacoolen Truppe durchkämmen das Gelände mit Hacke und Metalldetektor. Fängt Letztgenannter an, hektische Piepslaute von sich zu geben, dann beginnen sie zu graben. Und nicht, dass Sie jetzt denken, das passiert nur alle Jubeljahre und der Rest des Jobs besteht in einer überdurchschnittlich großen Spielwiese namens »faule Haut«. Weit gefehlt: Durchschnittlich ein Blindgänger pro Tag muss in unseren Gefilden entschärft werden.
    Nun fragen Sie sich vermutlich schon unruhig, welche Qualifikationen so ein Bombenentschärfer denn mitbringen muss. Nun, einem legendären Bühnenstück des Schweizer Kabarettisten Emil Steinberger zufolge sollte er Schäufeli und Besen stets dabei haben, doch neben dieser unverzichtbaren Hardware sind auch die sogenannten Soft Skills gefragt: gute Nerven, eine ruhige Hand. Und wenn man in der Kneipe an der Ecke der fiebrigen Blondine mit dem Schmollmund von diesem Job erzählt, sollte man unbedingt auch ein nonchalantes Achselzucken draufhaben und den Satz »Einer muss es ja machen« überzeugend rüberbringen können.
    Ausgebildet werden die Jungs übrigens in der Regel bei der Bundeswehr.
Gefahr: ***** (Aber hallo – zumindest das gefühlte Risiko pendelt irgendwo zwischen Himmelfahrt und Heilanstalt.)
Langeweile: **** (Mag ja sein, dass alle Bomben irgendwann gleich aussehen, aber so richtig öde wird der Job trotzdem nie. Garantiert.)
Seltenheit: *** (Na ja – angesichts der schieren Fülle der Nitro-Briefbeschwerer muss es eine ganze Reihe von Entschärfern geben.)
Ekelfaktor: * (Nee – eklig ist das nicht, es sei denn, Sie haben eine Aversion gegen Rost. Oder gegen zerfetzte menschliche Körper. Aber darüber machen Sie sich im Explosionsfall ohnehin keine Gedanken mehr.)
Neidfaktor: ** (Komisch: Sie verdienen einen ganzen Haufen Geld, aber es ist nicht ganz so einfach, die Mitmenschen von den Vorzügen Ihres Berufs zu überzeugen. Warum bloß?)

Feuerspringer
     
    W enn Sie, werter Leser, ein Mann sind, dann haben Sie ganz sicher auch schon mal davon geträumt, ein Held sein zu können. Wobei – das sei angemerkt – das Bild vom
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